Vermißten-Liste (Die Gartenlaube 1892)

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Titel: Vermißten-Liste
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aus: Die Gartenlaube, Heft 8, 28, S. 258, 893–894
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[258] Vermißten-Liste. (Fortsetzung aus Halbheft 7 des Jahrg. 1891.)

239) Ein Vater sucht seinen einzigen Sohn, den Steuermann Johann Carl Gustav Halem, geb. am 10. Mai 1859 zu Sülten bei Schwerin in Mecklenburg. Die letzte Kunde von dem Vermißten traf im Jahre 1887 von der Halbinsel Florida in Nordamerika ein.

240) Emil Hermann Schmerbach, Kellner, geb. am 6. Februar 1872 zu Aschersleben, verließ im Mai 1888 seine Vaterstadt. Mitte desselben Jahres erbat er sich von Göttingen aus Geld, das ihm auch, wie gewünscht, postlagernd gesandt wurde. Seitdem fehlt jede Nachricht über Schmerbach, obschon er das Geld seinerzeit in Göttingen noch erhoben hat.

241) Von seinem Bruder wird gesucht der Schneidergeselle Wilhelm Kaufmann, welcher im Jahre 1843 zu Skaisgirren bei Margen geboren ist und noch im Jahre 1886 aus Tilsit schrieb.

242) Von dem Glasmachergehilfen Heinrich August Bruno Schiller, welcher zu Weffalla den 26. August 1870 geboren wurde, erhielten die Angehörigen den letzten Brief aus Gerlebock bei Gröbzig in Anhalt.

243) Wilhelm Preißler, Glasspinner, geb. am 30. Jan. 1871 zu Reichenau bei Gablonz, entfernte sich am 20. Mai 1889 von seinem Geburtsorte, und drei Tage danach erhielt der Vater desselben als letztes Lebenszeichen seines Sohnes eine Postkarte aus Zittau in Sachsen.

244) „Deine tiefbetrübten, schon hochbetagten Eltern haben das herzliche Verlangen, Dich vor ihrem Abscheiden noch einmal zu sehen!“ Diese ergreifenden Worte gelten dem Tischlergesellen Gustav Louis Beyer, welcher am 8. Apr. 1867 zu Hermsdorf in Sachsen-Altenburg geboren und seit dem Jahre 1889 verschollen ist.

245) Eine bejahrte Mutter sucht ihren einzigen Sohn, den am 6. Febr. 1864 zu Torgau geborenen Carl Otto Franz Reichenbach. Er begab sich im Mai 1882 nach Hamburg, um sich dem Seedienste zu widmen, und soll von da nach Brasilien gefahren sein. Am 4. Febr. 1883 aber schrieb er bereits wieder aus Hamburg; das darauf an ihn abgesandte Antwortschreiben seiner Angehörigen erhielt er nicht mehr, da er schon am 6. Febr. wieder auf See gegangen war. Im Jahre 1884 kam noch einmal Kunde von dem Verschollenen, indem er sich, der Inhaber des Berechtigungsscheins zum einjährig-freiwilligen Dienst war, von Hamburg aus sein Taufzeugniß erbat und zwar behufs Zurückstellung im Militärdienste.

246) Der Geschäftsreisende Gotthelf Kempinski, welcher zu Kreuzburg (Oberschlesien) am 7. Juni 1865 geboren ist, ersuchte in einem Schreiben aus Box Hill in Australien im Jahre 1888 nur Antwort unter der Adresse „postlagernd Ballarat in Australien“. Die an den Verschollenen unter dieser Adresse gerichteten Briefe sind als unbestellbar zurückgekommen.

247) Von dem am 8. März 1854 zu Blumberg, Kreis Niederbarnim, geborenen Carl Grothe, welcher im Januar 1878 von seinem Heimathsort nach Amerika auswanderte, ist seit Februar 1878 keine Nachricht mehr gekommen. Seines Standes war Grothe Sattler.

248) Tobias Stöhser (Ahles), geb. am 3. März 1833 zu Schornbach bei Schorndorf in Württemberg, wird von seinen Angehörigen gesucht.

249) Der am 15. November 1874 zu Gröbern bei Meißen in Sachsen geborene Handlungslehrling Ernst Toepfer wird seit dem 28. Oktober 1889 abends vermißt. Er war zu Magdeburg in Stellung.

