Topographia Superioris Saxoniae: Questenburg

Topographia Germaniae
Questenburg (heute: Questenberg)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 155.
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Questenburg.

Ein Dorff vnd altes Berg-Schloß in der Graffschafft Stollberg / vornen am Hartz / in einem tieffen sehr engen / vnd auff beyden seyten mit vberauß hohen / vnd holen Felsen vmbgebnen Thal / gelegen.

Allda ist zu sehen 1. gleich oberhalb dem Dorff ein sehr starcker Brunn / welcher so bald in seinem Außsprung eine Mühlen treiben kan / vnd macht erstlich daselbst ein Teichlein / darnach laufft er stracks vnter einen sehr hohen Felsen / vnd verleuret sich daselbsten / mit einem ziemblichen Geräusch / vnd berichten die Leuthe deß Orts vor gewiß / daß solcher Bach in der Ascherslebischen See / welche 8. Meylen davon gelegen / wider herauß fliesse.

2. Etwan ein guten Büchsen Schuß / unterhalb dem Dorff / gegen dem alten Berg-Schloß vber / ist eine grosse / vnd geraume / nicht allzu tieff vnter sich in einen Felsen gehende Höle / das Eißloch genant / weil Sommerszeit / je heisser die Sonne scheinet / je härter es drinnen gefrieret / auch zu weilen recht schneyet: hergegen / je Kälter es im Winter heraussen / je heisser es in der Höle ist / daß es auch einen Schwaden gibt / wie in einer Badstuben. Vnd ist das gantze Gebürge / vnd die Felsen / vmb diese Questenburg mehrentheils hol / vnd voller Löcher / gleich wie außgehawene Fenster.

3. Gleich neben diesem Dorff Questenburgk abwarts zur rechten halb am Berge / ist noch eine Höle in einem Felsen / auch vnterwarts gehend: in welcher sich findet ein natürlich hohes / vnd weit eingefangenes Gewölbe voller Wasser / wie ein Teich sehr tieff / daß man es mit Stangen nicht ergründen / noch mit den angezünten Wischen vberleuchten kan / vnd ist gantz still daselbst. Gedachte Höle ist voll einer Art Tropffsteine / gantz krauß / wie Wolle / daher solche Art Tropfsteins Erdwolle / oder Lanugo terrae genennet wird.