Textdaten
<<< >>>
Autor: Gustav Kopal
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vom Hamburger Wasser
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 857, 864–866
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Bericht über das Filtrierwerk Kaltehofe der hamburgischen Wasserversorgung
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Wasserturm Rothenburgsort
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[857]

Die neuen Hamburger Filteranlagen.
Nach einer Photographie von Strumper u. Co. in Hamburg.

[864]
Nachdruck verboten.
Alle Rechte vorbehalten.

Vom Hamburger Wasser.
Von Gustav Kopal. Mit Abbildungen nach Photographien von Strumper u. Co. in Hamburg.

[„]Wasser ist das Beste“, singt Pindar. Mit diesem Spruche waren die Hamburger immer durchaus einverstanden, und sie hatten auch guten Grund hierzu. Das länderumfassende Weltmeer besitzt für sie einige schätzbare und einträgliche Eigenschaften. Mit Stolz blicken sie auf ihre majestätische Elbe, mit Entzücken auf die prächtige Alster und auf das liebliche Kind des Sachsenwaldes, die Bille. Die Nixen dieser Gewässer sind zugleich praktisch nützlich veranlagt, denn ihre Arme, welche die Stadt umschlingen und durchziehen (in diesem Falle nennt man sie „Fleete“), dienen dem nordischen Venedig zur bequemen und billigen Warenbeförderung in ganz vortrefflicher Weise. Daneben widmen sie sich sowohl häuslichen und gewerblichen Zwecken wie auch dem Ruder- und Segelsport, leisten mithin alles nur Nixenmögliche aufs zuvorkommendste.

Da nun ein reiches Maß liebender Fürsorge leicht den Menschen verzieht, so hat sich der Normalhamburger nach und nach daran gewöhnt, fast unglaublich viel Wasser zu verbrauchen, bedeutend mehr als irgend eine andere städtische oder ländliche Bevölkerung im gesamten Deutschen Reiche. Ausdrücklich betont sei, daß die jetzt folgenden Zahlen amtlich festgestellt und über allen Zweifel erhaben sind: der Wasserverbrauch auf den Kopf und Tag bezifferte sich 1890/1891 in Berlin auf durchschnittlich 68, in Breslau auf 76, in Dresden auf 81, in Düsseldorf auf 82, in Leipzig auf 97, in Elberfeld auf 98, in Köln auf 169, in Hamburg auf 220 Liter. Hamburgs „Stadtwasserkunst“ lieferte 1891 durchschnittlich 129.000 Kubikmeter Wasser im Tag auf rund 584.000 Seelen der städtischen Bevölkerung, von dem noch beträchtlich höheren Wasserverbrauch im Cholerajahre 1892 ganz abgesehen. Wohlgemerkt, im Durchschnitt! Der Meistverbrauch an heißen Sommertagen stieg gar auf 250 bis 267 Liter für den Kopf.

Das Reinwasserbecken in Rothenburgsort während des Baus.

Daß ein solches Anwachsen des Verbrauchs überhaupt stattfinden konnte, ermöglichte erst die in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts eingeführte Wasserversorgung durch die „Stadtwasserkunst“ in Rothenburgsort. Sie galt, weil die erste und damals einzige Anlage in so großem Maßstabe auf dem europäischen Festland, für ein Wunder der Neuzeit und wurde als solches von den um ihretwillen selbst aus weiter Ferne herbeigekommenen Technikern angestaunt. Ungeheure Pumpwerke, wirklich genial angelegt, trieben das vorher in drei Ablagerungsbecken einigermaßen geklärte Elbwasser in das sich über die ganze Stadt erstreckende Röhrennetz, und zwar in solcher Fülle, daß allerwärts bis zur Dachkammer hinauf Ueberfluß herrschte und die Hamburger Hausfrauen in ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Scheuern und Reinmachen, fortan wahrhaft schwelgen konnten.

