Ueber die weibliche Schönheit und ihre Pflege

Textdaten
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Autor: Bock
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Titel: Ueber die weibliche Schönheit und ihre Pflege
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 265–267
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Aerztliche Winke für Jungfrauen und junge Frauen 2.
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[265]
Aerztliche Winke für Jungfrauen und junge Frauen.
2. Ueber die weibliche Schönheit und ihre Pflege.


„Ein reizend schönes Weib!“ Das mußten auch die anwesenden Damen sammt und sonders zugeben, „aber,“ flüsterten sie sich und ihren Männern in die Ohren „sie hat krumme Beine.“ Und wahrlich, es erschien uns Männern nun, schon beim bloßen Gedanken an die krummen Beine (denn sie hatte gar keine) diese Schönheit nicht mehr so schön und reizend, wie vorher. Und was beweist das? Es beweist, daß, um schön zu sein, der Körper eine harmonische und naturgemäße Ausbildung aller seiner einzelnen Theile zeigen muß. Dabei darf aber neben Anmuth im Gebaren nichts von Eitelkeit bemerkt werden. Ein weibliches Wesen, welches merken läßt, daß es sich seiner Schönheit bewußt ist, macht auf einen gebildeten Mann einen widerwärtigen Eindruck.

Eine der Schönheit zu Grunde liegende naturgemäße Ausbildung des ganzen Körpers und seiner einzelnen Theile ist nur bei vollkommener Gesundheit möglich, und deshalb sind stets die allgemeinen Unterstützungsmittel der Schönheit diejenigen, welche auch auf die Gesundheit fördernd einwirken. Es giebt keine Schönheit ohne den Besitz vollkommener Gesundheit. Da wir hier nun aber keine Gesundheitslehre schreiben wollen, sondern nur Winke zur Erlangung, Erhaltung und Erhöhung der weiblichen Schönheit geben – denn diese ist ohne unausgesetzte Sorgfalt ein sehr vergängliches Gut – so sollen zuvörderst nur solche diätetische Maßregeln besprochen werden, welche unmittelbar zur Pflege der körperlichen und geistigen Schönheit gehören.

Das oberste Gesundheits- und Schönheitsgesetz verordnet: Mäßigkeit, Nüchternheit, Enthaltsamkeit, kurz: Maßhalten in allen Beziehungen des Lebens. – Sodann ist es die strengste und unausgesetzteste Reinlichkeit in jeder Beziehung, worauf die Frauen ihre Sorgfalt zu richten haben, denn nichts beeinträchtigt die körperliche Frische und Gesundheit mehr, als Unreinlichkeit. Darum sind tägliche Waschungen und öftere Bäder neben gehörigen Abreibungen der Haut, ebenso wie Reinheit der Bekleidungsstücke und der umgebenden Luft unentbehrliche Unterstützungsmittel der Schönheit. Vor kalten Bädern mögen sich aber ja solche Jungfrauen und Frauen hüten, die nicht blutreich und nicht nervenstark sind, denn die Kälte erzeugt bei diesen sehr schnell Blutarmuth, Bleichsucht und Nervenschwäche; auch ist sie, die niemals ein Stärkungs-, sondern stets ein Reizungsmittel ist, sehr oft der Grund zum vorzeitigen Altern. Lauwarme, dem Gefühl zusagende Bäder dagegen können niemals schaden, nur müssen sie natürlich nicht zu oft und nicht zu lange genommen werden; wöchentlich ein bis zwei Bäder von etwa einer Viertelstunde sind vollkommen hinreichend. Wen beim warmen Bade große Hitze des Gesichts genirt, der überdecke die Badewanne so, daß er nur mit dem Kopfe heraussieht, und halte auf frische, kühle Luft im Badezimmer. Empfinden Personen anstatt des allgemeinen Wohlgefühls Unbehagen und Schwäche in und nach dem Bade, so mögen sie anstatt der Bäder nur lauwarme Abwaschungen des Körpers vornehmen, natürlich immer mit der Vorsicht, daß keine Erkältung stattfindet.

