Vor der Gärtnerei in Rheinsberg

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vor der Gärtnerei in Rheinsberg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 657, 675–676
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[657]

Vor der Gärtnerei in Rheinsberg.
Nach dem Gemälde von M. Hünten.

[675] Vor der Gärtnerei in Rheinsberg. (Zu dem Bilde S. 657.) Das Schloß zu Rheinsberg, als der Aufenthaltsort des jungen Kronprinzen Friedrich, der hier nach der Einweihung des jahrelang dauernden Umbaues, 1736 bis zu seiner Thronbesteigung 1740, wohnte, ist einer [676] der ruhmreichsten fürstlichen Landsitze, weil sich hier in einer den Musen und Grazien gewidmeten Idylle das Genie eines großen Herrschers glänzend entfaltete. Gegenüber dem trockenen Ton, der in Berlin am Hofe des schlichten, barschen Soldatenkönigs herrschte, war hier den Künsten und Wissenschaften ein Asyl bereitet: der junge Prinz studierte die großen Schriftsteller und Dichter des Altertums und der Franzosen, stand in lebhaftem brieflichen Verkehr mit manchen der hervorragenden Geister, welche dem Jahrhundert seine Bedeutung gaben, griff selbst zur Feder, um einen Macchiavelli zu widerlegen, und bereitete sich in aller Stille auf seinen hohen Beruf vor. Ein geistvoller Kreis gleichgesinnter Freunde, wie Jordan, Kayserling, Bielefeld, umgab ihn, und in diesen Kranz waren auch einige Blumen weiblicher Schönheit geflochten, Edelfrauen und Edelfräulein aus dem Preußenlande. Bisweilen wurden wohl Gelage gefeiert, bei denen es wild genug herging und es auch an Trunkenheitsscenen nicht fehlte, doch im ganzen bewährte sich auch hier der Dichterspruch: „Trinken wir, sind wir begeistert!“ Ueberschäumender Geist, nicht die Roheit sinnlichen Genusses war die Losung. Friedrich selbst liebte die Musik; mit seinem Kapellmeister Graun gab er häufige Konzerte im Schloß: er war ein vortrefflicher Flötenspieler und zeichnete sich besonders durch das Rührende und Edle im Vortrag der Adagios aus; er selbst erklärte, daß beim Flötenspielen ihm die besten Gedanken kämen. Für einen künftigen berühmten Kriegsmann mußte es auffällig erscheinen, daß er das sanfteste Instrument bevorzugte; für seine stillen Neigungen sprach aber noch mehr seine Vorliebe für den Gartenbau, für Obst- und Blumenzucht; er selbst hatte die berühmten Gärten von Rheinsberg, die schönen Treibhäuser angelegt und schrieb darüber im November 1736 an seinen Vater: „Anjetzo bin ich beschäftigt, mit dem Flantzen der Bäume fertig zu werden, derweil wir anjetzo noch schöne Tage haben.“ Die Pflege des Gartens, die Früchte, die er zog, dienten ihm besonders dazu, die guten Beziehungen zu seinem gestrengen Vater, die sich nach dem heftigen Konflikt der ersten Jugendzeit wieder eingestellt hatten, aufrechtzuerhalten: er schickte pünktlich Spargel und Blumenkohl, Kirschen, Erdbeeren, Melonen und Weintrauben an seinen Vater nach Berlin. Er selbst liebte das Obst sehr, und noch in späterer Zeit standen in allen Zimmern des Schlosses von Sanssouci Teller mit Früchten und er langte beim Auf- und Abgehen bald hier, bald dort zu. Unser Bild zeigt uns den jungen Kronprinzen vor der Gärtnerei in Rheinsberg; der Gärtner macht ihn auf eine neugezogene Pflanze aufmerksam. Der Prinz betrachtet sie mit lebhafter Teilnahme, indem er aus seiner Schnupftabaksdose eine Prise nimmt, eine Gewohnheit, welcher er bis in sein hohes Alter treu geblieben ist. †