Die im allgemeinen ziemlich sparsamen Väter der Stadt hatten übrigens bei der recht kostspieligen Anlage weniger eine Galanterie gegenüber dem schönen Geschlechte im Auge; vielmehr nöthigten sehr zwingende Gründe zu der Neuerung. Als am 5. Mai 1842 einige mit Sprit gefüllte Speicher brannten und der Sprit in das Fleetwasser floß, mit dem die Feuerspritzen sich versorgten, ergab sich als traurige Folge, daß am 8. Mai 1842 19.995 Hamburger obdachlos und 4219 Gebäude nebst Inhalt im Werthe von rund 50 Millionen Reichsmark vernichtet waren. Die 1845 fertiggestellten Hydranten der neuangelegten Stadtwasserkunst, die sogenannten „Nothpfosten“, in allen Straßen reichlich angebracht, ermöglichten es fernerhin, jedes brennende Gebäude sofort mit einem Wasserschwall förmlich zu überschütten und dadurch die Gefahr einer Wiederkehr solch furchtbaren Unglücks schon im Keime zu ersticken.

Die hamburgische Bevölkerung war mit der neuartigen Wasserversorgung, die schon 1849 auch für den Hausbedarf eingeführt werden konnte, sehr zufrieden, denn das weiche Elbwasser galt für vorzüglich und selbst die Schiffe fremder Nationen hatten es seit den ältesten Zeiten mit Vorliebe als Vorrath für lange Reisen benutzt. Jedenfalls war es entschieden seinen Mitbewerbern in Hamburg, dem aus Pumpen und Quellen stammenden recht zweifelhaften Grundwasser und dem damals noch durch einige kleine Leitungen dargebotenen sumpfigen Alsterwasser, vorzuziehen. Auch waren schon in den fünfziger Jahren in fast allen Haushaltungen der bessergestellten Familien Stein- und Schwammfilter zu finden, die namentlich wenn infolge der nicht seltenen Frühjahrshochwasser nebst Ueberschwemmungen in Böhmen das Elbwasser tagelang merklich getrübt erschien, sich als sehr nützlich erwiesen. Mit einem Worte, die Hamburger waren zufrieden mit ihrem Elbwasser und glaubten gar nicht, daß es etwas Besseres geben könnte.

Auf den Gesundheitszustand der Hansestadt übte die Stadtwasserkunst bald einen sehr günstigen Einfluß aus. Der alte Erfahrungssatz, daß gute Wasserwerke die Reinlichkeit fördern und daher die Quelle körperlichen Gedeihens und erhöhter Arbeitskraft der Bevölkerung sind, bewährte sich auch hier. Es mag manchen befremdend anmuthen, wenn der Hamburger von dem günstigen Gesundheitszustand seiner Stadt spricht in der 1892 die Cholera so viele Opfer forderte. Für den Hygieiniker kommt aber nicht solch ein unerhörter (und, nebenbei bemerkt, auch heutzutage noch nicht genügend aufgeklärter) Einzelfall in Betracht; er urtheilt auf Grund der Sterblichkeitsziffer zu gewöhnlichen Zeiten. Während in einigen Großstädten die Zahl der wöchentlichen Sterbefälle bei je 1000 Einwohnern auf das Jahr berechnet zwischen 26 und 39 schwankt, hatte Hamburg 1893 nur Zahlen von 16 bis 17, einmal 19,2 aufzuweisen.

Daher stieß denn auch die in den siebziger Jahren vom Hamburger Medizinalkollegium auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen gemachte Wahrnehmung, daß das „rohe“ Elbwasser als Getränk nicht mehr unbedenklich sei, zunächst auf fast allgemeines Kopfschütteln. Nach und nach bildete sich indessen eine Partei, die für die Filtration eintrat. Diese Filtration war sehr gut durchführbar, das lehrte das Beispiel des benachbarten Altona, das schon seit 1859 sein bei Blankenese geschöpftes Elbwasser in eine silberklare Flüssigkeit verwandelte.

Ferner machte Hamburg ähnliche Wahrnehmungen, wie schon so manche andere Städte, die Wasser aus Flüssen und Landseen unfiltriert in ihre Röhren leiten: mancherlei Bewohner des feuchten Elementes, in erster Linie der geschmeidige Aal, machen die Wanderung ihrer Umgebung mit und verstopfen nachher die Hausleitungen in störendster Weise, zum Schaden des Geldbeutels und des Appetits der hiervon betroffenen Einwohner. Die trüben [865] Erfahrungen, die neuerdings namentlich die Berliner in dieser Beziehung machen mußten, haben bekanntlich den dortigen Witzblättern viel Stoff zu Scherzen geliefert. In gleicher Art wurde damals in Hamburg der „Wasserleitungsaal“ zum schätzbaren Dauerthema für Lokalhumoristen und Coupletdichter.

