Vom Bücher- und Bildermarkt für den Weihnachtstisch

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Titel: Vom Bücher- und Bildermarkt für den Weihnachtstisch
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, 48, 50, S. 768, 770–771, 786–787, 820
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[770] Vom Bücher- und Bildermarkt für den Weihnachtstisch. Unser deutsches Christfest ist der große Kinderfreudentag. Wie die Sehnsucht unserer Herzenslieblinge nach ihrem Jubel unter dem Weihnachtsbaum von Tag zu Tag wächst, je näher wir der „heiligen Zeit“ rücken, so nimmt auch die Sorge der Eltern und aller Aelteren zu, welche die Kinderfreuden vorzubereiten haben. Das Christfest ist aber ebenso der Freudentag für die großen Kinder, in welche unter der Weihnachtstanne auch alle Aelteren sich verwandeln, die längst keine Kinderschuhe mehr tragen. Auch ihnen steht an dem leuchtenden Abend das Wort zu: „O glücklich, o selig, ein Kind noch zu sein!“

Darum hat der Weihnachts-Bücher- und Bildermarkt für Jung und Alt zu sorgen und richtet sich stets bei Zeiten darnach ein.

Bei diesem Freudenfestzug marschiren die Kleinen voran. Wir haben für sie noch wenig Vorrath vorliegen, aber doch recht Erquickliches.

Die Leipziger Lehrmittel-Anstalt von Dr. Oscar Schneider bringt ein richtiges Kinder-Märchenbuch: 1) „Das Märchen vom alten Drachen und der treuen Lisbeth“ 2) „Das Märchen vom Prinzen Pussack“ und 3) „Hansi und sein Nußknacker“. Die kühnste Kinder-Phantasie kann ihre kleine Welt nicht drolliger ausdenken, und die Bildchen sind dem Text vollkommen angemessen.

[771] „An der Mutter Hand“ ist der Titel eines Bilderbuchs von M. J. Tilsley, in welchem dreißig „kleine Geschichtchen und kleine Gedichtchen, wie Mutter sie lehrt und Kindchen gern hört“ einen belehrenden und unterhaltenden Inhalt darbieten, welcher in den reichen Veranlassungen des Kinderlebens die Mutterliebe verherrlicht. Gleiche Empfehlung verdienen die anderen von uns früher schon genannten und weitverbreiteten Märchenbücher desselben Verlags von Ambrosius Abel in Leipzig.

Mit einem lockenden bunten Umschlag führt der durch die „Gartenlaube“ in den weitesten Kreisen bekannt gewordene Thiermaler Heinrich Leutemann ein lehrreiches Bilderbuch ein, das unter dem Titel: „Unsere Thiere in Hof und Haus. Wie leben sie? Wie sehen sie aus?“ im Verlag von F. Cavael in Leipzig erschienen ist. Es geht bereits in 4. Auflage in die Welt, ein Beweis, daß es schon viele Freunde bei Alt und Jung gefunden. Die Zeichnungen Leutemann’s sind von Professor H. Bürckner, R. Illner, Klitzsch und Rochlitzer, K. Oertel, O. Roth und F. Tegetmeyer trefflich in Holzschnitt ausgeführt, Druck und Ausstattung sind gut und geschmackvoll. Die Bildererklärung wird durch leichte Verschen besorgt, die größtentheils ihrem Zweck entsprechen.

Eine unverwüstliche Kinderfreude bleibt noch immer der „Robinson Crusoe“. In der Bearbeitung von G. A. Gräbner hat dieses Buch mit seinen schon so oft dargestellten Scenen von der Flucht aus dem Vaterhause bis zur Heimkehr des vielgeprüften Robinson die 15. Auflage erlebt, nachdem es in den Besitz der regsamen Burkhardt’schen Buch- und Kunsthandlung in Crimmitschau (Firma von G. A. Gräbner Nachfolger in Leipzig: Gustav[WS 1] Gräbner) übergegangen ist. Diese jüngste Auflage, welcher die alten ehrenden Empfehlungen ausgezeichneter Pädagogen, wie des Dr. C. Kühner in Frankfurt am Main, E. Barth’s, T. Ziller’s und Karl Biedermann’s in Leipzig beigedruckt sind, hat sich, der Schuljugend zu Liebe, der neuen Orthographie angeschlossen.

