Topographia Sueviae: Wimpffen

Topographia Germaniae
Wimpffen (heute: Bad Wimpfen)
<<<Vorheriger
Wildenstein
Nächster>>>
Wineden
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 220–221.
[[| in Wikisource]]
Bad Wimpfen in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[220]
Wimpffen.

Es wollen etliche den alten Lateinischen Nahmen von C. Julii Caesaris Haußfrawen Cornelia / herführen. Ist weit gesucht. Der Käyser Probus, nach dem er die Allemanner vberwunden / hat am Necker-Strom etliche Vestung / Schlösser / vnnd Schantzen / gebawet / darauß Stätte worden / darunter nun auch Wimpffen mag gewesen seyn. Attila solle sie hernach erobert / vnd den Weibern die Brüste abgeschnitten haben / davon diese Verß vorhanden:

Cornelia war diese Statt
Vor Zeiten genant / jetzund so hat
Sie den Namen verwandelt / heist
Wimpffyn / kompt daher / wie man weißt /
Daß zu Zeit deß Königs Attila,
Die Hungarn sie zerschleifften gar:
All Mannsbild sie tödten behend /
Die Weibsbild erstlich all geschänd;
Hernach jhn jhr Brüst abgeschnitten /
Drumb die Statt genannt auff Teutsch sitten /
Weibpein / jetzt Wimpffen / sonst gar fein
Mulierum poena zu Latein.

Vnd stehet solche Histori in der Rathstuben an einer Tafel.

Anno 503. lebte S. Crotholdus Bischoff zu Wormbs; welcher / als er zu dem verfallenen Gemäwer der Statt Corneliae, oder Wimpffen / in deß Wormbser Bisthumbs Bezirck / vnd im Craichgäw gelegen / kommen / hat er Mitleyden darmit gehabt / vnd einen Tempel daselbsten / vnd ein gar lustige Wohnung für zwölf Mönch zuerbawen angefangen; dessen Bildnuß noch daselbst an der Wand gemahlet / zu sehen ist. Vnd dieses Stifft / so zu wider Auffbawung der Statt / sonders Zweiffels Vrsach geben / wird / sampt dem Stättlein / Wimpffen im Thal genant / so gleich vnter der rechten Statt Wimpffen gelegen / daran der Necker fleußt; vnd ist das besagte Kloster / oder Stifft zu S. Peter / für sich / vnnd gehört zum Bistumb Wormbs. Das Stättlein aber ist halb Catholisch / vnd gehen die Evangelische hinauff in die rechte Statt / (so gar lustig / vnd in der Höhe / mit hohen Mauren / vnd Thürnen vmbgeben / liget) darzwischen ein halbe Viertel Meil Wegs ist / vnd gehören die Vnterthanen dem Rath zu / so gantz der Augspurgischen Confession zugethan. Es ist solches Vntere Wimpffen / oder im Thal / ein kleines Stättlein / mit Mawren vmbgeben / hat 2. Thor / vnd ein Pförtlein zum Necker / vnd ausserhalb eine Kirchen / darinn die Leichpredigten gehalten / vnd die Evangelische begraben werden. Der Rath hat so wol vber dieselbe / als die Obere / zugebieten / welche Obere etwas erhöhet ligt / vnd das Wimpffen auffm Berg genant wirdt / vnd noch einmal so groß / als die Vntere ist. Hat nur eine / vnd zwar Evangelische Pfarrkirch; benebens auch ein Römisch Catholisch MönchsKloster; vnd seyn auch zween Capuciner der Zeit (in An. 1640.) allda / so jhren Vnterhalt von einem Gottshauß daselbst / so nacher Heydelberg gehörig seyn solle / haben. Anno 1250. ist von einem Burger / vnd Advocaten der Statt Wimpffen / Nahmens Wihelm / dem Spital allhie das Hoffgut / der Hüpffelhoff genant / heimb gestifftet / vnd titulo donationis geschenckt / vbergeben / vnd eyngeraumbt worden / vnnd zwar mit disem Anhang / daß solch Gut nimmer darvon alienirt / sondern ewiglich darbey verbleiben solle. Es habens zwar die Ordensherrn deß Heil. Geistes zu Wimpffen / so vnter dem Meister deß H. Geistes Ordens zu Steffansfeld / ein geraume Zeit genutzt / vnd genossen / weil jhnen / als verordneten / bestellten Meßpriestern / vnd Seelsorgern der Armen im Spital / von E. Ersam. Rath / als Oberpflegern / Anno 1471. für jhre Besoldung solches eingeraumbt worden: Aber An. 1556. wurde es damit wider in den alten Standt gerichtet / wiewol die Vollziehung biß Anno 1588. angestanden: die Geistlichen zwar haben forthin das besagte Gut / wegen der Catholischen Spitäler / so jhre Spital-Kirchen gebraucht / genossen / die Verwaltung aber ist bey E. Ehrs. Rath gestanden. Es hat allhie auch einen Wormbsischen Hoff; vnnd ist der Statt Monatlicher Reichs Anschlag 80. Gulden. Vnnd zum CammerGericht jährlich 95. Gulden / 53. Kr. 5 Heller: Wie ich [221] in einer geschriebnen Verzeichnuß gelesen. D. Beckers hat nur 90. Gulden. Es kompt allhie die Jagst in den Necker / vnd ein wenig oberhalb auch der Kochen / oder Kocher / in denselben.

Anno 1622. den 6. Maij Newen / vnnd 26. Aprilis / alten Calenders / ist bey Wimpfen / zwischen einem Wald / vnd Oberßheim / auff einer Wiesen / die gewaltige Schlacht gehalten worden / darinn der General / Graf von Tilly / Marggraf Georg Friederichen von Baden-Durlach / auff das Haupt geschlagen hat. Crusius in Annalib. Suevic. Eines Ersamen Raths zu Wimpffen Information vnd Deduction / etc. An. 1634. zu Franckfurt in 4. gedruckt / Relationes, etc.

Anno 1645. ward sie / wie die Franckfurtische Relation sagt / von den Frantzosen mit Sturm erobert: Aber die Käyser- vnd Bäyerischen bekamen dieselbe hernach wider / obwoln die Frantzosen sich Anfangs gewehrt haben. In dem 5. Theil deß Theatri Europaei stehet folio 733. b. es hätte allhie / zu Wimpffen / im besagten 45. Jar / ein Schaaf einen Wolff gebohren / der allein zerspaltene Füß gehabt; darauf den 8. Julij / dises Jahrs / die Statt / von den Frantzosen / auff Discretion eingenommen: Aber / noch in solchem Jahr / von den Chur-Bäyrischen dieselbe wider erobert / vnd viel der Frantzosen Stücke / neben andern Sachen / allda bekommen worden seyen.