Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Wallachische Schönheiten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 404
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[404] Wallachische Schönheiten. Die Wallachei ist voller Schönheiten. Wir meinen natürlich nicht politische, die in verschiedenen Invasionen und Besetzungen von Außen, in Tyrannei und Erpressung aller Art im Innern bestehen, auch nicht die wilden Naturschönheiten nach den Karpathen herauf, die Gebirge mit Wasserfällen, Bären, weißen Adlern, Wölfen, Räubern und abenteuerlichen Kämpfe mit Natur und Menschen, sondern schöne Menschen, deren es unter den Männern sowohl, als besonders unter den Frauen und Mädchen wahre Ideale geben soll. Personen, die in Bucharest, der „Stadt der Freude“ gewesen sind, stimmen alle in dem Lobe des schönen Geschlechts überein. Hier findet man die schönen Töchter und Frauen des Adels am Dichtesten und Gebildetsten oft neben Männern, aus deren langen Bärten sich römische Kraft und griechische Schärfe im Gesichtsausdruck hervordrängen. Die Wallachen sind Ueberbleibsel der alten Roma und nicht wenig stolz auf diesen Stammbaum, so wenig Früchte die neuere Politik auch daran wachsen ließ.

Die schönsten Mädchen aber wohnen in der von der Corruption in Bucharest und der Politik noch nicht erreichten Gegend an der serbischen Gränze, zwischen Dregio und Tschernecz am rechten Ufer der Donau. Dr. Gerber aus Dresden, der sich auf seiner wissenschaftlichen Reise durch Ungarn, Serbien, die Türkei, den Libanon, Aegypten u. s. w. am Längsten in Serbien aufhielt, versichert, daß er dem waldigen, üppigen Gebirgszuge der klein-wallachischen Donau gegenüber, in und um Negotin, Rodajevatz, Sokol, Statina, Palanka bis Glodpova hinunter ein Menschenschlag tanze und singe und sich des Lebens freue, der in seiner Schönheit des schönen Geschlechts Alles übertreffe, was er je von griechischer antiker Schönheit gesehen und geträumt habe. Vormittags amusiren sich die Leute etwas mit Feldarbeit, da die Natur hier keine mühsame Hülfe bedarf, Nachmittags tanzen und singen und spielen sie unter grünen Bäumen in der würzigsten, duftigen Luft, und hochgeröthet von Tanz und Uebermuth sprangen die Schönsten der Schönen oft in sein Zimmer herein, rissen ihm Bücher und Feder weg und transportirten ihn gewaltsam, wie Nymphen, die den schönen Hylas entführen, auf ihren Tanzplatz, wo sie ihn zwangen, tüchtig seine Tanzkunst zu exerciren und nach ihrer Weise zu reformiren. Das Schönste in diesen täglichen Volksfesten sind ihre Gesänge in einer Sprache, die an Wohllaut eben so alle modernen Sprachen übertrifft, wie diese Serbierinnen alle Schönheiten der Welt. Die jetzt deutsch vorliegenden serbischen Volkslieder können natürlich keine Ahnung von dem zauberischen Wohllaute der Ursprache, noch weniger von der Schönheit und den Reizen der Sängerinnen geben, die dazu tanzen und sich necken und allen möglichen Uebermuth treiben. Ihr Anzug ist dabei eben so lebensfreudig, als malerisch und geschmackvoll.