Turnvater Jahns Haus zu Freiburg

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Turnvater Jahns Haus zu Freiburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 251–252
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Turnvater Jahns Haus zu Freiburg.
(Mit Abbildung.)

Wenn man im gesegneten Thüringer Lande bei Naumburg aus dem Dampfwagen steigt, und das schöne rebenumkränzte Thal, in welchem die Saale und Unstrut sich zu einem schiffbaren Flusse vereinigen, nordwestlich hinaufschaut, so erblickt man rechts auf der Bergeshöhe den wie eine Seltersflasche geformten Thurm des Freiburger Schlosses, links die hübschen Gebäude der Champagnerfabrik und im Thale die Häuser der Stadt Freiburg mit dem Doppelthurm ihrer Kirche zu St. Anna. Am Fuße des Schloßberges, etwas erhöht gegen den übrigen Theil des Ortes, liegt das vom Turnvater Jahn im Jahre 1840 erbaute Haus, auf welches sich neuerdings die Aufmerksamkeit gelenkt hat, da es vom Vorstande der deutschen Schiller-Lotterie angekauft worden ist, um als einer der Hauptgewinne mit zur Ausspielung zu kommen.

Die Erwerbung dieses reizend gelegenen Etablissements für den erwähnten Zweck war ohne Zweifel ein passender und guter Gedanke. Das Haus ist weit bekannt und viel aufgesucht, und wenn Stadt und Schloß Freiburg durch die Thüringer Landgrafen, Ludwig den Springer und Ludwig den Eisernen, durch die Deutschen Ritter, welche eine Comthurei darin hatten, und durch Luthers Aufenthalt auf eine frühere Zeit hinweisen, so ist auch Jahn’s Haus nicht ohne seine kleine Geschichte. Der Erbauer, welcher darin nach einer bewegten Zeit und vielen Schicksalen seinen Lebensabend zubrachte, wirkte in mancher Beziehung, und auf die Bewohner von Freiburg ist seine Regsamkeit nicht ohne geistigen Einfluß geblieben, wenn es auch hier, wie allenthalben, aufgeblasene Wichte gibt, die ein gemeinnütziges Schaffen nicht zu begreifen verstehen. Von den Jahnschen Erben kaufte das Grundstück ein Edelmann, welcher das Wappen des alten Turnvaters vom Giebel entfernte und die bisher offene Thür den Fremden schloß. Dann siedelte sich Rawald darin an, der, von der Festung kommend, in einer freundlichen Natur bei materiellem Wirken die langen Kerkerjahre vergessen wollte. Von Letzterem datiren die industriellen Bewegungen des Ortes; es entstanden die Dampfschornsteine der Cement- und Wasserglasbereitung und die Champagnerfabriken.

Das kleine Unstrutthal von Freiburg bis Scheiplitz ist eine liebliche Vereinigung von sonnigen Rebenhügeln mit lustigen Weinbergshäuschen, grünen Wiesen mit dem Wasserbande, bewaldeten Abhängen und lohnenden Aussichten auf die thüringische Eisenbahn, umliegende Dörfer, Großjena und Naumburg. Der Wein aus Freiburgs Schweigenbergen ist mild und feurig, die Luft ist rein und gesund, und aus den Eisen- und Cementsteinflötzen springen Quellen, die manche heilsame Wirkung üben.

Das auf stark massiven Mauern erbaute Haus Jahns, mit seinem Turnerspruche: „Frisch, frei, fröhlich, fromm!“ ist sehr geräumig, im Innern wohnlich und elegant, und aus dem hübsch angelegten Garten überblickt man die ganze anmuthige Gegend mehrere Stunden weit. So mag sich freuen, wem das Glücksloos zufällt, zu welchem er bei Schillers Gedächtnißfeier gekommen ist!

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Turnvater Jahns Haus, ein Hauptgewinn der Schillerlotterie.