Weiße Rosen
Du bissest die zarten Lippen wund,
Das Blut ist danach geflossen;
Du hast es gewollt, ich weiß es wohl,
Weil einst mein Mund sie verschlossen.
In Sonnenbrand und[WS 2] Regen;
Du hast es gewollt, weil meine Hand
Liebkosend darauf gelegen.
Du stehst am Heerd in Flammen und Rauch,
Du hast es gewollt, ich weiß es wohl,
Weil mein Auge an ihnen gehangen.
Du gehst an meiner Seite hin
Und achtest meiner nicht;
Nun schmerzt mich deine weiße Hand,
Dein süßes Angesicht.
Ein einzig Wort mir zu!
Die Wunden[WS 3] bluten heimlich fort,
Auch du[WS 4] hast keine Ruh.
Der Mund der jetzt zu meiner Qual
Ich hab’ ihn ja so tausend mal,
Viel tausend mal geküßt.
Was einst so überselig war,
Bricht nun das Herz entzwei;
Sieht fremd an mir vorbei.
So dunkel sind die Straßen,
So herbstlich geht der Wind;
Leb wohl, meine weiße Rose,
Mein Herz, mein Weib, mein Kind!
Ich wandre weit hinaus;
Er wird dir nicht verrathen,
Daß ich nimmer kehr nach Haus.
Der Weg ist gar so einsam,
Die Wolken nur am Himmel
Halten gleichen Schritt.
Ich bin so müd’ zum Sterben;
Drum blieb’ ich gern zu Haus,
Und Luft und Leiden aus.