Vor der Charlottenburger Schloßwache

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Titel: Vor der Charlottenburger Schloßwache
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 306
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[303]

Garde-Kürassiere an der Charlottenburger Schloßwache.
Originalzeichnung von Wilhelm Claudius in Berlin.

[306] Vor der Charlottenburger Schloßwache. (Mit Abbildung S. 303.) Was „ein strammer Dienst“ für den ein-, zwei- oder dreijährigen Vaterlandsvertheidiger bedeutet, das weiß Jeder, der in dem ersten Militärstaate der Welt des Königs und Kaisers Rock getragen, das ahnt selbst, wer nur einmal einen verstaubten, müde schlendernden Zug Soldaten von halbtägiger Uebung heimkehren sah. Dafür pflegt auch nächtliche Schlaflosigkeit nicht eben dasjenige Uebel zu sein, an dem ein Soldat im Dienste häufig leidet; wie Hunger der beste Koch ist, so ist ihm Uebermüdung die beste Amme. Und wie behaglich, wenn ein Tag kommt, den er in leichtem Dienst oder in gänzlicher Freiheit bequem verdehnen oder sonst nach Herzenswunsch ausfüllen darf! Wer will es ihm verdenken, wenn er etwa mit einiger Schadenfreude weniger glückliche Cameraden, das Roß zwischen den Schenkeln oder mit dem „Kuhfuß“ nebst „Affen“ belastet, bei sich vorüberziehen sieht! Harmlos genug ist diese Schadenfreude, denn er weiß nur zu gut, daß er vielleicht anderen Tags schon die umgekehrte Rolle spielen dürfte.

Etwas von jenem Behagen empfindet sicher das vierblätterige Gardekürassier-Kleeblatt auf unserem Bilde, das seitab von der uniformenüberfüllten aufregenden Hauptstadt in dem idyllischen Charlottenburg zum Dienste in der Schloßwache commandirt ist. Hier wird selbst der „Dienst“ idyllisch, und in voller Gemüthlichkeit, auf das Erscheinen alarmirender Epauletten sichtlich sehr wenig vorbereitet, ergötzen die breiten behäbigen Gardereiter sich im kindlichen Spiele mit einem muthmaßlich alten Bekannten aus dem Hundegeschlechte, der, wie es scheint, zur Nachbarschaft gehört. Wohliger Schatten streckt sich kühlend von der Wache her über die Gesellschaft, während im Hintergrunde über den hier nie fehlenden Spaziergängern die Sonnengluth brütet. Das hübsche „militärische Idyll“ ist die Arbeit eines Schülers Paul Thumann’s, von dessen schönem Talente wir schon früher Gelegenheit hatten, unseren Lesern Proben zu bringen.