Vier erschröckliche newe zeitungen

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Autor: unbekannt
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Titel: Vier erschröckliche newe zeitungen
Untertitel: Die erste auß Prag / die ander auß der Statt Pautzen / die dritt auß der Statt Brün in Mären ... Die Vierdte. Was sich verloffen und zugetragen hat im Stättl LangenArgen dem Bisthumb Costnitz zugehörig / von einem Kupfferschmid / Hans Wideman / gebürtig von Brisanna auß Thyrol ... geschehen den 26. Januarii / deß 1628.
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Herausgeber: Johann Schröter
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Erscheinungsdatum: 1628
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Erscheinungsort: Rauenspurg (Ravensburg)
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Originalherkunft:
Quelle: im VD17 unter der Nummer 23:249609Q, Exemplar der HAB Wolfenbüttel, Signatur: 202.63 Quod. (17)
Kurzbeschreibung: Laut Titelblatt ein Nachdruck eines Prager Flugblatts.
Flugschriften des 17. Jahrhunderts. Die angegebene Choarlmelodie in der (späteren) Harmonisierung von J. S. Bach: JSBChorales.net (Format mid).
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Seite 1

[1]

Vier erschröckliche newe zeitungen.

Die erste auß Prag / die ander auß der Statt Pautzen / die dritt auß der Statt Brün in Mären / was sich in alle drey Stätt hat zugetragen / wirdt in disem Gesang gemeldet.

Die Vierdte.

Was sich verloffen vnd zugetragen hat im Stättl LangenArgen dem Bisthumb Costnitz zugehörig / von einem Kupfferschmid / Hans Wideman / gebürtig von Brisanna auß Thyrol / wie er den newen Wein veracht / Gott geschändt / vnd wie jhn Gott gestrafft / werdet jhr in disem gesang vernemmen / geschehen

den 26. Januarij / deß 1628.

Im Thon: Warumb betrübst du dich mein Hertz.

Erstlich getruckt zu Prag / vnd Nachgetruckt

zu Rauenspurg bey Johan Schröter.

1628.

Seite 2

[2] Die Erste Zeitung.

1.

ACh Threwer GOtt im höchsten Thron / durch Jesum Christum deinen Sohn / der jämmerlichen Noth / was sich kürtzlich begeben hat zu LangenArgen inn der Statt.

2. Dahin kam ein Gottloser Mann / Er flucht vnd Schwerdt / thut mich verstohn / trib gar vil vnnütze Wort / Hans Wideman sein Nam zur frist / ein Keßler er seins Handwercks ist.

3. Der kehret bey eim Schenckwirth ein / allda thet er sauffen vil Wein / der Gottloß Bößwicht / er lestert Gott im Himmel hoch / vnd schend ihm seine Gaben doch.

4. Er sprach / was ist Gott für ein Mann / daß ers vergangen Jahr hindan / jederman zum trutz hat grathen lassen / sauren Wein / der jederman thut zu wider seyn.

5. Wer jhn drumb danckt ist nicht recht dran / halt ihn auch für kein Biderman / dann es ist nicht danckens werth / der Reden trib er mächtig vil / gar gottloser weiß ohn zil.

6. Zu letzt da thet er fangen an / vnnd sagt zum Wirdt thut mich verstohn / bringt mir zwey halbe Wein / ein alts vnd auch ein newes sort / vnd soll ein jedes besonder lohn.

7. Das thet man jhm bald bringen thon / O Christenmensch thu wo verstohn / was diser Gottloß Mann jetzunder weiter triben hat / O weh der grossen Angst vnd Noth.

8. Er thet machen ein Fenster auff / vnd schrye zu Gott in Himmel nauff / er sprach thu mich versthon / ich will dir nauff eins bringen thun / thust doch nicht zu mir aber gahn.

9. Den alten Wein nam er zur stundt / setzt Glaß an sein gottlosen Mundt / vnd sauffts auff ein Trunck herauß / er sprach ich bin nicht Toll vnd Voll / der alte Wein der schmeckt mir wol.

10. Der Wirth der trug den newen hinwegk / er sprach zu jhm wie bist so keck / was wurd Gott dencken feine / daß ich jhms nit zustellen thet / mit der sach kombst du vil zu spät.

11. Er namb das Newhalb in die Handt / reckts zum Fenster nauß mich verstandt / vnd schüts gen Himmel nauff / sprach thu bescheyd auß dem newen Wein / dann diser thut mir vil zsaur seyn.

12. Hetts du jhn besser wachsen lohn / so köndt mans dir zustellen thon / da trinck dein Wein halb auß / ach merck du auff mein frommer Christ / wie es weiter ergangen ist.

13. Da sitzt er noch auff heint zur stundt / gar schwarz mit auffgesperrtem Mundt / die Augen in dem Kopff / dieselben gohnt jhm hin vnd her / als wann er noch lebendig wer.

14. Gar gern wolt man jhn wegk thon / aber man kan nicht zu jhm gohn / auff drey Schritt merck mich wol / Gottloser Mensch versteh mich schon / Gott lest seiner nicht spotten thon.