Was die Nahrung betrifft, so sind einfache, aber gehörig abwechselnde thierische und pflanzliche Speisen, in hinreichender Menge zu regelmäßiger Zeit genommen und gut gekaut, der Gesundheit und Schönheit am zuträglichsten. Die Milch steht als das allerbeste Nahrungsmittel obenan. Der Aberglaube, daß Fett und Salz den Teint verderben, kann insofern schädlich werden, als diese beiden Stoffe zur richtigen Ernährung unseres Körpers ganz unentbehrlich sind und dieser, wenn sie demselben nicht in hinreichender Menge zugeführt werden, krank werden kann. Ebenso ist der unzureichende Genuß von Wasser, das unser Körper zum Wohlbefinden in sehr großer Menge braucht, sehr häufig der Grund von Leiden. Anstatt des Wassers kann leichtes Bier getrunken werden. Daß die Nahrung bei mageren und bei stark beleibten Personen eine etwas verschiedene sein muß, wird später besprochen.

Die Luft, welche wir einathmen und die uns im Freien und im Hause umgiebt, hat ebenso wie die Nahrung den größten Einfluß auf die Gesundheit und also auch auf die Schönheit. Deshalb muß stets dahin getrachtet werden, in reiner Luft zu leben und besonders darin zu schlafen; der häufige Aufenthalt im Freien mit der nöthigen Vorsicht gegen große Hitze und Sonnenschein (s. später) und der Schlaf in geräumigen, nach Morgen oder Mittag gelegenen, gut gelüfteten Schlafzimmern mit mäßig warmer Temperatur können nicht genug empfohlen werden. Ein sehr bedeutendes Unterstützungsmittel der Gesundheit ist das langsame und tiefe Einathmen reiner (besonders sonniger Wald-) Luft, was aber erst durch Uebung erlernt wird und nur bei gehörig weiter Kleidung stattfinden kann.

Gehörige Körperbewegungen, mit hinreichender Ruhe, zumal Schlaf, abwechselnd, sind neben passender Nahrung und Luft die besten Kräftigungsmittel der Gesundheit. Niemals darf aber die körperliche Anstrengung bis zur übermäßigen Erhitzung und Uebermüdung fortgesetzt werden, und ebenso darf die Ruhe nicht zum fortwährenden Faulenzen ausarten. Arbeit, die Beschäftigung mit Gutem und für uns selbst oder für Andere Nützlichem, macht Lebenslust, Heiterkeit und Wohlsein, während der träge Mensch nicht nur allerlei Leiden ausgesetzt ist, sondern auch sich selbst und Andern durch innere Leere und Langeweile zur Last fällt. Heiterkeit des Geistes übt den wohlthätigsten Einfluß auf die Gesundheit aus; Trost und Beruhigung läßt sich nur aus der Arbeit schöpfen. – Spazierengehen mit tiefem Athemholen, Tanzen, Schlittschuhlaufen, Bewegungsspiele im Freien, häusliche Arbeiten, mögen mit sitzender Beschäftigung gehörig abwechseln. Von größter Wichtigkeit für die Gesundheit ist nun aber der Schlaf; er muß hinreichend lange andauern (wenigstens sieben Stunden), ruhig und tief (ohne Träume) sein, in reiner Luft und nicht in zu weichem und warmem Bette (unter Decke auf Matratze) geschlafen werden. Häufiges Nachtschwärmen und Aufopfern des nöthigen Schlafes bringt die Schönheit sehr bald zum Verblühen.

Die geistigen Unterstützungsmittel der Schönheit sind die Resultate einer richtigen Erziehung und ganz vorzüglich [266] folgende: ein angenehmes Betragen, welches so bezaubernd sein kann, daß es selbst bei körperlicher Unschönheit eine augenblickliche Zuneigung erweckt. Es hat seinen wahren Grund in der Freundlichkeit und Offenheit des Herzens und in einem wohlwollenden Gemüthe; es läßt sich dadurch zu eigen machen, daß man nicht blos sein eigenes Wohl, sondern auch das seiner Mitmenschen im Auge hat. Ein theilnehmendes Gefühl an den Freuden und Leiden Anderer (Mitgefühl, nicht Empfindelei) macht ein weibliches Wesen äußerst anmuthig und jedenfalls auch zu einer den Mann beglückenden Frau und zur guten Mutter; es kann auch als die Quelle der Wohlthätigkeit, der Gefälligkeit, Nachgiebigkeit, Höflichkeit und Gerechtigkeitsliebe angesehen werden. – Ordnungsliebe, bestehend in der Aufmerksamkeit auf die rechte Zeit und den rechten Ort, sie ist neben Reinlichkeit die erste Bedingung zu einem glücklichen häuslichen Leben. – Denken, richtiges (logisches) Denken, also Verstand, der leider den allermeisten Frauen (in Folge ihrer falschen Erziehung) fehlt, verschönert auch das häßlichste Gesicht und könnte die Frauen zu Engeln machen, weil sie dann das, was um sie herum vorgeht, ordentlich begreifen und beurtheilen könnten und nicht mit ihrem ganz verkehrten Glauben, Meinen und Gefühlen sich und Andern das Leben verhunzen würden.