250) Vier Brüder Namens Martens werden von ihren hochbetagten Eltern gesucht, nämlich Johannes Friedrich Julius, genannt „John“, welcher am 30. November 1845 zu Neuenrade geboren ist, in Braunschweig und Itzehoe als Weinküper thätig war und die letzte Nachricht aus dem Staate Illinois gab, Andreas Christian August, geb. am 24. November 1849 ebenda, Maschinenbauer, zuletzt in Californien, Ernst August Ehrenreich, geb. am 19. Juli 1858 ebenda, Gärtner, zuletzt in London, Friedrich Ernst Nikolaus, geb. am 14. März 1863 ebenda, Seemann auf der Brigg „Edith“, zuletzt in Portland, Maine.

[893] Vermißten-Liste. Nennen wir zunächst die Namen derer, welche infolge unserer Aufrufe aufgefunden wurden!

Die Tochter des Gärtners Johann Friedrich Jedro theilt uns hocherfreut mit, daß sie mit Hilfe der „Gartenlaube“ ihren Vater wiedergefunden habe.

Der Vater des verschollenen Gotthelf Kempinski benachrichtigt uns dankerfüllten Herzens, daß sein Sohn nunmehr aus San Francisko an ihn geschrieben habe.

Von Sellms ist endlich aus Leadville, Colorado, zur größten Freude seines Vaters tröstliche Kunde eingetroffen.

Weiter haben sich Frau und Tochter des Bereiters Christian Dieckmann infolge unseres Aufrufs gemeldet. Sie wohnen in New-Jersey; Dieckmann selbst ist in einem Bergwerk verunglückt.

Frau Janson spricht uns ihren innigsten Dank aus für die Nachrichten, die wir ihr über ihren Mann bringen konnten.

Ferner hat sich die Nachfrage nach Josef Müller erledigt, welcher in Antwerpen als Kellner angestellt ist.

Herrn Chas. Reynold Hamilton in San Francisko ist es zu danken, daß Julius Heinrich Wolter wieder aufgefunden werden konnte. Er lebt in Los Angeles, Californien.

Auch über das Schicksal Carl Otto Franz Reichenbachs haben wir Näheres in Erfahrung gebracht. Leider konnten wir bis jetzt die Mutter Reichenbachs davon nicht verständigen, da sie aus der uns angegebenen [894] gegebenen Wohnung in Hannover, Geibelstraße Nr. 20, IV, verzogen ist. Unser an sie gerichteter Brief kam als unbestellbar zurück.

Ebenso ist es gelungen, den Aufenthaltsort der verschollenen Ella Appel zu ermitteln. Aber auch dieses freudige Ergebniß unserer Nachforschungen vermochten wir dem Bruder derselben, Herrn Lackierer Louis Appel, noch nicht mitzutheilen, da er in Wehlheiden bei Kassel, von wo er uns schrieb, nicht aufgefunden werden konnte.

Im Anschluß an vorstehende Zeilen fordern wir Frau Reichenbach sowie Herrn Lackierer Louis Appel auf, uns ihre Wohnungen genau angeben zu wollen.

Zugleich mit der Veröffentlichung dieser erfreulichen Erfolge sprechen wir hierdurch allen denen unseren herzlichsten Dank aus, die uns bei Aufsuchen der Verschollenen durch Mittheilungen unterstützt haben, und bitten unsere Leser, auch in Zukunft der Vermißten-Liste, von der wir unten eine Fortsetzung bringen, ihre Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Wir hoffen, daß wir auf diese Weise noch so manchen Verlorengeglaubten wieder auffinden werden und in die Arme der Seinen zurückführen können.

(Fortsetzung der Vermißten-Liste aus Halbheft 8 dieses Jahrgangs.)

251) Am 28. April 1881 ging der Seemann Peter Christian Jagemann, geb. am 7. September 1860 zu Altona, mit dem Schiff „Olympia“ von Hamburg als Vollmatrose nach Hongkong und dann von dort mit einem englischen Fahrzeug nach Adelaide, wo er im Dezember 1881 ankam und im Jahre 1882 an der Eisenbahn arbeitete. Der letzte Brief des Vermißten gelangte von Adelaide im Sommer 1883 an den alten Vater Jagemanns.

252) Zu Ostern 1888, schrieb der am 9. September 1863 zu Roßleben geborene Fleischergeselle Wilhelm Karl Hense vom Drachenfels am Rhein das letzte Mal an seine Mutter. Hense hat als Soldat beim 72. Infanterieregiment gestanden.

253) Kellner Peter Huber, geb. zu Nordrach in Baden am 11. Sept. 1835, hat im Jahre 1861 Konstanz verlassen und ist seitdem verschollen.

