Topographia Superioris Saxoniae: Zwickau

Topographia Germaniae
Zwickau
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 206–210.
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[T63]

Zwickaw
Zwickaw

A. Planitz B. Rahts Vorwerck C. Die Alte Mangel auf der Asche D. Die Asche E. Obermühle F. Rößelthurn G. Oberthor H. Ober Pforte I. Berreuters thurn K. Alten Schönfels L. Auf der Schantze M. Fleischerthurn N. Fleischhauer Pförtlein O. Mittel- und Walckmuhle P. Pappiermühle Q. Closter und Mägdlein Schul R. Die Schule S. Ziegelscheune T. Kaufhauß V. Rahthauß X. Schulhauß Y. Trenckthor Z. Grünhainerthurn a. Zimmer hoff b. Töpfergasse c. Lazareth d. Fleischer platz e. Zum Heiligengeiste f. Im Paradyse g. Biertrenck Brücke h. Schießhauß i. Badstube k. Die Mulda l. Vnser Lieben Frawen Kirche m. Frawenthor n. Lazareth o. Scheunen vorm Frawen thor p. Marienthal q. Marienthaler höltzer r. S. Margrethen oder ReichSpittal s. Vorstatt vorm Trenckthor t. Der Weißethurn u. Das Kornhauß x. S. Catharina kirche y. Schießhauß der Büchsenschützen z. Das Niederthor 1. Zeughauß 2. Das haus Osterstein 3. Die Schloßmühl 4. S. Mauriti Kirche 5. Weisenborn 6. Weißenborner höltzer 7. Iohannis Kirche 8. Bierbrücke 9. Tuchmach-Färbheuser. 10. Schloßporte. 11. Keßelthurn. 12. Schloßgarten.

[206]
Zwickau / Cygnea.