Auch für billige Reisegelegenheit, die freilich nur mit Zuhülfenahme der lebhaftesten Phantasie ausgeführt werden kann, sorgt ein soeben im Verlage von Moritz Perles in Wien (Bauernmarkt 11) erschienenes bewegliches Bilderbuch, welches Th. von Pichler unter dem Titel „Eine Reise durch Europa“ herausgegeben hat. In transparenten Wandeldecorationen ziehen die Ansichten der Städte Budapest, Wien, Berlin, Petersburg, Stockholm, London, Paris, Madrid, Rom, Constantinopel vor dem Auge des erstaunten Kindes vorüber, während durch begleitenden Text in leichtfaßlichem Tone die Bedeutung der betreffenden Städte erklärt wird.

„Die Jugendbühne“ ist der Generaltitel einer Reihenfolge von Schau- und Lustspielen, Possen und Schwänken für Mädchen zur Aufführung bei Schul- und Familienfesten, herausgegeben von Ottobald Bischoff, Rector in Stettin (Leipzig, Wöller). Wenn alle diese Stücke so gut und rein und harmlos gelungen sind, wie das dreiundzwanzigste derselben, der einactige Schwank „Schwerhörig“, so ist das Unternehmen für unsere Mädchenschulen beachtenswerth.

Ebenfalls dem Bedürfnisse der erwachseneren Kinder dient die seit Jahren im Verlage von Alphons Dürr in Leipzig erscheinende illustrirte Zeitschrift „Deutsche Jugend“. Dieselbe hat sich längst den ersten Platz unter den periodischen Jugendschriften erobert. Je weiter das eigenartige und humane Unternehmen fortschreitet, um so deutlicher zeigt sich, welches hervorragende pädagogische Hilfsmittel wir in ihm besitzen. Wir haben auf diese hervorragende Erscheinung in unserer Jugendliteratur schon mehrmals hingewiesen, und heben heute nur den Umstand hervor, daß die früheren Jahrgänge der „Deutschen Jugend“ in einzelnen Bänden zu beziehen sind, und daß sich diese gerade zu einem Weihnachtsgeschenke ganz besonders eignen.

Auch in den Dienst der Tonkunst tritt dem Christfest zu Liebe die Illustration. Allerdings ist erst vor einiger Zeit der Anfang damit gemacht worden, auch musikalischen Werken eine vornehme illustrative Ausstattung zu geben. Die Bilder, welche früher die Umschläge mancher Musikalien schmückten, unterschieden sich zumeist wenig von denen, die man auf Kisten mit schlechten Cigarren sieht; doch der veredelte Kunstgeschmack unserer Zeit hat darin endlich Wandel geschaffen und in einer Anzahl musikalischer Prachtwerke vereinigt sich die Malerei mit ihren Schwesterkünsten Poesie und Musik. Unter diesen Prachtwerken nimmt das bei B. Schmid (A. Manz) in Augsburg erschienene „Musikalische Künstler-Album“ eine hervorragende Stelle ein. Es enthält vierzehn Compositionen moderner deutscher Meister, für eine Singstimme in mittlerer Lage berechnet, mit Clavierbegleitung. Wir lenken gern die Aufmerksamkeit unserer clavierspielenden Leser und Leserinnen auf dieses Werk, weil die Lieder geschickt und mit gutem Geschmacke ausgewählt sind.

