Textdaten
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Autor: B.
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Titel: Um Nichts!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 872–873, 878
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[872]

Um Nichts!
Nach dem Gemälde von E. de Peerdt.
Mit Verwendung einer Photographie aus dem Verlage von Edwin Schloemp in Leipzig auf Holz übertragen.

[878]
Um Nichts!
(Mit Abbildung Seite 872 und 873.)


Ein Schuß – und noch ein Schuß! Mit heiserm Krächzen
Hebt sich ein Rabe vom beschneiten Ast;
Zu Boden weht die winterliche Last –
Lebendig wird der Wald: ein schneidend Aechzen,
Das rasch erstirbt – ein Fluchwort: klagend bricht’s
Von Männerlippen – nun ein Murmeln, Laufen – –
Nur ein Duell! Ein ritterliches Raufen
     Um Nichts!

Da liegt das Opfer mit der Kugelwunde;
Starr jeder Muskel, der von Leben schwoll!
Ein Bild von Kraft, so jung, so zukunftsvoll – –
Der alte Diener kauert auf dem Grunde
In leisem Beten, und des armen Wichts
Eisgraues Haupt schwankt, und die Augen weinen –
Den Eltern bringt er todt ihn – todt den Einen –
     Um Nichts!

’S ging Alles richtig zu, nach guter Sitte:
Die Secundanten da, die Zeugen auch,
Dabei der Arzt. Vergeblich, wie es Brauch,
War die Vermittlung, und man maß die Schritte –
Es war kein Mord – bewahre! Des Gerichts,
Wohl auch des Fürsten Macht läßt Milde walten;
Die Ehre zwang, der Kugel stillzuhalten –
     Um Nichts!

Um Nichts? O nein! Es fiel ein Wörtchen eben –
Ein scheeler Blick, in Ungeduld, im Rausch.
Ein Menschenleben nur verlangt der Tausch,
Nichts als ein armes Fünkchen Menschenleben.
Und doch: warum so fahlen Angesichts
Die Männer dort, die unruhvoll-verstörten?
Ist’s, weil ein Geisterwort sie seufzen hörten:
     „Um Nichts!“?

Und du, den’s fürder nicht im Lande duldet,
Du Kain – nun? Die Kugel traf nicht schlecht –
Weshalb so traurig? Sieh, du bist gerächt!
Das Gottesurtheil sühnte, was verschuldet! –
Ein Gottesurteil Ew’ger Geist des Lichts,
Dein Urtheil das ein Mensch vom Blei erschlagen,
Gebrochne Herzen, Jammer, nicht zu sagen –
     Um Nichts!?

Wer nimmt die Schmach von kommenden Geschlechtern?
Wer schlägt den Unsinn, daß er heulend flieht?
Er bleibt, wie viel sich auch Vernunft bemüht –
Der Wahnwitz beugt sich keinen Weisheitswächtern!
Ein Moloch, freut er fort sich des Gerichts
Von Menschenopfern, blutig-thränenvollen,
Die sich ihm weih’n – trotz Wollen und trotz Sollen! –
     Um Nichts!

B.