Vermißte Landsleute jenseits des Oceans (Die Gartenlaube 1870/38)
[628] Vermißte Landsleute jenseits des Oceans. Die Angehörigen der vielen Vermißten, nach welchen die Nachfragen sich bedeutend angehäuft haben, ohne daß wir, so lange „unser Krieg“ dauert und jedes andere Interesse von Gott und Rechtswegen überragt, an deren Veröffentlichung gehen könnten – sie Alle – und es sind nahe an zweihundert! – werden uns dies verzeihen und sich gedulden, bis die Friedensglocken allenthalben für solche Sorgen Augen und Herzen wieder frei gemacht haben.
Eine Ausnahme aber müssen wir mit der folgenden Bitte einer Mutter und eines Kindes uns gestatten.
Der ehemalige k. k. Kreisgerichtsrath und Rechtsconsulent der Creditanstalt, Anton Höllwart in Wien, ist vor zwei Jahren ausgewandert, wahrscheinlich nach Amerika, und hat seine Frau und seine nun sechszehnjährige Tochter in Tirol in großer Noth zurückgelassen. Das Versprechen, bald Nachricht von sich zu geben, war das Einzige, was der Scheidende den Seinen zurücklassen konnte, und selbst dies blieb bis jetzt unerfüllt. Dies droht jedoch verhängnißvoll für die Tochter zu werden, die mit solcher Liebe an ihrem Vater hängt, daß die Sehnsucht nach ihm sie krank gemacht hat und sichtlich an ihrem Leben zehrt. Zur Rettung ihres Kindes fleht die arme Mutter Alle an, die irgend eine Nachricht über den Vermißten ertheilen können, dieselbe zur sofortigen Besorgung an die Verlassenen der Redaction der Gartenlaube zuzusenden.