Textdaten
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Autor: Ludwig Uhland
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Titel: Unstern
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aus: Gedichte von Ludwig Uhland, Seite 256–257
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1815
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: MDZ München = Commons.
Kurzbeschreibung:
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[256]
Unstern.

Unstern, diesem guten Jungen,
Hat es seltsam sich geschickt,
Manches wär’ ihm fast gelungen,
Manches wär’ ihm schier geglückt.

5
Alle Glückesstern’ im Bunde

Hätten weihend ihm gelacht,
Wenn die Mutter eine Stunde
Früher ihn zur Welt gebracht.

Waffenruhm und Heldenehre

10
Hätten zeitig ihm geblüht,

War doch in dem ganzen Heere
Keiner so von Muth erglüht:
Nur als schon in wilden Wogen
Seine Schaar zum Sturme drang,

15
Kam ein Bote hergeflogen,

Der die Friedensfahne schwang.

Nah ist Unsterns Hochzeitfeier,
Hold und sittig glüht die Braut;
Sieh! da kömmt ein reichrer Freier,

20
Der die Eltern baß erbaut.

Dennoch hätte die Geraubte
Ihn als Wittwe noch beglückt,
Wäre nicht der Todtgeglaubte
Plötzlich wieder angerückt.

[257]
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Reich wär’ Unstern noch geworden

Mit dem Gut der neuen Welt,
Hätte nicht ein Sturm aus Norden
Noch im Port das Schiff zerschellt.
Glücklich war er selbst entschwommen,

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Einer Planke hatt’ er’s Dank,

Hatte schon den Strand erklommen,
Glitt zurück noch und versank.

In den Himmel, sonder Zweifel,
Würd’ er gleich gekommen seyn,

35
Liefe nicht ein dummer Teufel

Just ihm in den Weg hinein.
Teufel meint, es sey die Seele,
Die er eben holen soll,
Packt den Unstern an der Kehle,

40
Rennt mit ihm davon wie toll.


Da erscheint ein lichter Engel
Rettend aus dem Nebelduft,
Donnert flugs den schwarzen Bengel
In die tiefste Höllenkluft,

45
Schwebt der goldnen Himmelsferne

Mit dem armen Unstern zu,
Über gut’ und böse Sterne
Führt er den zur ew’gen Ruh.