Der Verruf, in den diese Einzelart der sonst in Hamburg so geschätzten Fischgattung gerieth, die bei der Bereitung des köstlichen Nationalgerichts „Aalsuppe“ die Hauptrolle spielt, trug wesentlich dazu bei, daß endlich im Jahre 1873 die Verbesserung der Trinkwasserversorgung durch centrale Sandfiltration ernstlich ins Auge gefaßt wurde und den Gegenstand von Verhandlungen zwischen der Volksvertretung Hamburgs, der „Bürgerschaft“, und dem Senate bildete.

Sand- und Kieswäsche.

Nun wurden aber auch viele andere Besserungsvorschläge laut. Man wollte Wasser aus den holsteinischen Seen oder gar aus dem Harze nach der Stadt leiten, was sich nach langer Prüfung als technisch kaum ausführbar und in gesundheitlicher Beziehung als sehr unsicher erwies. Ferner empfahl man wegen der sehr hohen Kosten der „centralen“ Filtration, also der Reinigung des gesamten Wasservorraths an der Schöpfstelle, an deren Statt die „periphere“, d. h. die Einschaltung der Filter an den Entnahmestellen in den Wohnungen. Jedoch wurde schließlich überzeugend nachgewiesen, daß in der Praxis solche Kleinfilter kein einwandfreies Wasser liefern würden.

Gegenüber der von den hervorragendsten Sachkennern eifrig befürworteten Sandfiltration riethen einflußreiche Männer zu einer angeblich vortheilhafteren Schwammfiltration. Heftige Kämpfe wegen aller dieser streitigen Fragen entbrannten in der Presse und von der Rednerbühne herab.

Da nun Moltkes Wahlspruch „Erst wägen, dann wagen“ so recht nach dem Herzen der bedächtigen Niedersachsen ist, verging noch manches Jahr, ehe man sich nach reiflicher Prüfung aller Vorschläge im Grundsatze für die centrale Sandfiltration entschied. Das war im Sommer 1888. Der Kostenpunkt belief sich nach dem damaligen Anschlage auf 7.200.000 Mark, und über die Deckung dieses Anlagekapitals durch ein neues Wasserversorgungsregulativ entspannen sich wiederum lange Redeschlachten. Erst am 9. Juli 1890 erfolgte die Einigung zwischen Senat und Bürgerschaft. Mit der Anlage der centralen Filtrationswerke auf den Wärdern „Billwärder Insel“ und „Kaltenhofe“ wurde begonnen und als Frist für die Vollendung das Ende des Jahres 1893 in Aussicht genommen.

Sandfilterbecken auf der Kaltenhofe während des Baus.

Da ward durch ein ungeahntes schreckliches Ereigniß eine jähe Beschleunigung der Arbeit veranlaßt: im Sommer 1892 warf die Cholera 16.950 Menschen auf das Krankenlager und schuf 8600 neue Gräber. Mit fieberhaftem Eifer, bei Tag und bei Nacht wurde nunmehr gearbeitet, unter rücksichtsloser Aufbietung weiterer Geldopfer von mehr als 21/2 Millionen Mark.

Auf die Meinungsverschiedenheiten zwischen Koch und Pettenkofer einzugehen, ist hier selbstverständlich nicht der Ort. Aber welche Ansicht auch die richtige sein möge, nach beider Lehre war die Filtration wünschenswerth, und demgemäß wurde alles drangesetzt, um noch vor Eintritt des mit neuer Gefahr drohenden Sommers 1893 die Filtrationswerke zu vollenden. Gleichzeitig wurde für allgemeine gründliche und regelmäßig wiederkehrende Reinigung aller „Wasserkasten“, nämlich der Vorrathsbehälter in den Häusern, gesorgt, und fortan genoß jeder vorsichtige Mensch in Hamburg Elbwasser nur, wenn es abgekocht war; den ärmeren Klassen der Bevölkerung wurde es in dieser Form überall unentgeltlich geboten.

