Vom Büchermarkte
Ein Blatt, welches neben der angenehmen Unterhaltung auch nützliche Belehrung im Auge hat, wie die Gartenlaube, darf, ohne einen Vorwurf auf sich zu laden, nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit seiner Leser auf den Büchermarkt zu lenken. Wir sind bisher leider nur in einzelnen Fällen dieser Obliegenheit nachgekommen, und wenn wir es jetzt zu einer regelmäßigen Pflichterfüllung machen wollen, so fühlen wir uns dazu durch folgende Erwägung veranlaßt, ja geradezu genöthigt.
Weil wir eben unserem Blatte eine wesentlich belehrende Richtung zu geben bestrebt gewesen sind, so glauben wir nicht zu irren, wenn wir den außerordentlich großen Erfolg desselben großentheils eben diesem Bestreben zuschreiben. Ohne auch nur entfernt im Stande zu sein, uns darüber einige sichere Kenntniß zu verschaffen, in welchen Schichten der Gesellschaft die Leser unserer jährlich hinausgesendeten 2,184,000 Blätter vorzugsweise zu suchen sind, so dürfen wir doch sicher annehmen, daß ein großer Theil derselben, gewiß sogar der größere, die Blätter mehr der Belehrung als der Unterhaltung wegen liest. Für Manche mag die Lektüre der Gartenlaube die einzige Quelle der unterhaltenden Belehrung sein, die Meisten jedoch werden sich auch nach andern Quellen umsehen, wobei wir vorauszusetzen wagen, daß dazu die Gartenlaube selbst dann und wann Anregung gegeben hat. Diesen gegenüber ist es namentlich, daß wir uns zu beurtheilenden Nachrichten vom Büchermarkte veranlaßt, ja verpflichtet fühlen. Namentlich auf dem Gebiete der Naturwissenschaft erscheint eine so große Fluth von Büchern, daß Derjenige, der aus dergleichen sogenannten „populären oder Volksschriften“ erst lernen will, der also noch kein sichtendes Urtheil haben kann, rathlos darüber sein muß, wonach er greifen und was er meiden soll. Wenn wir es hier nicht vermeiden wollten, uns selbst vorzugreifen, so würden wir an guten wie an schlechten Büchern leicht nachweisen können, wie außerordentlich groß das Verlangen des Volkes gerade nach naturwissenschaftlicher Belehrung ist. Dies Verlangen ist eine Macht geworden, gegen welche von einer dadurch sich bedroht glaubenden Seite eben so heftig als vergeblich angekämpft wird. Aber dieses Verlangen wird neben den berechtigten und von unlauteren Absichten freien Befriedigern desselben auch von der Unfähigkeit und von schnöder, vor geistigem Diebstahl nicht zurückschreckender Gewinnsucht ausgebeutet.
Wenn man bedenkt, daß das Geld, welches in zwei Jahren für die zehn Auflagen eines unbeschadet der zehn Auflagen dennoch schlechten Buches in den Seckel des Verfertigers und des Verlegers gewandert ist, gewiß zum großen Theil aus mühsam erworbenen Groschen des Arbeitern besteht, so ist es ein Vergehen an diesem, dazu länger zu schweigen. Darum wollen wir nicht länger schweigen. Wir eröffnen unsere Besprechungen mit einem Buche, welchem in kürzester Zeit ein neues von demselben Verfasser zu folgen droht. Herr Professor Dr. Burmeister in Halle hat uns den nachfolgenden Artikel überlassen, obgleich er für eine andere Zeitschrift bereits gesetzt war, indem er unserer Meinung beitrat, daß nur die Gartenlaube mit ihrer großen Verbreitung der rechte Platz dafür sei, solchen Büchern mit Erfolg entgegenzutreten.