Wir gehen nun zu den Weihnachtsgaben der Kunst und Literatur über, welche als Gegenstände der Liebesäußerungen der großen Leute, welche in ihrem Kreise gegenseitig die alten Kinderfreuden erneuern wollen, zu empfehlen sind.

Voran steht das Prachtwerk: „Das Lied von der Glocke“, von Friedrich von Schiller. Illustrirt in siebenzehn Compositionen von Alexander von Liezen Mayer. Mit Ornamenten von Ludwig von Kramer. Ausgeführt in sechs Lichtdrucken aus Fr. Bruckmann’s artistischer Anstalt und in elf Holzschnitten von W. Hecht. München, Theodor Stroefer’s Kunstverlag.

In diesem Buche besitzt das deutsche Volk eine Gesammtleistung vereinter Künste von seltener Vollendung. Die Dichtung selbst, ein „hohes Lied“ ohne Gleichen, ist längst ein Stolz des deutschen Geistes und Herzens; an der künstlerischen Verherrlichung derselben hat Liezen Mayer mit aller Tiefe und Kraft seines Genius gearbeitet, auch alle der Vervielfältigung seiner Schöpfung dienenden Künste haben das Beste geleistet, und die einfache Notiz: „Stuttgart, Druck von Gebrüder Kröner“ fügt das Zeugniß hinzu, daß wir auch ein typographisches Meisterwerk in diesem Prachtbuche zu bewundern haben.

Es würde weit über den uns hier gestatteten Raum hinausführen, wollten wir uns über die Wahl der vom Künstler hervorgehobenen Scenen und deren Ausführung hier aussprechen. Wir müssen uns damit begnügen, unseren Lesern (auf S. 768) ein Bild aus der stattlichen Reihe vorzulegen; wir wählen dazu die Illustration, welche den Versen gewidmet ist:

„Und das junge Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.“

Bedarf diese Darstellung der frischen Volkslust noch besonderer Erklärung? Statt mit solch vergeblicher Bemühung den Raum zu vergeuden, ziehen wir es vor, über das Leben des Künstlers selbst einige Andeutungen zu geben.

Alexander Liezen Mayer ist ein Deutsch-Ungar, am 24. Januar 1839 zu Raab geboren. Seine künstlerische Vorbildung erhielt er auf den Akademien von Wien und München, seine Ausbildung in Piloty’s Atelier, in welches er 1862 eintrat. Noch in demselben Jahre wurden zwei große Compositionen von ihm bekannt: die Krönung Karl’s von Durazzo im Dom von Stuhlweißenburg und die Heiligsprechung der Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Beide Leistungen wurden, obwohl man die bedeutende Farbenbeherrschung an denselben erkannte und rühmte, doch bald vergessen, als Liezen Mayer mit dem schönen Gedanken beglückt wurde, eine edle That zu verherrlichen: Maria Theresia, die einem armen Kind ihre Brust reicht. Hier hatte seine Kunst die würdigste Aufgabe gefunden, die weibliche Schönheit und die rührendste Herzensgüte zu verewigen. Dieses Bild begründete seinen Künstlerruhm. Illustrationen zu Werken unserer beiden größten Dichter nahmen schon damals ihn in Anspruch. Im Jahre 1870 verweilte er längere Zeit wieder in Wien, wo er namentlich im Portraitfach viel umworben war; auch des Kaisers Bildniß malte er damals. Nach seiner Rückkehr nach München componirte er wieder größere Bilder, besonders Scenen aus Shakespeare’s Werken, wie die „Cymbeline“, aus Goethe’s „Faust“ und das bedeutende Gemälde „Königin Elisabeth, das Todesurtheil der Maria Stuart unterzeichnend“. Nach diesem Werke seines Pinsels nahm ihn wieder die Illustrationszeichnung ganz in Anspruch. Er schmückte Scheffel’s „Ekkehard“ und Goethe’s „Faust“ und schließlich Schiller’s „Lied von der Glocke“ mit seinen entzückenden Schöpfungen, und von dieser jüngsten Leistung des großen Künstlers legt das Buch Zeugniß ab, das wir als eine Weihnachtsgabe von dauerndem Werthe Allen, welche eine solche Freude sich oder Anderen zu bereiten vermögen, hiermit empfehlen. Bekanntlich lebt unser Meister seit 1880 als Director der Kunstschule in Stuttgart.