Erleichtert athmete man auf, als Ende Mai 1893 genügend Filterbecken hergestellt waren, um der gesamten Stadt das erste einwandfreie Leitungswasser zu liefern, und fort und fort pilgerten die Hamburger Bürgervereine und andere größere Gesellschaften nach der Kaltenhofe, um das bedeutende Werk zu beschauen, das bald auch aus aller Herren Ländern Besuch erhielt, da zu jetzigen schweren Bakterienzeiten die Anlage allgemeine Aufmerksamkeit erregen mußte.

Ihr Grundgedanke ist einfach und läßt sich leicht erklären, so eigenartig und nur dem Sachkenner verständlich auch die technischen Einzelheiten sein mögen. Zunächst sei erwähnt, daß die neue Schöpfstelle auf der Billwärder Insel 2400 Meter stromaufwärts von der bisherigen angelegt worden ist, um sie vor der Einwirkung der mit der Fluth elbaufwärts treibenden [866] Verunreinigungen zu schützen, die unterhalb Hamburgs mit den städtischen Abwässern der Elbe zugeführt werden.

Im Schöpfkanal, der 2,40 Meter Durchmesser hat, hält eine siebartige Vorrichtung etwaige gröbere Verunreinigungen des übrigens an dieser Stelle sehr klaren und frischen Stromwassers zurück. Das Schöpfwerk am Ende des Schöpfkanals füllt mit seinen von Dampfkraft getriebenen 5 Pumpen das Wasser in vier große Ablagerungsbecken. Jede Pumpe bewältigt bei normaler Tourenzahl (45 in der Minute) 1900 Kubikmeter in der Stunde, so daß 4 Maschinen bereits den auf 180.000 Kubikmeter festgesetzten höchsten Tagesverbrauch in 23 Stunden decken können. Es ist somit nicht nur an jedem Tage Gelegenheit, alle Maschinen in Ruhe nachzusehen, sondern auch immer eine Maschine im Rückhalt.

Jedes der vier mit festen Boden- und Böschungsflächen versehenen Ablagerungsbecken von rund 40.000 Quadratmetern Fläche und 3 Metern Tiefe faßt 120.000 Kubikmeter Wasser. Da indessen das Becken nur bis auf 1 Meter über der Sohle ablaufen kann, so gelangen nur 80.000 Kubikmeter seines Inhalts zur nutzbaren Verwendung. Die verbleibenden 40.000 Kubikmeter, in denen sich die im Rohwasser enthaltenen Senkstoffe ablagern, werden nicht auf die Filter geleitet, sondern von Zeit zu Zeit wieder abgelassen, gleichzeitig wird das leergelaufene Becken gereinigt.

Das abgeklärte Wasser wird von den Ablagerungsbecken durch einen unterirdischen kreisrunden Kanal von 2,60 Meter Durchmesser auf die Filter geleitet, deren jetzt bereits 18 mit je 7650 Quadratmetern Fläche fertiggestellt sind. Ein solches Filterbecken während des Baues wird durch die untere Abbildung S. 865 veranschaulicht. In die Bodenflächen und in die geböschten Seitenflächen ist zunächst Marschkleie und darüber eine Schicht plastischen Thones gestampft; auf dieser Unterlage ruht ein Cementmauerwerk aus harten Ziegeln. In die so befestigten, gegen Eindringen des Grund- und Drängwassers völlig sichergestellten Bassins wird das Filtermaterial eingebracht. Dies besteht zu unterst aus einer Lage von Feldsteinen und Kies von im ganzen 60 Centimetern Höhe. Auf dem Kies, dessen Korngröße in drei Abstufungen nach oben abnimmt, lagert der Filtersand in einer Höhe von einem Meter.

Sämtliches Material wird vor Einbringung in die Filterbecken aufs sorgfältigste mit filtriertem Wasser völlig rein gewaschen, und zwar in der mechanischen Sand- und Kieswäscherei, welche die obere Abbildung S. 865 darstellt. Der vorher gesiebte Sand wird in mächtigen sich drehenden Trommeln bewegt und während der Umdrehung durch feine Wasserstrahlen so lange gewaschen, bis alle Unreinigkeiten und alle zu feinen Theile entfernt sind. Der Kies und die Feldsteine werden ebenso behandelt; diese verursachen natürlich hierbei in den Eisentrommeln ein ohrenzerreißendes Getöse.