Unter dieser Ueberschrift findet man gegenwärtig in fast allen vielgelesenen Zeitungen eine Subscriptionsaufforderung der Verlagshandlung von G. Hempel in Berlin zu einem Werke, worin dem Publikum die Resultate der gesammten Naturwissenschaften in ihrer Anwendung auf das Leben verheißen werden. Der Verleger bezieht sich dabei auf die fast unglaublichen Erfolge seines Autors, dessen früheres Werk: „Die Wunder der Urwelt,“ in ein paar Jahren zehn Auflagen erlebt haben soll; er meint, daß eine so beifällig aufgenommene Leistung die beste Empfehlung für das neue Buch desselben Verfassers sein werde.
Die deutsche Nation hat das Recht, zu erwarten, daß man sie nicht zum Besten haben wolle; daß die berechtigten Beurtheiler ihr einen guten Rath geben werden, wenn sie sich in der Lage sieht, von Marktschreiern über’s Ohr gehauen, und von Gauklern hinters Licht geführt zu werden. Deshalb und weil mich die frühere Arbeit des Herrn Zimmermann vielfach angeht, halte ich mich verpflichtet, dem Publikum die Augen zu öffnen, so lange es noch Zeit ist, und ihm zu zeigen, was es etwa von diesem „Neuesten Werke Zimmermann’s“ zu erwarten habe, wenn es ebenso beschaffen ist, wie das frühere.
Wer ist Zimmermann[1], welcher sich auf dem Titel seines Buches: „Die Wunder der Urwelt,“ Dr. W. F. A. Zimmermann nennt? – fragt ein Naturforscher den andern; – kennen Sie etwa den Mann? – hat er sich anderweitig als Gelehrter oder Beobachter bekannt gemacht? – Das ich nicht wüßte, lautet die stete Antwort, mir ist die Person gänzlich unbekannt! – Sonderbar, und ein solcher Mann beschreibt die Wunder der Urwelt! –
Aber ein Gelehrter muß er doch sein, wie könnte er sonst ein so schwieriges Unternehmen beginnen, hört man einen nebenstehenden gutmüthigen Laien äußern; – ich habe sein Buch gelesen, und es hat mir im Ganzen gefallen. –
„Kein Wunder, daß es Ihnen gefallen hat,“ entgegnet der erste Frager; „das Meiste, und namentlich das Beste dessen, was darin steht, ist aus den Werken bekannter Gelehrten abgeschrieben; theils mit Namensnennung [311] des Verfassers, theils ohne diese, mit geflissentlicher Umgehung seines Ausdrucks. Aber Sie irren sich, wenn Sie glauben, daß Zimmermann ein Gelehrter sei; er kann nicht einmal eine ordentliche Schulbildung bekommen haben, denn dann würde er die Fremdwörter richtig zu schreiben im Stande sein. Schlagen Sie gefälligst S. 169 der Wunder der Urwelt auf, wo der vorweltliche Ichthyosaurus abgehandelt wird, und sehen Sie da, wie der Verfasser dessen Namen durch Johann Ballhorn verbessert hat; er schreibt stets Ichtiosaurus, und schießt damit einen doppelten Bock. Hier hat er wenigstens nicht abgeschrieben, denn so hat noch kein deutscher Gelehrter den Namen verhunzt. Nicht besser steht es mit dem Plesiosaurus, den er Seite 168 Plessiosaurus nennt, und dem Pterodactylus, der stets nach französischem Muster Pterodactilus (S. 179. Seite 6); der Megalonyx desgleichen Megalonix (Seite 240); die Caryophyllia gar Cariophylla (Seite 299) etc. etc. lautet. Das sieht nicht so aus, als ob es ein Gelehrter geschrieben habe, besonders wenn daneben derselbe Name an andern Stellen richtig erscheint, wie z. B. der Plesiosaurus S. 6 und 177, obgleich der andere, z. B. Pterodactilus, an derselben Stelle in falscher Orthographie vorkommt. Der Abschreiber wußte offenbar nicht, welche von beiden Orthographien die richtige ist. –
Ach, das sind Nebensachen, wird man vielleicht einwenden, darauf kommt es nicht an. Aber es kommt wohl darauf an, wenn man sieht, daß auch der Inhalt ebenso fehlerhaft und so ungleich ist; je nachdem der Autor bald aus guter, bald aus schlechter Quelle geschöpft hat. Hauptsächlich aber erhalten diese Fehler Bedeutung, wenn man findet, daß Alles, was dem Verfasser etwa als seine eigne Erfindung angehören möchte, ganz mißrathen und unrichtig ist.