[768]

Schwer herein     Bunt von Farben,   Und das junge Volk
Schwankt der Wagen,   Auf den Garben     der Schnitter
Kornbeladen;    0Liegt der Kranz,   Fliegt zum Tanz. 0

Aus dem Prachtwerke: „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich von Schiller.
Illustrirt von Alex. von Liezen Mayer, mit Ornamenten von Ludw. von Kramer.

[786] Vom Bücher- und Bildermarkt für den Weihnachtstisch. (Fortsetzung von Nr. 47.) Wir beginnen diesmal mit den kostspieligeren Leistungen der Kunst und Literatur, welche auch durch ihre bevorzugte äußere Ausstattung andeuten, auf welcherlei Käufer sie warten. Voran steht ein Werk, das ein dreifaches Interesse für sich in Anspruch nehmen kann: das des Gegenstandes und seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Behandlung. Dieses Werk ist:

Richard Wagner’s Frauengestalten, erläutert von Richard Gosche, ordentlichem Professor an der Universität zu Halle-Wittenberg. Mit 12 Illustrationen nach Cartons, unter Benutzung photographischer Aufnahme gemalt von J. Bauer und E. Limmer Leipzig, Verlag von Edw. Schloemp.“ – Wagner’s Frauengestalten! An welchem gebildeten Auge zieht nicht bei diesem Worte eine Reihe der erhabensten Erscheinungen des Frauenlebens der Sage und der Geschichte vorüber! Und wie einig und innig reichen sich bei ihrer Vorführung Wissenschaft und Kunst die Hand! In der Einleitung zeigt uns Gosche in seiner klaren, frischen und warmen Darstellungsweise den Weg, auf welchem Wagner zur immer höheren Würdigung der Frauen emporstieg, und dieselben Vorzüge zeichnen die anschaulichste Charakteristik jeder der zwölf vorgeführten Gestalten aus, während wir dabei, wie ein Beurtheiler des Buches sagt, „gleichzeitig die gesammte künstlerische Entwickelung Wagner’s von Rienzi an bis zu Parsisal durchlaufen“.

Der künstlerische Antheil am Werke stellt in scenischer Umgebung die getreuen Portraits folgender zwölf Primadonnen dar: Lili Lehmann als Irene im „Rienzi“, Therese Malten als Senta im „Fliegenden Holländer“, Mathilde Weckerlin als Elisabeth im „Tannhäuser“, Ida Beber als Venus des Hörselbergs, Mathilde Mallinger als Elsa und Fanny Moran-Olden als Ortrud im „Lohengrin“, Rosa Sucher-Hasselbeck als Eva in den „Meistersingern von Nürnberg“, Therese Vogl als Isolde und Angelika Luger als Brangäne in „Tristan und Isolde“, Anna Sachse–Hofmeister als Siglinde und Hedwig Reicher–Kindermann als Brünnhilde im „Ring der Nibelungen“, und Amalie Friedrich–Materna als Kundry im „Parsifal“.

Es wird kaum nöthig sein, dieses Prachtwerk als ein Weihnachtsgeschenk ganz besonders für Verehrerinnen Wagner’s zu empfehlen.

Für Freunde der bildenden Kunst giebt die Wiener Künstler-Genossenschaft ein „Internationales Künstler–Album“ heraus, dessen Inhalt in einer Auswahl von 25 Lichtdrucken nach Handzeichnungen hervorragender Künstler der Neuzeit besteht und das im Verlage der kaiserlich königlichen Hof– und Universitätsbuchhandlung von R. Lechner in Wien [787] erschienen ist. – Vor Allen Denjenigen, welche das Original des Künstlers gerne in einer photograpisch treuen Reproduction besitzen, kommt der große Vervielfältigungsfortschritt des Lichtdrucks zu Gute.