Von den 18 Filtern sind stets mehrere außer Betrieb, um einer Reinigung unterzogen zu werden. Hat die auf der Sandoberfläche sich bildende Schlammschicht eine solche Dichtigkeit erlangt, daß der Filter nicht mehr genügend Wasser liefert, so wird dieser Schlamm durch Abschaufeln entfernt und der ihm beigemengte Sand durch Waschen zu erneutem Gebrauche tauglich gemacht. Die Betriebsperioden der Filter sind bisher sehr verschieden gewesen; die kürzeste betrug 4, die längste 30 Tage. – Das Wasser wird regelmäßig bakteriologisch untersucht.

Jeder Filter liefert bei einer Filtriergeschwindigkeit von 62,5 Millimetern in der Stunde (1,5 Kubikmeter Wasser auf den Quadratmeter Filterfläche in 24 Stunden) täglich rund 11.500 Kubikmeter reines Wasser. Die Filtriergeschwindigkeit läßt sich nach Bedarf verändern. – Daß der Frost für den Betrieb offener Filter in diesen von den weichen Seewinden oft wieder erwärmten Landstrichen keine Störung bringt, zeigt das 34 Jahre alte Filterwerk der Stadt Altona. Auf den Hamburger Filterbecken befindet sich stets eine gleichmäßige Wassermenge von 1,1 Meter Höhe, und das Eis wird selbst in den strengsten Wintern nur 30–35 Centimeter dick. Zur Eiszeit ist das Stromwasser reiner als in den wärmeren Monaten.

Nach der Filtration läuft das nunmehr krystallklare Wasser aus den Filtern in unterirdischen Kanälen nach den Pumpwerken auf Rothenburgsort. Ein Theil des Wassers wird daselbst in einem überwölbten Reinwasserbecken aufgespeichert. Die Einrichtung dieses Beckens ist aus unserer Abbildung S. 864 (nach einer während des Baues aufgenommenen Photographie) ersichtlich. Dies gewölbte Sammelbecken dient übrigens nur dem Ausgleich, denn die Filter arbeiten zwar ununterbrochen Tag und Nacht gleichmäßig fort, aber der Verbrauch ist selbstverständlich zu den verschiedenen Tageszeiten verschieden, in der Nacht nur gering, und daher bietet jener Vorrath eine Gewähr für gleichmäßige Versorgung. Große Pumpwerke in Rothenburgsort drücken das Wasser endlich in die nach der Stadt führenden eisernen Rohre.

Unsere Hauptabbildung S. 857 gewährt eine von der Plattform des 73 Meter hohen Rothenburgsorter „Wasserthurms“ aufgenommene Uebersicht der gesamten Anlage. Man erkennt daraus, daß jedes Filterbecken zwei zierliche Brunnenhäuschen besitzt, etwa 8 Meter hoch, in denen durch Ventile und Schieber Zufluß und Abfluß des Wassers geregelt wird. In ziemlich weiter Ferne, welche die Ablagerungsbecken trotz ihrer Größe verschwimmen läßt, ist das Maschinenhaus an der Schöpfstelle eben noch erkennbar.

Die Reinigung des Röhrennetzes von Thierchen und Pflänzchen hat sich, wie man auf Grund der in anderen Städten gemachten Erfahrungen vorhersehen konnte, in der Hauptsache durch das filtrierte Wasser selbst in verhältnißmäßig kurzer Zeit vollzogen; sie ist durch kräftige Spülungen und Auskratzen der Rohre unterstützt worden. Ob der letzte Aal den letzten Krebs gefressen oder umgekehrt, blieb dunkel, doch das war Sache dieser Herrschaften, die sie unter sich ausmachen mußten.

Alles in allem: Hamburg, das an der Aufrichtung zuverlässiger Schutzwehren gegen eine Wiederkehr der schrecklichen Seuche mit Eifer und unter Aufbietung schwerer Kosten arbeitet, besitzt nunmehr in seiner Centralfiltration ein Werk, das allen nur irgendwie zu stellenden Anforderungen entspricht und das von den berufensten Richtern als mustergültig bezeichnet wird. Dem obersten technischen Leiter des Hamburgischen Staatsbauwesens, Oberingenieur Franz Andreas Meyer, der die Anlage geplant, gefördert und schließlich durch rastlose aufopfernde Thätigkeit der eigenen Person wie seiner Untergebenen in fast unglaublich kurzer Zeit vollendet hat, gebührt der wärmste Dank seiner Mitbürger.