Die Schönen, wenn sie auch nicht gerade schön sind, ziehen unsere Blicke zunächst auf ihre Statur. Ein schöner Wuchs läßt selbst ein unschönes Gesicht übersehen und verleiht dem durch Kleidung nicht verunstalteten weiblichen Körper, wenn sich dieser in seiner Haltung frei und ungenirt zeigt und seine Bewegungen mit Geschmeidigkeit und Anmuth ausführt, einen unbeschreiblichen Reiz. Schön ist nun aber der Wuchs nur dann, wenn er echt weiblich ist und die richtige weibliche Fülle besitzt. Es zeichnet sich nämlich der weibliche Körper an seiner Oberfläche vor dem männlichen durch weniger scharfe, mehr gerundete, von wellenförmigen Linien begrenzte Umrisse aus, und dies kommt daher, weil beim Weibe weit mehr Fett unter der Haut und zwischen den Muskeln lagert, während beim Manne die hervortretenden kräftigeren Muskeln, Sehnen und Knochenvorsprünge die Contouren schärfer und eckiger erscheinen lassen. Sodann charakterisirt sich der weibliche Habitus aber auch noch durch das breitere Becken mit volleren, runderen Hüften, den schmäleren, kürzeren und engeren Brustkasten und den kleinern Kopf. Der Unterkörper ist stets länger, als der Oberkörper; der Hals länger, runder und dünner, auch weniger von Kopf und Brust abgesetzt; die Schultern sind schmäler und mehr abfallend herabgesenkt; das Schulterblatt ist kleiner und weniger vorspringend; die Arme sind kürzer und runder, die Beine neigen, des breiteren Beckens wegen, mit den Knieen gegeneinander (weshalb das schnelle Laufen unschön aussieht), und die Füße sind kleiner, schmäler und fleischiger.

Magerkeit mit Verlust der Rundung der Formen schadet ebenso wie jedes Uebermaß an Beleibtheit der weiblichen Schönheit. Am häßlichsten sind aber die Wespentaillen unserer modernen Schönen anzusehen, die dadurch zu sanduhrähnlichen Figuren werden. Keins der herrlichsten Muster weiblicher Schönheit, die vom Alterthume auf uns gekommen sind, zeigt nur eine leise Annäherung an eine solche durch festes Einschnüren erzwungene Taille. Und welchen großen Nachtheil bringt nicht das Festschnüren, durch Beengung der Brust- und Bauchhöhle, der Gesundheit; es wird dadurch vorzugsweise der Athmungsproceß, der Blutlauf, die Verdauung und die Blutreinigung in der Leber gestört. – Bei unschöner Fettleibigkeit (s. Gartenl. 1866 Nr. 10), welche auf dem Gesichte die interessanten zarten, feinen Linien verwischt, die graziöse Taille zerstört, den Gang plump und die Bewegungen träge macht, ist zunächst der Genuß solcher Nahrungsmittel sehr zu beschränken, die Fett ansetzen, also nicht blos der Genuß von Fetten aller Art (Fleischfett, Butter, Oele), sondern auch von Mehlspeisen, Zucker und starken spirituösen Getränken. Sodann muß aber auch das überflüssige Fett aus dem Körper weggeschafft werden, und dies ist durch ausgiebige Körperbewegungen und Leibesübungen. besonders im Freien, kräftiges Athmen, reichliches Wassertrinken, Vermeiden zu langen Schlafes und überhaupt großer Ruhe zu ermöglichen. – Neben großer Magerkeit, die in der Regel auch scharfe Gesichtszüge, eckige Formen und Bewegungen, sowie bisweilen einen unangenehme leidenschaftliche Lebhaftigkeit mit sich führt, kann keine Schönheit bestehen. Auch die tadelloseste Körperhaltung und die geschmackvollste Toilette sind nicht im Stande, den Mangel an Körperfülle zu ersetzen. Gegen Magerkeit, die natürlich nicht von einem abzehrenden Leiden herrühren darf, ist gerade das zu thun, was die Fettleibigen unterlassen müssen. Sonach wäre Mageren fette, mehlige und zuckerreiche Nahrung, wenig körperliche Anstrengung, überhaupt große Ruhe (auch geistige und gemüthliche) und viel Schlaf zu empfehlen.