Diese Chur-Sächsische / vorhin im Voigtländischen / jetzt Ertzgebürgischen Creysse / an der Gräntze / do sich Voigtland / vnd Meissen / oder derselben theil / so Osterland genennet wird / auch nicht weit von dem Anfang deß Landes Thüringen / noch in Meissen / bey dem Böhmischen Gebürge / an dem Wasser Mulda / vnnd an dem Orth / da vorzeiten die alten Tubanti, oder Tubantes, vnnd ein theil der Hermundurorum, ehe die Wendischen Völcker eingerissen / gesessen / gelegene Statt / beschreiben Dresserus in seinem Stättbuch / vom 629. biß auffs 641. Blat; Laurent. Peccenstein part. 3. Theatri Sax. fol. 35. seqq. vnd sonderlich Laurentius Wilhelm / gewester Ober Cantor allhie / in einem eygnen / auff die 32. Bögen haltenden / vnd Anno 1633. an diesem Orth / in 4. gedrucktem Tractat / gar außführlich. Es wird die Gegend herumb das Schwanfeld / von einer Landfrawen / oder Teutschen Fürstin / darauß etliche ein alte Heydnische Weissagerin / oder Sybillen / Nahmens Schwanhild / machen / vnnd sie auß deß Herculis auß Griechenland entweder Sohns / oder Gefertin / deß Cygni, Geschlecht herführen wollen; nach welchem / oder aber vom Schwanfeld / oder der Schvvanhilde, diese Statt Cynavia, oder Cygnea, solle seyn geheissen worden; welches man nun sampt ihrem der Schwanhildis Grabschrifft / so ein Bawer / vff einer bleyenen Tafel geschrieben / vnter einem Baum solle gefunden haben / vnnd die besagter Wilhelm p. 7. seq. setzet / auff seinem Werth / vnd Vnwerth / beruhen lasset. Vnd diese Schwanhild solle zun Zeiten Keyser Carls deß Grossen gelebt; vnd auch Zwickau seinen Anfang von Ihme / vnd seinem Sohn Keyser Ludwigen / bekommen haben; aber hernach durchs Gewässer verwüstet worden / vnd also zun Zeiten Keyser Heinrichs deß Ersten wüste gelegen seyn / welcher vff seiner Reysen einer hieher kommen / vnnd diese Statt wider zu erbawen befohlen / vnd den Cunico derselben zum Voigt / oder Advocaten / gegeben; von welchem der Voigte Nahmen / die man hernach von der Statt Plauen genannt / herkommen seyn solle. Als aber Keyser Heinrich von seinem Zug wider hieher kam / vnnd sahe / daß sie viel kleiner gebawt / als er befohlen / soll er gesagt haben; sie hebben die Statt verzwickt / Cygnau, Cygnau, du bist gar sehr verzwickt / du magst wol Zwickau heissen. Dannenher es kommen / daß man die Statt nit Cygnau, oder Schwanfeld / sondern Zwickau / biß auff heutigen Tage nennet. Keyser Otto der Grosse kam folgends auch hieher / vnnd gab der Statt Freyheiten / zu Lehn / vnd Weichbilde / welches ihr hernach Keyser Otto der Dritte confirmirte / vnd bestättigte; wie auch das Burgrecht / vnnd begabte auch die Frawen mit Lehnrechten. Er gab den Burgern zu fischen / vnd zu jagen / so weit sich das Schwanfeld erstreckte. Er verordnete auch einen newen Rath von 32. Personen / deren die Helffte Rittermessige / vnd Wapens genossen waren. Vom Keyser Heinrichen dem Dritten ward die Statt noch mit mehrern Freyheiten / vnd darunder auch mit dieser begabet / daß ihre Rittermässige Burger auff ihren Häuptern verschnitten Haar / oder Kolben / [207] tragen / vnd mit abgeschornen Bärten gehen möchten. Damit aber dennoch ein Zeichen an Ihnen der Mänlichkeit zusehen / so solten sie den Bart am öbern theyl deß Mundes haben / vnd stehen lassen; wie sein Gnadenbrieff Anno 1042. da trit / beym gedachten Wilhelm p. 19. seq. mit mehrerm außweiset; der auch anderer Keyser gedencket / so dieser Statt vor / vnd hernach / Privilegia ertheilet haben. Nachmahls hat Keyser Heinrich der Fünffte / Graff Wiprechten von Groitzsch / dem ältern / neben der Herrschafft Eckartsberg / das Schwanfeld vmb Zwickau / sampt der Reichs-Statt Zwickau / geschenckt / der gestorben Anno 1123. Aber nach seines Sohns / Graff Wiprechts deß Jüngern Tode / in Anno 1136. erfolgt / fiel die Statt Zwickau wider an das Reich / weil derselbe keine Lehns-Erben hatte. In den Kriegen der Keyser Adolphi, vnd Alberti I. mit Marggraff Friederichen zu Meissen / muste diese Statt auch den Keysern / ihren Herren / Hülffe leysten; aber nach deß Keysers Alberti Todt / weil sie kein Hülff zugewarten / vnd bißher viel außgestanden / sich in deß gemelten Marggravens Schutz begeben; darvff sie / wie vermuthlich / vmbs Jahr 1313. sich mehrers zu ihm genähert / weiln Er Fridericus hernach in Anno 1316. die Zwickauer seine getrewe Burger nennet. Folgends hat Anno 1326. Keyser Ludwig der Vierdte seinem Tochtermann Friderico, deß besagten Marggraf Friederichs Sohn / die Statt Zwickau / vnd das Land zu Pleissen / für 13. tausent Marck lötiges Silbers / versetzt / vnd den Zwickauern diesem Fürsten / vnd seinen Erben / zu schwören / vnd zu huldigen befohlen. Von welcher Zeit an forthin diese Statt bey den Marggraven zu Meissen verblieben ist. Was nun in Zeit derselben Regierung allhie vorgeloffen / dz erzehlet besagter Wilhelm ordentlich. Vnder Churf. Ernsten zu Sachsen / Marggraffen in Pleissen / wurde Zwickau Anno 1473. von Keyser Friderico, mit rothem Wachs zu siegeln begnadet / vnd Ihr vmb ihr Wapen dieser Verß zu führen / gegeben:

Haec est Cygneae candida, et alma fides.