254) Im Mai 1883 verließen die Stadt Kasan (Rußland), um Erwerb zu suchen, der Fleischer Johann Baumann, geb. am. 18. April 1829 zu Zell in Tirol, und die Söhne desselben, Johann Jakob Ferdinand, geb. am 30. Dez. 1868 zu Twer (Rußland), Zitherspieler, und Ferdinand Otto Hermann, geb. am 7. Aug. 1874 zu Moskau. Im Mai des folgenden Jahres schrieb der älteste der Söhne noch einmal aus Zarizyn an seine Mutter, und das ist bis heute die letzte Nachricht von den drei Verschollenen geblieben.

255) Der Arbeiter August Wilhelm Schröder, geb. am 18. März 1859 zu Schönlanke, Kreis Czarnikau (Posen), ist im Jahre 1882 in die Fremde gegangen und hat seiner numnehr betagten Mutter, die sich in Herzensangst um ihn verzehrt, schon längst kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Schröder hielt sich anfänglich in Berlin und der Schweiz auf und soll die Absicht gehabt haben, nach Amerika auszuwandern.

256) Der Bauer Johann Adam Grimm, geb. am 13. November 1827 zu Kochersteinsfeld (Württemberg), wanderte im Jahre 1834 nach Australien aus, von wo er noch 1856 schrieb. Seine Verwandten vermuthen, daß der Verschollene von Australien nach Californien übergesiedelt ist.

257) Robert Bernhard Herklotz, geb. am 21. Oktober 1863 oder 1864 zu Frankenberg in Sachsen, seines Zeichens Schlossergeselle, ging im Juni 1884 von Liverpool aus mit dem holländischen Schooner „Hebe“ nach Rio-Grande do Sul in Brasilien. Nach Angaben des Kapitäns der „Hebe“ hat sich der Verschollene mit zwei Deutschen nach der Colonie Laurentic begeben.

258) Unterm 23. Dezember 1889 hat sich der Brauer Moritz Albert Andreas, geb. am 2. Febr. 1872 zu Erbisdorf (Kr. Dresden), in Görlitz polizeilich abgemeldet, ohne anzugeben, wohin er sich wenden wollte. Vermuthlich hat sich Andreas auf die Wanderschaft begeben.

259) Im Jahre 1881 wanderte nach Amerika aus der Kaufmann Emil Saremba, geb. am 19. Dezember 1859 zu Mehlsack (Regbz. Königsberg i. Pr). Saremba schrieb im Herbste 1881 aus dem Staate Minnesota, verließ denselben aber später, um nach Brasilien oder Australien zu gehen.

260) Der Matrose Maximilian Friedrich Carl Mauckert, geb. am 7. Dezember 1870 zu Berlin, ging im April 1887 von Hamburg aus in See und verließ das Schiff in Demerara (Britisch-Guyana); seitdem ist jede Spur von ihm verloren.

261) Von Schwester und Bruder gesucht wird der Sattler und Tapezierer Leopold Oscar Franz Messow, der am 6. Februar 1835 zu Berlin geboren ist und sich noch im Jahre 1883 in Bromberg aufhielt.

262) Der Uhrmacher Karl Albert Emil Weller, geb. am 25. Juli 1848 zu Regenwalde in Pommern, verließ den 4. Juni 1873 heimlich seine Familie und schrieb zuletzt in der ersten Hälfte des Jahres 1881 von Pernambuco (Brasilien) aus; seitdem ist er verschollen.

263) Von ihrem siechen hilfsbedürftigen Bruder wird sehnlichst um Nachricht gebeten Ottilie Therese Stäude, welche am 9. Juni 1840 in Eythra bei Leipzig geboren ist. Die Gesuchte zog im Jahre 1862 nach Tiflis im Kaukasus und ließ noch 1870 aus Stawropol ebenda von sich hören.

264) Am 28. Februar 1881 verließ der damals 17jährige Mathias Wilhelm in Köln, mit einem Maskenanzug bekleidet, das Haus und ist seitdem verschollen. Signalement Wilhelms: blondes Haar, niedrige Stirn, graublaue Augen, spitze Nase, schmaler Mund, rundes Kinn, ovale Gesichtsbildung, bleiche Gesichtsfarbe und schlanke Gestalt. Die Kleidung bestand aus einer schwarzen Sammetjacke, Kniehose, weißen Strümpfen und Lederpantoffeln, die mit rothen Bändern befestigt waren; mit ebensolchen war auch der spitze Sammethut umschnürt.