Daß Verkrümmungen der Wirbelsäule der Schönheit des Wuchses jedenfalls, nur nach dem Grade der Verkrümmung mehr oder weniger, Eintrag thun, versteht sich wohl von selbst, und da diese Mißgestaltungen nicht zu curiren, sondern höchstens nur in ihrer Verschlimmerung aufzuhalten sind, so muß man, wie früher (Gartenl. 1866 Nr. 14) gezeigt wurde, ihrer Entstehung so zeitig als möglich vorbeugen. Zartgebaute, bleichsüchtige Jungfrauen sind sehr zum Schiefwerden geneigt und müssen sich deshalb nach jeder Ermüdung (besonders der Rückenmuskeln durch längeres Geradesitzen) gerade ausgestreckt einige Stunden lang auf eine feste Matratze oder einen auf dem Boden ausgebreiteten Teppich legen. Ebenso müssen sie auch beim Schlafen ausgestreckt auf dem Rücken, nicht etwa auf einer Seite und zusammengekrümmt, liegen. Fest angelegte steife Schnürbrüste und drückende Bänder (besonders an den Unterkleidern) sind ihnen äußerst schädlich.

Die Haltung, der Gang und die Bewegungen eines schöngewachsenen Weibes können nur dann anmuthig und graziös sein, wenn ihr Körper frei und nicht genirt von beengenden Kleidungsstücken ist und wenn ihr nicht, etwa der Eitelkeits- und Hochmuthsteufel im Nacken sitzt. Widerwärtig und lächerlich ist’s anzusehen, wenn so ein in einen Kleidersarg eingepreßtes und pfauenartig herausgeputztes, reiches oder sich schön und vornehm dünkendes Dämchen, welches der Welt noch nichts genützt hat und auch niemals etwas nützen wird, steif (als hätte sie ein Lineal verschluckt) oder sich gravitätisch drehend und mit einer Miene um die hochgetragene Nase einherstolzirt, die immer sagen will: „Hier stinkt’s.“ – Als die vorzüglichsten, auf die Haltung verbessernd einwirkenden Leibesübungen sind anzuführen: Tanzen, Schlittschuhlaufen und Ballspiele. Turnen ist Jungfrauen weit weniger dienlich, als Schulmädchen. Freilich muß stets bei Körperbewegungen alles Ungraziöse einer unerbittlichen Kritik von Seiten der Lehrer, Eltern oder Freundinnen unterliegen; besonders sind Ausartungen in der Lebhaftigkeit der Bewegungen als unschön zu rügen. Bei sitzender Lebensweise müssen täglich mehrere Stunden zu körperlicher Bewegung und gleichzeitiger Erheiterung des Gemüths bestimmt werden. Nur darf die Bewegung nie bis zur heftigen Erhitzung und Uebermüdung fortgesetzt werden; auch ist dabei eine schnelle Abkühlung der schwitzenden Haut (besonders durch Zugluft) ängstlich zu vermeiden.

