Topographia Palatinatus Rheni: Dürckheim

Topographia Germaniae
Dürckheim (heute: Bad Dürkheim)
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Dürmstein
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 26–28.
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Dürckheim / Türckheim.

Ligt auch an der Hart / in der Untern-Pfaltz / so Trithemius, in Chronico Sponheimensi, fol. 387. Dorckheim; aber de rebus gestis Friderici Palatini, pag. 49. Türckheim / nennet; daselbst er die Belagerung dieses Orts im Jahr 1471. beschreibet / und sagt / daß unter allen Städtlein der Grafen von Leiningen / dieses das gröst / und beste gewesen / zu dessen Bevestigung sie die Grafen 20. Jahr lang / keiner Mühe / und beste gewesen / zu dessen Bevestigung sie die Grafen 20. Jahr lang / keiner Mühe / und Uncosten gesparet hätten; und gleichwol so hat solchen Orth der tapffere Held / Churfürst Friederich Pfaltzgraf / auß dem nächstgelegenen Jungfrauen Closter Seebach / beschossen / gestürmet / und erobert; und darauff die Mauren / Thürne / und alle Wöhren auch das Schloß geschleifft / und die Gräben eben gemacht / und haben die Burger ihme gehuldiget / wie hievon auch beym Christ. Lehman in der Speyerischen Chronic / lib. 7. c. 3. fol. 963. und Casp. Lerch de Ord. Eq. Germ. in fund. 2. Sum. 95. zu lesen. Ist etlicher Grafen von Leiningen Residentz / und Hoffstadt; wie dann zu besagter Zeit auch der Pfaltzgraf / nach Einnehmung Stadt und Schlosses / (dafür er seine beste Soldaten verlohren) der Stadt im übrigen / auff Bitt der Gräfin / deß Graf Emichonis zu Hartenburg Gemahlin / als ihrer Morgengab / verschont hat; aber solche forthin unbeschlossen geblieben ist. Es ligt hart darbey das Closter Limpurg / in das Ampt Newstatt gehörig / so sehr alt / reich / und vor der Zeit ansehnlich gewesen / und welches Käyser Conradus der Ander / auß seiner eygenthumblichen Vestung / Anno 1035. in die Ehr deß H. Creutzes / und deß H. Evangelisten Johannis / gestifftet / und darzu Dürckheim / Wachenheim / Schifferstadt / und mehr andere Orth / geben / und sonsten reichlich begabt hat. An. 1545. ist das hart daran (und bey einem andern Jungfrauen Closter / Hausen / genant /) gelegenes / aber zerfallenes Jungfrauen Clösterlein Schönfeld / besagtem Closter Limpurg / auf 50. Jahr lang incorporirt worden / weil Limpurg ein Zeitlang sehr verderbt worden / und Churfürst Ludwig Pfaltzgraf solch Clösterlein / dem Closter Limpurg geschenkt hat. Es sollen allhie zu Limpurg / vor Zeiten / die alte Hertzogen in Francken / (so auch Mäyntz / Wormbs / Speyer / und andere Orth / am Rheinstrom / inngehabt) ihre Hoffhaltung gehabt haben. An. 1470. ist diß Closter von den Zweybrüggischen Soldaten außgeplündert; und Anno 1504. nach der Plünderung gantz verbrennt / und geschleifft worden; also daß noch wenig alte Stein davon übrig. Die Mönch seynd alle biß auf einen alten / welcher in ein Capelle gangen / und damit verbronnen / davon geloffen. Die Kirch hat inwendig 20. Säulen / auß einem gantzen Stein gehauen / jede von 20. Schuch lang / 12. Werckschuch dick / die Kirch war 350. Schuch lang / und 140. breit / hatte 20. Altär. 6. Glocken / gar viel Zierath von Gold / und sehr grosses Einkommen. Alle Stein / und Säulen / seyn / biß auff ein Stuck eines Thurns / verbronnen.