Da steht z. B. S. 4 ein großes Bild, das Verfasser sein Eigenthum nennen kann, denn in der Zusammenstellung, wie hier, findet man es nirgend wieder. Mylodon robustus, eine schlechte Copie von Owen’s schöner Figur, lehnt aufrecht an einem Sigillarienstamm, dem oben ein dünner horizontaler Ast entwächst. Dazu giebt es kein Original; diesen Stamm und seinen Zweig hat H. Zimmermann selbst erfunden. Aber er hat bei der Wahl desselben sich gröblich vergriffen. Die Sigillaria gehört der Steinkohlenformation an, also der primären Epoche; der Mylodon ist ein Diluvialthier, also jünger als die tertiäre Periode. Toller konnte man es nicht machen, um seine Unwissenheit zu verrathen. Hätte Jemand Hrn. Zimmermann Das, was er selbst uns vorlegt, als seine Leistung nur nachgesagt, so würde Jedermann, der hört, Hr. Zimmermann habe ein Buch über die Wunder der Urwelt geschrieben, annehmen müssen, daß es die allergröbste Verläumdung sei. Denn es ist unglaublich, zu sagen, Jemand, der über Wunder der Urwelt schreibt, könne noch die älteste und die jüngste Periode in einen Topf werfen, in eine bildliche Darstellung verschmelzen wollen. So etwas ist nie dagewesen, und wird schwerlich jemals wieder vorkommen.
Man glaube aber ja nicht, daß das der einzige Fall der Art in Hrn. Zimmermann’s Buch sei; o nein, es giebt mehrere, ganz gleichstehende Schnitzer, wenn auch in anderer Sphäre. Seite 214 sind zwei Figuren von Krebsen gegeben, von denen die linke ein Kunstprodukt ist, die rechte unserm Flußkrebs im Kleinen ähnelt. Dabei heißt es im Text wie folgt: „Welch’ ein Unterschied ist zwischen den ältesten krebsartigen Thieren, den „Terebrateln (soll wohl heißen Trilobiten) und den hier vorliegenden, welche „denen der Gegenwart so vollständig gleichgestaltet sind,“ etc. Die Figur links kann alles Mögliche sein, aber einen lebenden Krebs der Gegenwart stellt sie nicht vor. Die Terebrateln sind Mollusken, keine Krebse; sie, die eine so wichtige Rolle als Leitmuscheln fast aller Formationen spielen, scheint H. Zimmermann kaum zu kennen; sie kommen in seinem Buche außerdem S. 307 beiläufig als Muscheln vor, während er sie doch an dieser Stelle zu den Krebsen gebracht hat. Je toller, je besser, Hr. Zimmermann; Sie machen es dem Leser leicht, Sie zu erkennen, Sie stellen sich ganz ohne Scheu in ihrer völligen Unwissenheit zur Schau. Da ist es denn wohl überflüssig, daran zu erinnern, daß Seite 12 eine Ophiure vorstellt und nicht wie Sie S. 134 sagen, eine Asterias. –
Obgleich eigentlich schon genug gesagt ist, um den Autor der Wunder der Urwelt in seiner wahren Gestalt zu zeigen, so möchte es doch besser sein, noch etwas weiter zu gehen, und darzuthun, wie einleitungsweise geäußert wurde, daß alles Gute und Brauchbare des Buches in Abschriften oder Nachbildung fremder Arbeiten besteht, und das Ganze durch und durch ein Plagiat ist, welches nur stellenweis von der Unwissenheit des Abschreibers bis zum Unkenntlichwerden entstellt wurde. Hierbei beschränke ich mich darauf, den Antheil zu reclamiren, welchen ich selbst an Hrn. Zimmermann’s Wundern der Urwelt habe; die übrigen Herren, denen er seine Seiten verdankt, mögen ein Gleiches thun, dann wird Hr. Zimmermann bis auf’s Hemde ausgezogen worden sein. Ich werde ihm nur einige seiner Prunkgewänder direct abzufordern haben, darf indessen behaupten, daß er, ohne meine „Geschichte der Schöpfung“ zur Grundlage zu haben, sein Buch schwerlich in Angriff genommen hätte; denn eigentlich ist dasselbe nur eine mit meinem Material aufgesetzte, sehr verdünnte, und durch allerlei andere Bettelbrocken veranstaltete Wassersuppe.