Die 25 Handzeichnungen sind von 20 Malern geliefert: unter diesen befinden sich 11 Wiener (Sigmund l’Allemand, Professor Rud. Alt, Hans Canon, Hugo Darnant, Ludwig Hans Fischer, Fr. Friedländer, Alois Greil, Hans Makart, Prinz Heinr. VII. von Reuß, Frz. Rumpler und Robert Ruß), 4 Münchener (Frz. Defregger, G. Hackl, C. G. Hellquist und F. A. Kaulbach), 2 Düsseldorfer (Morten-Müller und B. Vautier) und je Einer aus Berlin (Prof. Ludw. Knaus), Brüssel (J. B. Madou), Paris (L. A. l’Hermitte) und Stockholm (A. Nordgren).

Dem Kunstkenner genügen schon diese Namen, um den Werth der Sammlung zu würdigen, und der Laie wird stets den Rath eines solchen einholen, wenn er sein werthvolles Weihnachtsgeschenk im Kunstladen sucht. Wir dürfen uns deshalb auf diese Hindeutung beschränken, ohne in ausführlicherer Besprechung auf die einzelnen Stücke besonders einzugehen. Wir verrathen nur, daß wir von Defregger einen Tiroler Bauernknecht, von Vautier ein paar stattliche elsässische Bauernmädchen dazu, von Kaulbach allerliebste Portraits, von Nordgren ein effectvolles Mondscheinbild sehen. Makart erfreut uns mit der Skizze zu seinem „Einzug Karl’s V. in Antwerpen“. Dieselbe hat insofern ein besonderes Interesse, als wie aus ihr ersehen, daß Makart sich anfangs mehr an A. Dürer’s Schilderung jenes Einzugs gehalten zu haben scheint, und erst bei der Ausführung sich weiter von derselben entfernt hat.

Zum Weihnachtsmarkte liefert ferner eine stattliche Reihe von illustrirten Werken die Verlagshandlung von Heinr. Schmidt und Karl Günther in Leipzig.

Von dem großen Prachtwerk: „Rom in Wort und Bild. Eine Schilderung der ewigen Stadt und der Campagna von Dr. phil. Rud. Kleinpaul. Mit 417 Illustrationen“ liegt der zweite Band nunmehr vollendet vor, welcher allein mit 245 Illustrationen ausgeschmückt ist. Vom Verfasser und Verleger ist redlich gehalten worden, was sie in ihrem Programm zugesagt haben, und so können wir mit gerechtfertigtem Vertrauen auch der Vollendung eines anderen neuen Unternehmens entgegensehen, von welchem bis heute die ersten fünf Hefte erschienen sind. Das ist:

„Neapel und seine Umgebungen. Geschildert von Dr. phil. Rud. Kleinpaul. Mit circa 150 Illustrationen, in fünfzehn Heften à 1 Mark.“ Auch für dieses Werk kommen dem Verfasser längerer Aufenthalt im Lande, ein geübter Blick für das Erkennen des Mittheilenswerthen und ernste Studien zu Hülfe. Als ein drittes Unternehmen desselben Verlags nennen wir:

„Amerika. Eine Schilderung der Vereinigten Staaten in Wort und Bild von Friedrich von Hellwald,“ das auf 50 Lieferungen mit circa 700 Illustrationen berechnet ist und von welchem uns 15 Lieferungen vorliegen. Das dem ersten Hefte vorgedruckte Programm verspricht in textlicher Beziehung für einen Mann von Hellwald’s bisherigen literarischen Lieferungen sicherlich nicht zu viel, sodaß wir auch dieses Werk als werthvolle Weihnachtsgabe empfehlen können.

