Der Ring (Uhland)
Es ging an einem Morgen
Ein Ritter über die Au.
Er dacht’ in bangen Sorgen
An die allerschönste Frau.
Verkünde du mir frei,
Du Pfand von meiner Holden,
Wie steht es mit ihrer Treu?“
Wie er’s betrachten wollte,
Das Ringlein hüpft’ und rollte
Den Wiesenrain entlang.
Er will mit schnellen Händen
Es haschen auf der Au,
Und Gräser, betropft von Thau.
Ein Falk’ es gleich erlauschte,
Der auf der Linde saß,
Vom Wipfel er niederrauschte,
Mit mächtigem Gefieder
Er in die Luft sich schwang.
Da wollten seine Brüder
Ihm rauben den goldnen Fang.
Das Ringlein fiel aus der Höh’.
Der Ritter sah es fallen
In einen tiefen See.
Die Fischlein hüpften munter,
Das Ringlein sank hinunter,
Bis es den Blicken schwand.
„O Ringlein! auf den Triften,
Da äffen dich Gras und Blum’;
Da tragen die Vögel dich um.
O Ringlein! in Wassers Grunde,
Da haschen die Fische dich frei.
Mein Ringlein! ist das die Kunde,