Die erste Umschreibung begegnet uns S. 54. Wer dieselbe liest, wird die unverkennbarste Uebereinstimmung mit den ersten Seiten meiner Geschichte der Schöpfung bald finden; eine förmliche Abschrift ist es aber nicht, der Verf. hat einige Gemeinplätze hinzugethan, z. B. Zeile 9 von unten die „Zeitungsnachrichten,“ und dadurch sich sein Eigenthumsrecht gewahrt. In dieser umschreibenden Weise, bald mehr, bald minder nach eigner verflachender Manier überarbeitet, geht es fort bis S. 65, wo förmliche Abschriften deutlicher werden, so z. B. der zweite Absatz, welcher im Original bei mir S. 325 (5. Aufl.) zu lesen ist. Nicht anders ist die Entwickelung der Thierformen S. 74 u. flgd. ein vollständiges Plagiat; die Vergleichung mit meiner Darstellung S. 313 flgd. zeigt es deutlich.
Wir überlassen es Herrn Cotta, sein unbestreitbares Eigenthumsrecht am folgenden Kapitel S. 83 flgd. zu reclamiren, und machen nur im Vorbeigehen darauf aufmerksam, daß die Darstellung der Braunkohlenformation S. 123 flgd. so viele Analogie mit derselben in unserer Geschichte der Schöpfung zeigt, daß es nicht gut möglich ist, sie für blos zufällige zu erklären. Im folgenden Kapitel S. 130 flgd. von den Thieren der Vorwelt, hat sich der Verf. sichtbar bemüht, mein Material möglichst selbstständig zu verwenden, und es ist nicht zu leugnen, daß ihm das in ziemlichem Grade gelungen zu sein scheint. Obgleich der ganze Gedankengang mein Eigenthum ist, so hält es doch schwer, Stellen nachzuweisen, die Verf. direct abgeschrieben hat; die Darstellung ist so zusammengedrängt, daß nur Derjenige die Umschreibung bemerkt, welcher die Eigenthümlichkeit meiner Anschauungsweise der thierischen Formen kennt, und weiß, daß eine analoge bei andern zoologischen Schriftstellern nicht vorkommt. Man kann nicht leugnen, Herr Zimmermann hat sich einige Gewandtheit in dem Ummodeln des geistigen Eigenthums Anderer erworben, die nur Folge einer langen, vieljährigen Uebung und Beschäftigung damit sein kann. Er weiß mit Geschick zu freibeutern, und dadurch sich als Voleur unkenntlich zu machen. –
Indessen fehlt es nicht an Stellen, welche dem Kundigen bald die Augen öffnen und zeigen, daß es durchaus nur Uebung und Gewohnheit in dieser Beschäftigung ist, welche ihn mit einiger Sicherheit leitet; nicht eignes Urtheil oder eine richtige Kenntniß der Dinge selbst. Wenn man Seite 155 die Vergleichung des Crinoideensternes mit der Blüthenscheide von Calla aethiopica, und darin Pystill statt Pistill geschrieben sieht, so weiß man gleich, wie der Mann beschaffen sein muß, der das schreiben konnte. Auf der folgenden Seite 156 wird mir die Ehre angethan, das erste Mal bei Namen genannt zu werden; Verfasser citirt eine kleine Stelle von drei Zeilen aus meinen geologischen Bildern, und macht so dem Publikum weiß, daß er nur an diesem Orte sich auf mich stütze. Ich thue ihm indeß Unrecht, wenn ich behaupte, er habe Alles von mir; Seite 158 führt er den Archegosaurus an, und erläutert seinen Bau durch den halben Querschnitt eines Labyrinthodontenzahnes, wobei gesagt wird, daß die Frösche keine Zähne haben. Das Alles ist bei mir nicht zu finden, obgleich Anklänge davon vorkommen; der Verfasser hat durch Auslassungen ein Kauderwelsch geschaffen, das der kundige Gelehrte zwar entziffern könnte, das aber so, wie es dort lautet, eben nichts weiter als Unsinn ist.