Aus das aus demselben Verlage hervorgehende Werk „Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihre Umgebung. Geschildert von Max Ring haben wir unsere Leser schon früher hingewiesen. Der Verfasser ist unserem Publicum längst durch seine jahrelange Mitarbeiterschaft an der „Gartenlaube“ ein alter Bekannter. Die Zahl der Illustrationen dieses Buches ist auf 300 berechnet. Die außerordentlich rasche Vergrößerung und Verschönerung sowie die steigende Wichtigkeit dieser Stadt nimmt für das Werk selbst immer stärkere Theilnahme in Anspruch. Von den geplanten dreißig Heften sind bis jetzt achtzehn veröffentlicht.

Von einem ähnlichen Unternehmen der Verlagshandlnug Greßner und Schramm in Leipzig: „Russisch-Asien. Geschildert von Hermann Roskoschny“ liegt das erste Heft vor uns. Da dasselbe zugleich die zweiundvierzigste Lieferung eines Werkes über „Rußland, Land und Leute“ bildet, so hat es sich dem Publicum bereits selbst genügend bekannt gemacht.

Es sei uns noch gestattet an dieser Stelle besonders hervorzuheben, daß nunmehr der zweite Band von „Palästina in Bild und Wort“ von Georg Ebers und H. Guthe (Deutsche Verlagsanstalt, Leipzig und Stuttgart) vollständig erschienen ist. Wir haben dieses Prachtwerk im vollsten Sinne des Wortes schon zu wiederholten Malen unseren Lesern empfohlen und können heute unser früheres Urtheil nur bekräftigen. Das Werk liegt uns jetzt vollständig vor und ist wohl geeignet, selbst den anspruchsvollsten Weihnachtstisch zu schmücken.

Eine werthvolle Gabe für Alle, welchen das Glück beschienen ist, auch dem Dienst des Schönen mit dem entsprechenden Aufwand huldigen zu können, ist die ebenso reich als geschmackvoll illustrirte „Geschichte der bildenden Künste, mit besonderer Berücksichtigung der Hauptepochen derselben, von E. Ribbach“. Berlin. Verlag von Friedberg und Mode. Die 166 Abbildungen im Text und 24 Vollbilder dienen zum Schmuck und zur Belehrung zugleich. – Nach des Verfassers Ansicht hat „die Kunstgeschichte, innerhalb des reichen Kranzes der Wissenschaften eine der jüngsten Disciplinen, eine Zeit, so reich in dem Wachsen der Erkenntniß, wie die jetzige, noch kaum erlebt: jeder Tag bringt neue Resultate, Vieles sinkt in Trümmer, was bisher dem eisernen Bestande zugerechnet werden durfte, und oft strahlt durch die Gewinnung eines einzigen Factums nach allen Seiten hin Licht auf“. Eine solche Zeit verlangt nach einem Führer durch diese wandelreiche Kunstwelt, denn „das Interesse für Kunst und Kuntstgeschichte ist vertieft und ist in weitere Kreise gedrungen, und je mehr der Schatz der Kunstdenkmäler anwächst, desto dringender wird der Wunsch, von dieser unbekannten Welt kennen zu lernen, in ihr festen Fuß zu fassen, durch sie Ausweitung des geistigen Horizonts und ästhetischen Genuß zu erhalten. Einem Publicum, das so empfindet“, ist dieses Buch gewidmet, und wir können nur wünschen, daß die bevorstehende Weihnacht mit ihren tausend Freuden auch dieser Bildungsrichtung in unserer Nation mit zu Gute komme.