das Churfürstliche Ampt allhie ist jederzeit mit vornehmen Haupt- vnd Amptleuthen / besetzet gewesen. Anno 1631. war Hauptman Sebastian Metzsch auff Plohn / vnd Ambt-Schösser / oder Ambtman / Salomon Gerhard / Iuris Practicus. Es führet die Statt 3. Schwanen im Wappen. Es ist Zwickau gelegen bey diesen benachbarten Stätten / Liechtenstein / Chemnitz / Schneberg / Schwartzenberg / Joachimsthal / Auerbach / im Voigtlande / Plauen / Zellnroda / Auma / Crimmitzschau / Gera / Rondeburg / Meran / Altenburg / Leipzig / Glauchau. Diese Statt ist zurings vmb mit einer vesten Mauer / Zwinger / Vntermauer / vnd Wassergraben vmbgeben / vff welchen man Sommerszeit die Schwannen schwimmen siehet / vnd zu einer Vestung / wie sie dann darfür gerechnet wird / nicht vnbequem / wenn nur der Berg vber der Mulden nicht so nahe gelegen / oder aber befestiget / vnd im fall der Noth eingenommen / vnd behalten wird. Es hat da vier Hauptthor / das Trenck / Obere / Frawen / vnd das Niedere Thor / darzu 3. Pforten / als Schloß- Fleisch- vnnd Obere-Pfodte; von denen den Rondelen darzwischen / vnd andern / obgedachter Wilhelmus p. 62. seq. zu lesen. Nahe vor dem Frawen Thor ist der Gottesacker / der Bürger Begräbnuß / sowol S. Georgen Spital / vnd die Kirche S. Margarethen gestanden / welche allesampt / neben den Vorstätten / Anno 1632. im Rauch auffgangen. Zu nächst an dem sehr starcken / vnnd wolbefestigten Thurn deß besagten Frawen Thors ist dz eine Kornhauß. Das Nidere Thor / vor welchem S. Moritz / vnnd S. Johannis-Kirche / neben dem Johannis Spital / Herrenhauß / Fürmeisterhauß gestanden / hat einen nidrigen Thurn / welches doch ziemblich wegen deß tieffen Wassergrabens / so dieses Orts am tieffesten / verwahret. Das Zeughauß ist Anno 1481. von Martin Römern sehr starck gebawt / gleich wol in der Belagerung Anno 32. sehr zerschossen worden. Das Schloß allhie wird Osterstein genant / so / nach dem das Alte [208] Anno 1588. eingerissen / von newem wider erbawt / mit einer guten Brustwehr / vnnd tieffen Graben / versehen. Es seyn die Kriegsverständige der Meynung / wenn alle die Posten vmb die Statt recht solten bestellet seyn / man 3000. guter Wehrhaffter Knechte darzu bedörfftig were. Bald vber der Mulda an der Brucken zur rechten Hand / an der Chemnizer Strassen / auff Lichtenstein / liget der Rathskeller / darüber / wegen der schönen Lust / vnd lieblig / im Sommer ein Lusthauß gebawet / bey welchem am Wasser der Mulda schöne Linden in der Reye nacheinander stehen / daß es auch von den frembden Vberreisenden vor ein Irrdischen Paradiß geachtet worden / welcher Nahme ihme auch blieben / vnd solches das Paradiß genennet / ist jetzo auch in die Asche gelegt zu sehen. Auff der lincken Seiten disseit der Mulda ist der Armbrust Schützen Schießhauß. Nechst darbey hat es eine Badstube gantz Steinern an die Mulda gebawet. Es hat vmb die Statt 4. Mühlen / zum Geträyde / benebens auch Walckmühle / Schleiff- Polir- vnd Papiermühlen / davon gleichwol etliche Anno 1632. verbrant worden. Die Statt ist an sich selbst wol gebawet / beydes was der Burger / vnd Einwohner / Häusser / so gemeiniglich alle Steinern sind / belanget / vnnd was die grossen gemeinen Gebäude betrifft; darunder dann in- vnd vmb die Statt 6. Kirchen seyn / als S. Marien / S. Catharinen / S. Margarethen / S. Moritz / S. Johannis / vnd zum H. Geist / die ersten zwo sind in der Statt / vnd 2. Hauptkirchen / die andern sind vor den Thoren gelegen. Die besagte 2. Kirchen in der Statt seyn sehr schön / vnd werden / sampt den Grabschrifften / von gedachtem Wilhelmo, außführlich beschrieben. Von denen 4. ausser der Statt / ist Anno 33. nur noch die zum H. Geist gestanden; Die andern 3. waren abgebrant. Es ist in der Statt auch ein Closter / so vor Jahren die Franciscaner Mönche innen gehabt. Es waren auch da 