Das geht nun so fort im folgenden Kapitel durch die sekundäre Epoche, welche Verf. S. 164 als „Formation“ anspricht, und hier kommen die vielen belehrenden orthographischen Schnitzer vor, deren wir einleitungsweise gedachten; der Ichtiosaurus, Plessiosaurus, Pterodactilus, zum Theil vermengt mit herrlichen sachlichen Irrthümern, wie z. B. Seite 180, wo der Mystriosaurus als ein 40 Fuß langes Krokodil mit handartigen Tatzen auftritt, während doch gerade diese Gattung viel kleinere Vorderpfoten hat, als die lebenden Krokodile, und, soweit bekannt, nicht über 20 Fuß lang war. Das Iguanodon nimmt sich daneben als „Raubritter des Meeres“ curios aus; der arme Schelm muß sich viel gefallen lassen; er hat schwerlich jemals im Meere gesessen, und wenn er ein „Raubritter“ war, so trieb er sein Handwerk wenigstens als ehrlicher Mann mit Geschick, denn die Natur hatte ihn dazu gestempelt; nicht als Pfuscher, gleich einem Plagiarius. –
Woher Verf. die wunderbare Polypenfigur S. 188 genommen, weiß ich nicht; vergriffen aber hat er sich damit; denn so hat nie und nimmer ein Polyp ausgesehen, das kann ich versichern. – Die Figuren der folgenden Seite sind aus R. Wagner’s, Icones zootomicae und genügend für ihren Zweck copirt; eben daher stammen auch die meisten der spätern Bilder bis zu den Foraminiferen, welche einen ähnlichen obscuren Ursprung, wie das Bild S. 188, verrathen. – Seite 212 ist wieder einmal mein Name eingestreut, und die folgende Seite durch einen starken Druck- oder Schreibfehler entstellt; Hylaea orbyniana soll wohl Hyalaea D’Orbignyana heißen; denn auf eine Hyalaea läßt sich die unkenntliche Figur allenfalls deuten. Wie toll es der Abschreiber treibt, zeigt wieder S. 216 recht deutlich; hier steht vier Zeilen von einander „Licopodien“ und „Lycopodiaceen,“ gleich als ob das verschiedene Dinge wären.
Mancherlei Unrichtiges wird auch von den großen Säugethieren der Diluvialepoche berichtet, und fast auf jeder Seite kommt in der Beschreibung ein oder der andere Fehler vor. Daß die Didelphys als die zwei Mal gebärenden vom Verf. angesprochen werden, mag er vertreten, es scheint das seine eigne Erfindung zu sein; das Thier heißt so, weil es eine doppelte Gebärmutter (Uterus) zu haben scheint, nicht weil es seine Jungen zwei Mal gebiert. Paläontherium muß Paläotherium, und Anaplotherium sprachrichtig Anoplotherium lauten. Selbst in der Geschichte ist unser Verfasser nicht bewandert, er nennt die Cimbern S. 231 Cymbern. S. 235 wird das Mastodon 30 Fuß lang gemacht, auf Koch’s Interpolation sich stützend; ja Seite 237 kommt gar ein ähnliches Thier von 60 Fuß Länge in Aussicht! – Wie gut, wenn man nicht viel weiß; wie vortrefflich kann man in dem Fall aufschneiden, und Leichtgläubige in Erstaunen setzen. Die Unwissenheit des Verf. erscheint wieder S. 252 recht grell; hier bildet er einen Haifischzahn als den von Zeuglodon, einem Säugethiere, ab; die Hauptsache, worauf es beim Säugethier ankommt, die beiden Wurzeln, fehlen. Unser Autor scheint in einer etwas trüben Quelle gefischt zu haben, wie die ganze Behandlung der urweltlichen Säugethiere, welche im Styl an die S. 233 citirte Petrefactenkunde von Quenstedt erinnert, darthut.