Ganz besonders als ein Weihnachtsgeschenk für die schönere und bessere Hälfte germanischer Menschheit ist ersonnen und ausgeführt das reich verzierte Prachtbuch:

„Deutsches Frauen-Album in Wort und Bild. Herausgegeben von Dr. Rudolf von Gottschall. Leipzig, Gustav Hoefler.“ Den Inhalt bildet eine Auswahl von Gedichten hervorragender Lyriker, welche sämmtlich dem Lebensgang der Frauen gewidmet sind. Diese Auswahl konnte in keine bessere Hand kommen, als in die eines Literarhistorikers, Kritikers und Dichters von Gottschall’s Gediegenheit. Das Buch behandelt in sechs Abschnitten: 1. Kindheit, Jugend, Schönheit; 2. Liebe; 3. Braut und Gattin; 4. Frauengestalten; 5. Die Mutter; 6. Am Grabe. Unter den Dichtern finden wir nur bekannte und viele gefeierte Namen. Gewidmet ist das Album der Großherzogin von Weimar. – Von den Illustrationen müssen wir den sieben Vollbildern von C. Karger, Herm, Kaulbach und Waldemar Graf Reichenbach auch in künstlerischer Ausführung den Vorzug vor der Mehrzahl der Vignetten (von Karger und Stuck) geben.

Daß zum Christfeste auch eine achtbändige Ausgabe von Emanuel Geibel’s Gesammelten Werken durch die J. G. Cotta’sche Buchhandlung in Stuttgart dargeboten wird, ist sicherlich für die vielen Verehrerinnen und Verehrer desselben eine Nachricht, welcher man keine weitere Entpfehlung beizufügen braucht. Geibel ist und bleibt ja ein Liebling nicht nur der deutschen Frauen, sondern des deutschen Volkes überhaupt, und der Cotta’sche Verlag hat sich durch diese Ausgabe, welche geschmackvolle Ausstattung mit billigem Prelse verbindet, ein weiteres Verdienst erworben.

Neben der schwereren Fracht der genannten Werke kommen Dichter und Verleger auch mit leichterem Gepäck, aber von gleich festlich glänzender Außenseite zum Christmarkte. Die Epiker und Lyriker suchen auf den Wogen der Weihnachtsstimmung mit einzufahren in manches Familienheim, das ihnen nur bei solchen Festgelegenheiten die Thüren öffnet. Unter dieser äußerlich anscheinend so leichten Waare findet sich manche schwere Perle, die aus tiefem Herzen gehoben wurde, und manches kleine Buch, das nur großer Fleiß der Arbeit in’s Leben rufen konnte. Leider gebricht es uns an Raum, um diesen Festgaben begründete Empfehlungen mit zu geben. Wir müssen unsere Leser ersuchen, uns zu glauben, daß wir ihnen nichts anpreisen, dessen Besitz sie nicht erfreuen könnte; doch geschieht dies ausdrücklich mit der Bitte um Berücksichtigung der Verschiedenheiten menschlicher Geschmacksansprüche.

Wir führen zunächst einige Epiker auf.

„Die Madonna. Eine Künstlernovelle in Versen von Anton Ohorn (in Chemnitz)“. Stuttgart, Vertag von Levy und Müller. Diese Dichtung ist eine Herzstärkung, zu der man gern zurückkehrt. Was man oft lesen kann, ist gewiß gut.

„Des Nordlands Königstochter. Eine epische Märchendichtung von Franz Siking. Frankfurt am Main, J. D. Sauerländer’s Verlag.“ Wir lassen auch bei dieser Dichtung die Fabel unerzählt; solches Vorausnaschen verkürzt den Genuß eines wahren Dichterwerkes. Und ein solches haben wir in dieser Märchendichtung vor uns, an welcher uns besonders Zweierlei erfreut. Die Stoffwahl ist ein energischer Fingerzeig für unsere gesammte deutsche Schulbildung, die fast nur auf biblisches und classisches Alterthum begründet ist mit beklagenswerther Vernachlässigung unserer heimischen, in den meisten ihrer Erscheinungen so großartigen Vorzeit. Der Dichter führt uns die Bilder derselben wieder vor und wirbt so auf dem besten Wege für die Aufschließung der alten urgermanischen Schätze auch für unsere Schulstube. Der andere Vorzug dieser Königstochter ist, daß sie uns wirklich männlichen Männern begegnen läßt, daß sie von festem Kerne und gesundem Marke des geschilderten Lebens zeugt. Diese Dichtung verdient recht reichlich in die Hände der männlichen Jugend als Weihnachtsgabe befördert zu werden.