265) Im November 1889 ging der Schlossergeselle Franz Carl Gottlieb Lange, geb. am 27. Jan. 1869 zu Breslau, in die Fremde; er schrieb noch im Dezember desselben Jahres von Berlin und Weißensee bei Berlin. Vom 27. Januar bis 27. Februar 1890 hat Lange, der herzleidend ist, Aufnahme im Krankenhaus zu Bautzen gefunden, seitdem aber ist seine tiefbekümmerte Mutter ohne jede Nachricht von ihm geblieben.

266) Ein anderes Mutterherz bangt um den Weber Rudolf Franz, geb. am 24. März 1870 zu Alt-Reichenau, Kr. Bolkenhain (Schlesien), welcher sich noch im August 1890 in Düren (Rheinland) aufgehalten hat. In Odenkirchen, wohin er sich polizeilich abgemeldet hat, ist er nicht aufzufinden gewesen.

267) Im Frühjahr 1877 verzog nach Rußland, um sich in Wilna niederzulassen, Frau Lina Laura Andrepp, geb. am 28. Dezember 1852 zu Burgstädt, mit Gatten und Sohn. Seit dieser Zeit sind die drei verschollen und konnten trotz eifrigster Nachforschungen nicht ermittelt werden.

268) Der Droschkenbesitzer Gottlieb Nowack, geboren im Jahre 1835 zu Cygan bei Bürgsdorf (Preuß.-Schlesien), ist seit Frühjahr 1873 aus seiner Wohnung in Breslau verschwunden, angeblich um nach Galizien zu reisen und dort Pferde einzukaufen.

269) Von seiner alten Mutter gesucht wird der Stuhlbauer Julius Oscar Riedel, geb. im Jahre 1856 zu Neudörfchen bei Mittweida (Sachsen). Im Jahre 1888 hielt sich der Gesuchte in Lübeck auf.

270) Gustav Holstein, geb. im Jahre 1850 zu Gerdauen (Regbz. Königsberg i. Pr.), Maurer und Musiker, diente Anfang der siebziger Jahre als Grenadier in Guben, woher auch das letzte Lebenszeichen stammt.

271) Von seiner Schwester wird schmerzlich vermißt der Bäcker Friedrich Schweisguth, der am 22. Juni 1840 zu Wiesbaden geboren wurde. Nach einem Briefe aus Marseille vom September des Jahres 1866 beabsichtigte er, nach Buenos Ayres zu gehen.

272) Von seinem Vater gesucht wird der Klempner Emil Paßmann, welcher den 28. April 1868 zu Issum bei Düsseldorf geboren wurde. Paßmann hielt sich im Jahre 1888 in Washington auf und soll später in Wilmington, Staat Delaware, gesehen worden sein.

273) Der Seemann Richard Ernst Carl Mahn, geb. zu Rostock i. Mecklbg. am 7. Febr. 1852, gab die letzte Nachricht im Jahre 1869 aus Liverpool. Seine Mutter sehnt sich nach einem Lebenszeichen von ihm.

274) Einer Schwester läßt die Sehnsucht nach ihrem Bruder keine Ruhe, nach dem Zimmermann Robert Linke, der am 2. Febr. 1840 zu Klein-Vorwerk, Regbz. Liegnitz, geboren wurde und noch im April 1875 sich in Berlin aufhielt.

275) Von seiner Frau wird gesucht der Arbeiter Josef Böhm, geb. zu Altheide, Kreis Glatz, am 11. Juli 1863, welcher am 20. Febr. 1887 von Hamburg fortgegangen ist.

276) „Eine tieftrauernde Witwe und Mutter stirbt noch vor Kummer über ihren verlorenen Sohn,“ so beginnt das an uns gerichtete Schreiben mit der Bitte um Nachforschung nach dem Drechsler und Pumpenmacher Christian Friedrich Claus, welcher am 19. März 1857 zu Trebur (Hessen) geboren wurde und seit dem 3. Aug. 1887, an welchem Tage er sich von Hause entfernt hat, verschollen ist.

277) Seit dem Mai des Jahres 1886 ist der Matrose Adolf Louis Jung, geb. am 15. Nov. 1863 zu Königsberg i. Pr., verschollen. Zu jener Zeit kam noch Nachricht von ihm aus Santjago in Chile. Im Jahre 1888 sollte er sich an Bord der englischen Barke „Croydon“ befinden, ein mit dieser Adresse durch die Vermittlung des englischen Konsuls in South-Carolina abgesandter Brief aber kam als unbestellbar zurück.