Vision (Meyer)
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Vision.
Als ich jüngst vom Pfad verirrt war,
Wo kein Jäger und kein Hirt war,
Führt’ ein Licht aus dunkelm Tann
Mich an eines Hüttleins Schwelle,
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Drin bei matter AmpelhelleEine greise Parze spann.
Draußen schlug der Wind die Schwingen,
Und die Bergesströme singen
Hört’ ich ihren dunkeln Sang …
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Und ich sah den Faden schweben,Und der Faden schien ein Leben –
Meines? dacht’ ich zauberbang.
Wage, Mensch, die höchsten Flüge,
Deiner Parze starre Züge
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Sehen längst das nahe Ziel!Tummle dich, ein kühner Ringer:
Ihre hagern, harten Finger
Enden bald das edle Spiel …
Eine Thräne seh’ ich schimmern?
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An der Wand mit SilberflimmernHangt ein dürrer Todtenkranz …
Irgend einen alten Jammer
In der Alpenhütte Kammer
Spinnt ein Weib im Ampelglanz.