Der Empfehlung und Wahl für den Weihnachtstisch sind ferner besonders werth: Adalbert Schroeter’s „York von Wartenburg“. Vaterländisches Heldengedicht. Jena, Costenoble. – Ernst Harmening’s „Miriam. Hohes Lied der Liebe.“ Mühlhausen im Elsaß, W. Bufleb. – Albert Kellner’s „Melechsala. Romantisches Gedicht.“ Berlin, Verlagsanstalt. – Karl Kösting’s „Der Weg nach Eden. Epische Dichtung in 5 Büchern.“ Leipzig, Ernst Günther. – John Th. N. Rocloff’s „Erika. Eine Mär aus der Haide.“ Leipzig, Otto Most. – Heinrich Seitz’ „Reinhardsbrunnen. Eine Mär vom Wald.“ Hildburghausen, Kesselring’sche Hofbuchhandlung. – Wilhelm Fischer’s „Anakreon. Ein Frühlingsidyll in drei Gesängen“. Leipzig, W. Friedrich’sche Hofbuchhandlung.

[820] Vom Bücher- und Bildermarkt für den Weihnachtstisch können wir unseren Lesern noch eine Anzahl Bilder- und Spielbücher für die Kinderwelt vorlegen.

„Spiel um’s Leben“ ist der Titel eines Bilderbuchs, für welches Wilh. Claudius 24 Originalzeichnungen und Johannes Trojan die Verschen lieferte und das im Verlag von C. C. Meinhold u. Söhne in Dresden erschienen ist.

„Glückliche Kinderzeit. Ein Bilderbuch für Mädchen und Knaben mit 36 Bildern von Fedor Flinzer und 50 Liedern und Reimen von G. Chr. Dieffenbach. Bremen, M. Heinsius.“ Ein prächtiges Kindergesichtchen grüßt uns am Eingang in die stattliche Gallerie lustiger und ernster Darstellungen aus dem Kinderleben. Dieffenbach überschreitet nie den kindlichen Horizont des Verständnisses und der Anschauungsmöglichkeit und läßt auch die Leitung zum Religiösen an rechter Stelle zur Geltung kommen.

In demselben Verlag erschienen das Bilderbuch „Aus dem Kinderleben“, ebenfalls mit Liedern und Reimen von Dieffenbach und mit 24 Bildern von Ludwig Richter und Hugo Bürkner, 2. Auflage, und „Der kleine Nußknacker“, 600 Kinderräthsel, Scherzfragen, Spielliedchen, Verschen und Gebete, herausgegeben von Ernst Lausch. Dieses äußerlich unscheinbare und bilderlose Büchlein verdient doch besondere Beachtung, indem es seine Gaben mit liebevoller Berücksichtigung der Fassungsfähigkeit des kindlichen Geistes austheilt; es sorgt erstens für die ganz Kleinen, zweitens für die Kleinen, und drittens für die Größeren und Großen mit pädagogisch feiner Unterscheidung.

Von Ebhardt’s Bilderbüchern (Berlin, Druck und Verlag von Franz Ebhardt) erfreuen die „Knabenspiele“ und die „Jahrmarktsfreuden“ mit leichtverständlichen Prosatexten und buntem Bilderschmucke.

Dasselbe gilt von dem bei V. Bück in Luxemburg erschienenen „Kinderfreund“ von Karl Wersch, mit 14 Zeichnungen von O. Pletsch.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gustab