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[27] Es haben hochwolgemelte Herren Grafen von Leiningen / hinter besagtem Städtlein Türckheim / allda sie auch ein Schloß haben / zwey Schlösser / alt / und neu Leiningen / so von denen zu Türckheim erst von neuem auffgebaut worden. Sie die Herren Grafen von Leiningen haben sich in unterschiedliche Linien getheilt / deren eine sich Grafen zu Leiningen / Herren zu Westerburg / und Schauenberg / deß Röm. Reichs Semper Freyen / von dem Schloß Westerburg / am Westerwald / geschrieben / so durch Heurath / mit Fräulein Amaley / Graf Simons zu Zweybrügg / Bitsch / und Liechtenberg / Tochter / sampt dem Hauß Rauschenberg / und Oberbronn (so Eigenthumb / und kein Lehen) / und etlichen Dörffern / An. 1451. an sie kommen: Wiewol in einer andern Verzeichnuß stehet / daß auch ein anders sehr hohes Schloß / auff einem Felsen / gegen Lothringen gelegen / so dieses Nahmens; daher sie sich schreiben / und die alte Herren von Westerburg praesentiren thäten: Und diese Herren wohnen zu alten Leiningen. Die andere Lini ist der Grafen von Leiningen. Die andere Lini ist der Grafen von Leiningen zu Hartenberg / Dagspurg / und Appermont, nehmlich deren / so / wie gesagt ein Schloß / und Residentz zu Türckheim / und ein Meil darhinter zu Alt Leiningen / auch ein feines / aber altes Schloß / so die Bauren Anno 1525. verbrennt haben. Besagte Grafschafft Dagspurg / oder Dagsperg / sampt dem Hauß Dagsperg / am Breißthal gelegen / und an die Herrschafft Ochsenstein / Bistumb Straßburg / Graffschafft Lützelstein / und Herrschafft Waselheim / stossend / ist an die von Leiningen erblich erwachsen; wiewol auch viel an das Stifft Straßburg davon kommen ist. Appermont aber solle auch durch Heurat daher gelangt seyn. Dann Emicho der Zehende / hatte zur Gemahlin Annam, eine Tochter Huvvarti von Elter / Freyherrns in Appermont; und schriebe sich ihr Sohn Emicho XI. am ersten einen Herrn von Appermont; wie in obbesagter Verzeichnuß stehet; und diese Herren residiren zu Hartenberg. Die dritte / nemlich zu Neu Leiningen / (so ein gantz neues Schloß / und Städtlein am Gebürg / 2. Meilen von Dürckheim) haben sich geschrieben Grafen von Leiningen / zu Fourbach / und Rixingen / Herren zu Lambsheim / und Türckheim: Deren Residentz das Schloß Heydesheim / so bey diesem Kriegswesen ziemlich fortificirt worden / zwischen Leiningen und Wormbs gelegen ist / die Grafen von Westerburg führen ein gelb Creutz / darneben gelbe kleine Creutzlein / im rothen Feld; auff dem Helm zween rothe Flügel / darinn die Creutz / wie im Schild. Es liegen viel der Grafen von Leiningen / in dem Closter Leiningen / begraben. Und schreibt gedachter C. Lerch in fundam. I. Summar 95. daß diese Grafschafft vor Zeiten Ligniensis Comitatus genant worden / weiln sie in den Wälden / und Gehöltz / lige; und sagt / daß hochgedachter Pfaltzgraf Friederich der Sieghaffte / ihnen den Grafen 17. Dorffschafften abgenommen / auch viel Burckhäuser / und Städtlein / als Wachenheim / Lambsheim / Dürckheim / Erfenstein / Ruprechtseck / und Arnsheim / zerstöret habe. Seynd sehr alten Geschlechts im Speyrgöw / und haben die Freyheit / Aechter auffzunehmen / und zu beherbergen; wie Paul. Matth. Wehnerus part 2. Reform. Rotvvil. tit. 5. fol. 113. und auch anderswo / bezeuget. In einer geschriebenen Verzeichnuß stehet / als Graf Heß von Leiningen / ohne Leibs-Erben gestorben / halff Pfaltzgraf Friederich Churfürst / dem Bischoff zu Wormbs / als Lehenherrn / Neuen Leiningen / Schloß / und Städtlein gewinnen / so mit accord zugangen / und ließ der Bischoff dem Pfaltzgrafen zukommen den halben Theil von aller Zugehörung. Darnach geschahe deß obgenanten Graf Hessen Schwester Margarethen / Gräfin zu Westerburg / Eintrag umb die Erbgüter / von ihrem Bruder / welcher der Pfaltzgraf beystunde / daß sie ihr wurden / und bekam er hergegen davon den halben Theil. In der Eydlichen Gegen-Kundschafft / und kurtzem Bericht / über den / zwischen Herrn Johann Casimirn / Grafen zu Leiningen / und Dagspurg / Herrn zu Aspremonte, Obristen / und Oth Heinrichen / Grafen / und Edlen Herrn zu der Lippe / den 9. Martij / Anno ein tausend sechs hundert vierzig und acht / auff der Reyse gen Hartenburg / nahend bey Glockenheim (in der Gegend Wormbs / und Speyer) vorgegangenem Duell / darinn der gedachte Graf zu der Lippe / von einem Pistol-Schuß / gleich vom Pferde gefallen / auch zur Stunde Tods verblichen; wird gesagt / daß damahlen [28] besagtes Hartenburg Herrn Graf Hanns Philipsen zu Leiningen / deß gedachten Grafen Johann Casimirs Vettern; und Heydesheim / oder besser Hedesheim / ein Schloß / Herrn Emich / Grafen zu Leiningen / Dagsperg / und Appermont (oder Aspermont /) Falckenburgischer Lini / gehört haben; dessen letztern Herrn Grafen Gemahlin / Frau Dorothea / eine geborne Grävin von Waldeck / und Viermont / gewesen ist.