Es genügt das Bisherige wohl, um zu beweisen, war ich behauptet habe, daß Herr Zimmermann nicht blos ein Plagiarius ist, sondern auch gar kein Gelehrter. Die Kapitel, welche von der Gegenwart handeln, sind nicht aus meiner Geschichte der Schöpfung erborgt, sondern aus andern Werken, deren Inhalt ich nicht genau genug kenne, um den Ursprung jedes Plagiats belegen zu können; ich selbst trete erst S. 463 wieder in die Scene, und hier, wo mich Verfasser wörtlich abschreibt, ist er auch ehrlich genug, mich zu nennen, gleich als ob ich übrigens nicht bei ihm betheiligt wäre. Wie viel er hier abgeschrieben hat, sagt er wohlweißlich nicht; es sind ziemlich 3 Seiten, das was vorhergeht und nachfolgt, hat wieder mehr [312] den Charakter einer Umschreibung. Uebrigens ist das Material nicht ohne Geschmack entlehnt; die Zusammenstellung der Erdbebenphänomene liest sich gar nicht schlecht, und ist eine der bessern Partien des Buches. Auch das frühere geographische Kapitel über Bergzüge und Ausbreitung der Vulkane verräth eine gewandtere Behandlung; der Verfasser versteht offenbar etwas mehr von der Geographie, als von der Geologie und Paläontologie. Daß ihm auch die Geognosie sehr fern liegt, beweist schließlich das letzte Kapitel höchst schlagend; ein so wichtiger, so interessanter Gegenstand, wie die Lagerstätte der Erze, konnte kaum dürftiger abgehandelt werden, als es hier auf 3 Seiten geschehen ist. Hier fehlt es doch nicht an Quellen, aus denen Brauchbares zu schöpfen war! Gewiß fürchtete Verf. sich, einen weitern Extract zu geben; er wußte wohl, wo ihn der Schuh drückt, und zog es vor, sich weiter nicht zu verrathen. –
Das ist also das Buch, welches der deutschen Nation so lieb geworden, daß es binnen ein paar Jahren 10 Auflagen erlebt haben soll! Armes deutsches Volk, was kannst du doch Alles ertragen; was mußt du nicht blos ertragen, sondern was legst du dir auch noch selber auf. Zehn Auflagen von Zimmermann, das ist erdrückend; laß es damit gut sein, nimm keine mehr hin, und du wirst besser, klüger und unterrichteter bleiben, als wenn du das Alles für wahr hältst, und dir aneignest, was Herr Dr. W. F. A. Zimmermann dir vorsetzt. Mir aber, der ich dir auch ein Gericht hoffentlich anderer Art aufgetragen habe, lege es nicht als Eigennutz aus, wenn ich dir das meines Nachfolgers widerrathe; bedenke, daß ich nur mich selbst schütze, wenn ich dir das meines Nachfolgers widerrathe; bedenke, daß ich nur mich selbst schütze, wenn ich dir sage, Herr Zimmermann sei als Lehrer für dich nicht würdig, und du thätest besser, gar nichts zu lesen, als das zu lesen, was er schreibt, oder vielmehr in bunter halb verstandener und halb verdorbener Umschreibung aus andern Werken abschreibt. Geh’ lieber an die Quellen, und übe dich, sie zu verstehen, wenn es dir anfangs auch etwas schwierig werden sollte. Bedenke: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen,“ und geistige Nahrung ist auch Brot! –