Die Kleidung (s. Gartenl. 1855 Nr. 16) kann ebenso die Schönheit des Weibes erhöhen, wie schädigen. Ein Haupterforderniß dabei ist: eine harmonische Zusammenstellung der einzelnen Kleidungsstücke, ebenso in Farbe, wie in Stoff, Muster und Schnitt. Eine auffallende, allzu bunte, schimmernde und excentrische Toilette kann niemals schön und elegant sein; jede Uebertreibung darin ist unschön. – Auch muß die Kleidung nothwendigerweise der Individualität der Person angepaßt werden, um kleidsam zu sein, und deshalb mögen sich bei der Wahl ihrer Kleidung besonders Putznärrinnen von Solchen rathen lassen, die ästhetisch gebildeten Geschmack haben. Es darf ferner ein wirklich eleganter Anzug niemals unbequem und beengend, aber ebensowenig auch allzu weit und schlotternd aussehen, er muß passend, jedoch nicht knapp sein und stets die Idee des Wohlbehagens beurkunden. Wenn ausgeschnittene Kleider um die Achseln herum sehr eng sind, so übt dies auf die Form, Haltung und Bewegung des Oberkörpers und der Arme einen ganz entsetzlich häßlichen Einfluß aus. Einfachheit, selbst bei den prachtvollsten Stoffen, ist das erste Erforderniß einer dem Auge wohlgefälligen eleganten Kleidung. Nicht der Glanz, nicht die Verzierungen dürfen bei einem wahrhaft eleganten Anzuge die Oberhand erhalten, sondern stets der Anzug selbst; alles Uebrige muß denselben heben, nie aber überladen und gleichsam erdrücken. Den unangenehmsten Eindruck macht ein sonst in Stoff und Form elegantes Kleidungsstück, wenn es verschmutzt und abgetragen ist. – Die Schönheit junger Mädchen wird durch einen einfachen, reinlichen und netten Anzug weit mehr gehoben, als durch Schmuck, der überhaupt von ihnen fern bleiben muß. Der schönste Schmuck junger Mädchen sind Blumen; wenn Frauen Schmucksachen tragen (natürlich niemals unechte), so dürfen [267] sie sich ja nicht damit überladen. – Frauen, die sich im Hause nachlässig und schlotterig kleiden, werden außer dem Hause auch in den prachtvollsten Kleidern niemals elegant aussehen, denn ein eleganter Anzug muß auch leicht und gut getragen werden, soll er den Eindruck der Eleganz hervorbringen, was nie geschehen kann, wenn sich die Trägerin in demselben beengt und genirt fühlt oder zu sehr mit ihrer eigenen Person beschäftigt ist. Was nun die Mode betrifft, so kann diese bei der weiblichen Bekleidung nicht unbeachtet gelassen werden, nur folge man derselben nicht allzu sclavisch, sondern suche das, was an derselben vielleicht übertrieben oder den Regeln des wirklich Schönen nicht ganz entsprechend ist, soviel als möglich zu mildern und seiner Person anzupassen. – Rücksichtlich des Gehens auf der Straße, so lassen sich recht gut ohne Verletzung der Regeln des Anstandes die Ober- und Unterkleider so in die Höhe nehmen, daß nicht nur diese geschont, sondern auch Naßwerden und Erkältung der Beine verhütet werden. Diejenigen, welche ihre Kleider nie aufheben, sondern mit wirklicher oder affectirter Gleichgültigkeit gegen den Schmutz durch Dick und Dünne gehen, möchten sich gern als hocharistokratische Größen präsentiren, für welche Oekonomie ein unschicklicher Gedanke ist und die zeigen wollen, daß sie Alles, Schmutz und gewöhnliche Menschen, verachten. Freilich müssen Manche auch ihres abscheulichen Pedals wegen die schmutzige Straße mit ihren langen Kleidern fegen und den nassen Koth bis in die Kniekehle hinaufziehen.

Die Corsets oder Schnürleiber sind als die Grundlage für den weiblichen Anzug, an welcher die meisten übrigen Kleidungsstücke befestigt sind und von welcher größtentheils Form und Aussehen des ganzen Anzuges abhängt, nicht zu entbehren. Nur müssen sie vernünftig für den Körpers passend aus elastischem Stoffe und ohne Einlage fester Stäbe gemacht sein; es muß sich das Schnürleibchen, ohne auf irgend eine Stelle zu drücken, vollkommen den Contouren der Brust und des Leibes anschmiegen, ohne die natürliche Form dieser Theile zu beeinträchtigen; es darf weder den Brustkasten, noch die obere Bauchgegend in ihren Ausdehnungen beengen, auch soll es die Rundung der Hüfte nicht schmälern, die ja charakteristisch für den echt weiblichen Bau ist und sehr oft künstlich bis zum Monströsen aufgebaut wird. Die Schlankheit der Taille, welche allerdings dem weiblichen Wuchse große Anmuth verleiht, aber nur, wenn sie die dem Auge so wohlgefällige Biegsamkeit in den Hüften nicht beeinträchtigt, könnte allenfalls dadurch unterstützt werden, daß ein in seinem oberen und unteren Theile weiteres und locker gebundenes Schnürleibchen in seinem mittleren Theile, also nur zwischen Hüften und letzten Rippen, etwas fester zusammengeschnürt wird (s. Gartenl. 1855 Nr. 16). Neuerlich verfertigt man sich sanft anschmiegende Schnürleibchen aus gesteppten, weichen, aber festen Stoffen über Büstenmodelle; sie werden von allen Damen, die selbige tragen, sehr gerühmt. Sie sind in Leipzig bei Frau Große (Markt Nr. 17) zu haben. – Im nächsten Aufsatze soll die Schönheit und Pflege der einzelnen Theile des weiblichen Körpers besprochen werden.

Bock.