44. belehnte Priester im Papstumb; heutiges Tags sind derselben 7. in der Pfarrkirchen der Superintendens mit 2. Diaconis, zu S. Catharinen der Prediger mit 2. Diaconis, vnnd ein Hospital Prediger / der die Kirchen in der Vorstatt bestellet. Die Statt-Schul allhie ist vor Zeiten die ältiste / vnd vornehmbste im Lande gewesen / darauß die andern entsprungen / vnnd bey welcher man gute Disciplin gehalten / daher sie die Schleiffmühle genennet worden / welche Disciplin sonderlich derselben Rector Petrus Plateanus in acht genommen. Es hat in dieser Schul eine vornehme Bibliotheca von allerley alten vnnd newen Büchern / welche man Jährlich vermehret hat. Vnder den Rectoren dieser Schulen waren auch Anno 1420. Petrus Dresdensis, der viel Kirchen-Gesäng gemacht; M. Valentinus Strödel / so Anno 1490. gestorben / vnnd bey dessen Zeit 900. Knaben in der Schul gewesen; Georgius Agricola (dessen Collegae waren / Johannes Rivius, D. Joannes Förster / vnd D. Hieron. Nopus, folgents Superintendens zu Regenspurg /) besagter M. Petrus Plateanus, so Anno 1546. resignirt / hernach Pfarrer zu Aschersleben worden / vnnd daselbst Anno 1550. gestorben; M. Iustus Ludovicus Bruschman; Vnnd andere vornehme gelehrte Leuthe mehr. Ferners ist allhie zu sehen dz schöne Rathhauß / darin der Weinkeller. Die Gemälde / vnd Schrifften daran / setzet auch gemelter Wilhelmus. Es bestehet aber der Rath in 24. Personen / darunder zween Burgermeister seyn. Die Statt hat bey den Landtägen in dem engen Außschuß Session, darin die Stätte also sitzen / Leipzig / Wittenberg / Dreßden / Zwickau / Freyberg / Chemnitz / Langen-Saltza / darzu auch endlich Torga kommen. Es seynd allhie / vnder andern / der Statt Syndici gewesen / D. Chilian König / D. Nicol. Reinholt / D. Paulus Neithart; Physici, Ianus Cornarius, vnd Hiob Fincelius. Es seyn auch von hinnen bürtig gewesen / neben besagten D. König / vnnd Iano Cornario, der Erasmus Stella, oder Stüler / Med. D. vnd Burgermeister allhie / so seiner Schrifften halber berühmbt: Georgius Haloander, oder Hoffman / beeder Rechten Doctor / so Anno 1531. zu Venedig gestorben / vnd viel andere hochgelehrte [209] Leuth mehr. Es ist die Statt Volckreich / das Tuchmacher Handwerck ist sehr beruffen / man treibt einen grossen Handel da mit den Bretten / Eisen / Bier / mit Steinkohlen / vnd allerley Geträyde. Die Lufft / vnd Wasser / sind frisch / vnd gesund. So hat man das Wasser auß dem Mühlgraben / von der Mulda mit einer Kunst in die Statt geleitet / daß es in allen Gassen vff dem Pflaster in Schlaissen gehet / vnd für vnnd für fort fleußt / welches man zu täglicher Notturfft / vnnd sonderlich in Fewersnöhten / wol brauchen kan; darneben es allen Vnflat auß der Statt leytet / vnd führet. Butter / vnd Käse / seyn da wolfeyl / das Fleisch gut / vnd ziemliches kauffs / Brod ist wolgeschmack. So gibt es auch allerhand Wildprät / gute Fische. Nicht fern von der Statt findet man die Steinkohlen / von welchen Kohlberg Wilhelmus p. 145. seq. handelt. Es hat auch vmb diese Statt schöne Steinbrüche / vnd Sandstein. Was diese Statt Anno 1316. 1434. 1486. 1491. 1500. 1506. 1508. 1516. 1533. 1536. 1539. sonderlich deß Jahrs 1573. ferners Anno 1585. 1595. 1599. 1617.[WS 1] 1622. etc. für sonderbare grosse Vnglücks Fäll durchs Wasser; Item durch die Pest Anno 1463. (da 1900. Personen) 1473. 1475. 1506. 1543.44. 1552. (da 1592.) 1555. 1582. (darin 2200.) 1598. 1611. 1625. 1631. 1633. (da von dem 9. Junii an / biß auff den 11. Augusti 1500. vnd darunder viel vornehme Personen / verstorben /) etc. Item durch Fewer / als Anno 1383. 1387. 1403. (da die gantze Statt außgebrand / daß man vff dem Marckt zu allen 4. Thoren hinauß sehen können) 1458. 1516. 1530. etc. wie auch durch Krieg / erlitten; davon ist offtgedachter Lorentz Wilhelm vmbständlich zu lesen; der sonderlich auch die Belagerungen dieser Statt in den Jahren 1546. 