Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Angermünd

Topographia Germaniae
Angermünd (heute: Angermünde)
<<<Vorheriger
Ancklam
Nächster>>>
Arneberg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 19–20.
[[| in Wikisource]]
Angermünde in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T9]


[19]
Angermünd /

Diese Churfürstliche Brandenburgische Stadt ligt in der Alten Marck / auff einer Höhe / an der Elb 7. Meilen von Magdeburg / alda der Fluß Angra in die Elb laufft / daher auch der Stadt der Name kommen ist / wie Andreas Althamerus in Commentar. in Taciti Germaniam p. 56. et 236. will. Piscator in seiner Tabula Electoratus Brandeburgici, etc. nennet besagtes Wasser Tanger / und die Stadt Tangermünd / wie dann auch der gemeine Mann gemeinlich sie also heisset / wie Angelus im 1. Buch seiner Märckischen Chronic / am 4. Blat / erinnert. Werdenhagen de R. Hans. part. 3. cap. 1. f. 206. nennet gedachten Fluß Anagrum, welcher verderbter Weise heutigs Tags Tangerus laute. Aber in Antegressu partis 4. f. 373. vermeint er / daß diese Stadt von den Inwohnern besser Tangermünd / zweyer Ursachen halber / geheissen werde / erstlich / damit sie von dem Angermünd in der Ucker-Marck / von welcher hernach / unterscheiden werde / und zum 2. daß man darauß vernehme / daß das Wort Gmund (oder Mund) nicht allezeit einen Außgang eines Flusses bedeute: Dann sonsten der besagten folgenden Stadt in der Uckermarck / so an einem feldechten Orth gelegen / dieser Nam nicht recht solcher Gestalt gegeben werden köndte. Aber dem Tangermünd seye solcher Name mit Fug gegeben worden. Man will / daß die Schwäbische Anglen / zur Zeit als Seehusen aufkommen / dieses Angermünd erbauet haben: welchen Orth hernach Käyser Heinrich der Erste hat bevestigen lassen. Folgends hat Käyser Carl der vierdte das Schloß allhie gebauet / als Er die Marck erkaufft hatte: gestalt er eine Zeitlang sein Residentz allhie gehabt haben soll. Unter seinem Sohn / Käyser Sigismundo / haben die Hussiten Angermünd eingenommen; wie Micraelius im 3. Buch vom Pommerlande p. 353. etc 360. schreibet. Es ist diese Stadt Anno 1617. fast gantz in die Aschen gelegt / hernach Anno 1626. von den Königlich-Dennemärckischen besetzt / Anno 1631. den 1. Julij / vom König auß Schweden / erobert / und Anno 36. dreymal außgeplündert / und gantz öde gemacht worden; nach / dem sie albereit sonsten auch in diesem Krieg viel außgestanden hatte. In dem 4. Theil deß Theatri Europaei stehet am 254. Blat / also: Umb das Ende Decembris Anno 1640. thaten sich theils Brandeburgische Völcker über die Elbe nach der Alten-Marck begeben / und fürnemlich das Schloß Tangermünde besetzen: Als aber die Schwedischen auß dem Halberstatischen sich ihnen entgegen kehreten / giengen sie wiederum zurucke / und liessen dieses Schloß mit 70. Mußquetirern / und 24. Reutern / besetzt / welches die Schwedischen unterm Obristen Carl Ruth bald darauff angriffen; wiewol sich diese neue Guarnison nach Möglichkeit wehrete / hat sie sich doch ergeben müssen / gestalt sie dann nach Halberstadt gefangen gebracht / und das Schloß Tangermünd / wie man gesagt / in Brand gestecket worden. Ferners wird daselbst dieses Orths am 918. Blat gedacht / und gesagt / daß Anno 1642. Ertzhertzogs Leopold Wilhelms Hochfürstl. Durchl. allhie das Hauptquartier gehabt habe / dahin die Schiffbrücke / und Proviant von Magdeburg gebracht worden seye. Obgedachter Johannes Angelius à Werdenhagen setzet von dieser Stadt / am angezogenen 373. Blat / folgende Vers:

Angaridum proles tu Tangermunda vocaris,
Os tibi quod nomen fluminis imposuit.

[20]

inde tibi quae Albis felicia commoda praestat;
Aequis ex clivo prospicias oculis.

So viel aber das Ander / und auch oberwehndtes Angermünd in der UckerMarck anbelangt / und ins gemein Neu-Angermünd genennet wird so ligt solche Stadt bey dem wasser Welse / welches auß dem Grimnitzischen See kompt / und ein wenig unterhalb bey Vierraden in die Oder fält. Es ist nicht weit davon das Churfürstliche Brandenburgische Jagthauß Grimnitz / wie dann in dem nahend diesem Angermund gelegnen Walde ein grosser Lust zum jagen seyn solle. Es ist dieses Neu Angermünd lang bey Pommern gewesen / biß solche Stadt und Schloß Churfürst Friderich der Erste / auß den Burggrafen zu Nürnberg / wieder erobert hat / wie A. Angelus lib. 3. fol. 201. seq. meldet. Micraelius, im 3. Buch vom Pommerlande / schreibet am 357. und folgenden Blat / von diesem Handel also: Der Churfürst hat im Jahr 1420. es zum Kriege kommen lassen / und weil Neu Angermünd / nebenst dem Schlosse / so nunmehr 70. Jahr Pommersch gewesen / mit starcker Besatzung der Pommern beleget war / hat er die Stadt berennen und in Eil einnehmen lassen. Das Schloß aber hielt sich fest unter dem Amptmann Jeniken von Briesen / biß daß Hertzog Casimir und mit ihm Magnus der Bischoff von Cammin / und ein Polnischer Herr / Cordebue / oder wie ihn Hastitius nennet Peter Kerdeluck / den der König in Polen den Pommeren mit etlichem Volcke zugeschickt hatte / ankamen. Es hatte aber das Churfürstliche Volck sich in der Stadt wol verschantzet / und der Her von Putlitz lag mit 400. Reutern für dem Thor im Hinderhalt. Deßwegen gab Herr Dietloff von Schwerin / Pommerischer Marschalck / und Rittmeister / den Rath / man solte erstlich auff den Herrn von Putlitz gehen / und die Reuter trennen. Aber Hertzog Casimir (auß Pommern) führete dessen ungeacht das Kriegsvolck zu Nacht durch das Schloß / so die seinen innen hatten / in die Stadt / und ließ überal in den Gassen Stettin ruffen; könte aber dem Churfürsten (von Brandeburg) und seinem Volck / so sich aufm Marckt verschantzet hatten / nichts angewinnen / weil sie sich mit schiessen tapffer herauß wehrten. Uber das trang der Herr von Putlitz mit seinen Reutern ruckwerts auff das Pommerische Volck hinein / und ward also ein blutiges Treffen mitten in der Stadt gehalten / in welchem Dietloff von Schwerin / und Peter Trampe / beyde Ritter nebenst 60. von Adel / mit vielen Andern / erschlagen und 200. oder 300. gefangen sind. Derowegen hat Hertzog Casimir / mit dem Polnischen / und Bischöfflichen Volck die Flucht nehmen müssen / und hat also der Churfürst nicht allein das Schloß Angermünde / sonder auch das Schloß Greiffenberg / Boytzenburg / Zedenick / Prentzlow so alle biß daher Stetinisch gewesen / zur Auffgabe gebracht / und den Pommern abgenommen.