16. Die Obrigkeit will vorauß / daß man verbrennen soll das Hauß / mit disem losen Mann / ein Bildtsäul man herstifften will / den Gottlosen zu eim Beyspil.

17. Darbey ein jeder erkennen wol / daß er seins GOtts nicht spotten soll / gib vns Herr nach dem Leyd / nach der schweren betrübten zeit / die ewig Frewdt vnnd Seligkeit / Amen.

Seite 3

[3]

Die andern Newe Zeitung.

1.

ACh Gott dir thu ichs klagen / Jammer vnd grosse Noth / was sich hat zu getragen / laß dich erbarmen Gott / zu Prag wol in der werden Statt / groß wunder sich begeben / so man gesehen hat.

2.

Wol an Sanct Sebastians tage / vmb zwölff vhr zu Mittag / sach man am hellen Himmel drey Sonnen ohneklag / mit blutigen Ringen vmbfangen gar / sind ob der Statt gestanden / O weh der grossen gefahr.

3.

Denselben gantzen tage wars trawrig zu sehen an / gar groß Jammer vnd klagen / hört man von Fraw vnnd Mann / vmb fünff vhr gegen Nachts ich sag / sach man den Himmel offen / mit groß Jammer vnd klag.

4.

Fewr thet vom Himmel fallen / jederman stundt in leyd / da hört man grosses Brüllen vnd fallen von schönem Gebew / ein Edelman hat es verbrennt / sein gantzes Schloß vnd Wohnung ist von dem Fewr anzint.

5.

Vil Viech vnd Schaff dergleichen / vnd vierzig Personen gut / die jhr Leben hand gelassen / wol in der Fewres Glut / Gott sey gnedig jhr armen Seel / vnd wols sie witter behütten wol vor ewiger Quell /

6.

Weitter thut man auch schreiben / von Bautzen auß der Statt / eben am selbigen Tage daß man auch gesehen hat / am Himmel ein blutiges Schwerdt / O wehe deß grossen Jammers / wer hat solches gehört.

7.

Vil tausende Toden Köpffe sach man am Himmel stohn / vermenget zwischen den Sternen sichtberlich zu sehen an / darbey vns Gott für stellen thut / der Welt Gottloses leben / daß man jetzt treiben thut.

8.

Weitter thut noch zu hören / was sich begeben hat / daruon man jetzt thut schreiben / von Olmitz auß der Statt / von einem Becken wie ich sag / der fiert ein Gottloß Leben / hört zu Jammer vnd Klag.

9.

Wol an dem Liechtmeß Tage / da thets manglen an Brot / woll inn der gantzen Statte / da war ein grosse Noth / da kam man für das Becken Hauß / vnnd hat jhn vmb Gottes willen / er solt Brot geben rauß.

10.

Man wiß daß er Brot habe / er solt verhalten nicht / er thet hart darfür Schweren der Gottloß bösewicht / er sagt der Teuffel vier mich hin / mit Leib vnnd auch mit Seel / wann ich habe vorthin /

Seite 4

[4]

11.

Ein Brot in meinem Hause / weder noch vier Laib gut / die muß ich selber behalten / biß ich mehr backen thu / daß hab ich auffkhept für mein Gesindt / vnd daß ich hab zu essen / ich vnd meine Kindt.

12.

Die Oberkeit thet schicken etlich Diener vorauß / vnd daß sie sollen gohne / wol in deß Becken Hauß / vnd was sie finden an Brot durchauß / daß sollen sie als nemmen vnd tragen auffs Rathauß.

13.

Der Laib theten sie finden / zweyhundert an der Zahl / die theten sie all tragen auff daß Rathauß zumal / der Beck der soll kommen zu mahl / wol in drey viertel stunden / für ein Ehrsamen Rath.

14.

Alsbaldt er sich thet risten / vnd wolt auffs Rathauß gehn / da er kam auff den Marckte der Teuffel fiert jhn daruon / mit Leib vnd Seel gantz sichtbarlich / daß hat mennigtlich gesehen / O Gott erbarm dich.

15.

O Welt thu dich vmbwenden / vnd heb auff deine Händ / wilt du bey Gott gnad finden / standt ab von deiner Sünd / vnd thu deß Teuffels müßig gohn / wann jhm thust etwas haissen / so will ers von dir han.

16.

Dann man hat bracticieret / wol das vergangen Jahr / von schrecklichen Wunderzeichen / ist alles worden war / von Krieg / Thewrung / vnd Bestilentz / ist alles schon erfült / an vil Orthen vnd Grentz.

17.

Man hat auch bracticiert / wie du selber wol weist / es wer sie lassen sehen auff Erd der böse Geist / derselb wer die Leuth führen hin / sichtbarlich auff der Gassen / Mensch brich dein bösen Sinn.

18.

Vnd thu dich zu Gott wenden / es ist je als vollendt / was man hat propheceit / vnd vor lengst verkindt / das ist alles schon offenbar / darumb last vns Gott bitten / vmb ein glückseligs Jahr.

ENDE.

Anmerkungen (Wikisource)