1547. vnd 1632. pag. 151. seqq. beschreibet, in welchem letzten sie von Heinrich Holcken / dem Keyserlichen Obristen / mit Accord; aber noch in selbigem Jahr 32. den 27. Decembris auch mit Accord / von deß Hertzog Bernharts zu Sachsen Volck / vnnd den Schwedischen / wider erobert worden. Vnd nahmen die Keyserischen ihren Weg nach Schneberg / auff Schwartzenberg / in Böheimb. Das folgende 1633. Jahr eroberte obgedachter General Graff Heinrich Holcke diese Statt wider mit Accord / den 5. Augusti. Es wurde aber der Accord nicht gehalten / sondern die Statt / ohnangesehen die Pest zum hefftigsten grassirte / vnd viel Todte hin vnd wider in den Häusern lagen / etliche Tag nach einander geplündert. Der besagte Holcke hat allhie auch die Pest geholt / daran Er zu Adorff eines elenden Todes gestorben. Sein Cörper ist in Böhmerland geführet worden. Vnd ist durch Hülff der Pest endlich die Statt Zwickau widerumb deß Keyserischen Volcks entledigt / vnd befreyet worden. Alle 7. Prediger / oder das gantze Ehrwürdige Ministerium, ist damaln darauff gangen: ingleichem ob offtvermelter Laurentius Wilhelmus, den 6. Septembris. Er solle vor seinem Ende gesagt haben; weil die Herren Geistlichen alle verstorben / so müsten sie auch einen Cantorem haben / der ihnen singe. Man helt vor gewiß / daß an dieser Seuche gestorben sind vber 5000. Personen / jung vnd alt / Mann vnd Weib / Gesellen / vnd Jungfrawen / ohne die Soldaten / derer auch eine gute Anzahl gewesen. Viel Kinder seynd für Hunger gestorben / weiln niemand sich gerne in die Häuser zu den todten Eltern machen wolte. Was sonsten von dem Jahr 1002. an / biß auff das gemelte 1633. sich allhie zugetragen / das wird in einem Register / vnd Jahrverzeichnüsse / so dieses Wilhelms Seel. Tractat angehenckt / durch etliche Bögen vermeldet. Darunder auch pag. 200. zu finden / daß Anno 1485. D. Stumpff / ein Medicus, wegen begangenen Ehebruchs / zu Zwickau / zu Staup geschlagen / oder mit Ruthen außgehawen worden. Nach dem / wie oben gesagt / die Keyserischen Zwickau / wegen der Pest / verlassen / so besetzte solche der Herr Churfürst zu Sachsen / in welchem Stande auch diese Statt biß auffs Jahr 1639. verbliebe / in welchem sie der Schwedische Feld-Marschall / Johann Banner / vnbesetzt fande / vnnd sich derselben / vermittelst gutwilliger Einlassung / [210] bemächtigte / vnd solche darauff befestigte. Vnnd hat folgents die Schwedische Besatzung dem Lande herumb grosse Vngelegenheit gemacht / vnd es da immerzu was zuthun geben; biß entlich die Statt mit einer rechten Belagerung angegriffen / vnd solche auch den 7. 17. Junii / Anno 1641. mit Accord erobert worden. Vnd zogen die beede Schwedische Obristen / Hans Beer / vnnd Hans Heinrich von Schlieben / den 9. 19. diß / da auß; wiewol es / deß Accords halber / hernacher Difficulteten gabe: die Statt aber kam / durch hülff der Keyserischen / vnd ihres General Wachtmeisters / Alexanders Borry / so den Accord vnderschrieben / der Gestalt wider in Churfürstlich Sächsischen Gewalt. Vmb den Maijen deß 1644. Jahrs / lagen die Käyserischen Gallassischen allhie.

Vnd so viel hat man von den oben angedeuten Orten zu schreiben gehabt. Da man es dann so gut geben / als man es gefunden / vnnd berichtet worden / zum theil auch selber gesehen hat. So / wider bessers hoffen / darin geirret worden seyn solte / wird solches der Großgünstige Leser vns zu gutem halten, weilen es / in dem wir dem empfangenen Bericht / vnnd andern Scribenten gefolgt / vnd solche vor richtig gehalten / wider vnsere gute Meynung / Mühe / vnd Fleiß / geschehen were; vnnd ihme zu Gemüth führen / daß in dieser Welt aller Sachen eygentliche Wissenschafft durchauß zuhaben / es vnmöglich seye.


ENDE.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 617