Topographia Circuli Burgundici: Salins

Topographia Germaniae
Salins (heute: Salins-les-Bains)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 279–281.
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[279] Salins, Sans / Salinae, Diß ist der fürnehmsten Stätt eine in dieser Graffschafft Hoch-Burgund / allda obgedachter König Ludwig auß Franckreich / als er nach seiner Wallfahrt gen S. Claude, Anno 1482. hieher kam / den Hohen Landes-Rath / oder das Parlament / (weilen Dole von den seinigen verbrant worden /) wieder auffrichten lassen; das aber hernach wieder auff Dole kommen / da es auch noch der Zeit ist. An statt dessen / machet diesen Ort insonderheit das ansehenliche Saltzwasser berühmbt / welches allda durchs Fewr bereitet und zu einem herrlichen Saltz / das dem Fürsten / weil es weit verführet / viel einträgt / gesotten wird; davon Gollusius, in etlichen Capiteln / handelt; und / unter andern / sagt / es habe auch andere Saltzwasser in diesem Lande / als zu Gronson, Mont-Morot, und Lons-le Saulnier, aber man gebraucht sich / wegen Mangel Holtzes / deren nicht. Die Gegend umb Salins seye vor Zeiten Scodinga genannt; und diese denckwürdige Statt / von den alten Burgundischen Fürsten / so geliebt / und hoch gehalten worden / daß / obsie wol zu dieser [280] Graffschafft Burgund gehörig / und dem Landsfürsten gleichen Gehorsam / als andere / zu leisten schuldig / doch / wegen deß Schatzes / so diese Statt hat / sie sich absonderlich von ihr / biß auff den heutigen Tag / Herren zu Salins, haben nennen wollen. Si ligt in einem Grund / und gleichsam in einem weiten Riß / oder Spalt / deß sehr lustigen Goldbergs / oder de la montagne d’Orée, so über dem Saltzthal / oder Thal von Salins, herfür reiget / und welchem die Alten / wegen seiner Lustbarkeit diesen Nahmen gegeben haben; und auß dem ein lebendiges Wasser quillet / so besagtes Thal / in welchem die Statt nach der Länge / zwischen den 2. Bergen / von jedem fast in gleicher Weite / liget / befeuchtiget / und gar lieblich daher rauschet. Es erstrecket sich aber diese berühmbte / und reiche Statt / gar weit in solchem Thal / und abhangenden Wegen der Berge / herab; ist aber / wegen der Enge solches Thals / nicht gar breit. Hat schöne / grosse / und nach Gelegenheit deß Orts breite Gassen / daran über die massen schöne / und hohe Häuser ligen / die auch ihre Gemachsame / und Gartenwerck / haben. Die Stattmauer ist sehr vest / und mit gar hohen Thürnen verwahret. Und ob woln gedachte Berge / so dieses enge Thal / in dem die Statt / wie gesagt / gelegen / wegen ihrer Höhe / grausam / anzusehen seyn / so tragen sie doch / an theils Orten / so die Sonne haben / sehr köstlichen Wein. Zu Ende der Statt ligen 2. Schlösser / gleichsam als 2. Aerm / deren das eine / so mehrers gegen Mittag auff einem Felsen liget / insgemein Chasteau de Bracon; das so gegen über / de Belin, genant wird. Es gibt zwar umb die Statt fruchtbare Aecker / aber die / wegen der löcherichten / und hohlen Ort / und Räuhe der Berg / hart zu bauen seyn. Durch die Statt lauffet der schnelle Fluß Forica, so die Mühlen / deren allhie nicht wenig / treibet. Das Saltzwasser / so gesotten ein sehr weisses Saltz gibet / und davon diese herrliche / und weitberühmbte Statt den Nahmen / hat fürnemlich 3. Gruben / darin es herfür quillet; und ist das Gebäu / oder la grand Saulnerie, darinn es gesotten / prächtig / und recht Königlich auffgeführt. Es hat da auch 2. Vorstätte / als ein kleine beym Thor de Mal-pertuis, da sich die Länge der Statt anfahet; und die ander / so schön / und lang / beym Thor Houdin, da sich der Statt Länge endet / und welche Vorstatt unter den obgedachten Schlössern Bracon, und Belin, ligen thut. Es hat gleichwol dieses Schloß Bracon, wie Gollusius erinnert / umbs Jahr 1590. zu grund zu gehen angefangen: das ander / nemlich Chastel Belin, und das nicht weit von der Statt gelegene Schloß Poupet, hattens allbereit gethan; und war damaln nur das Castell / oder Schloß Guyon noch übrig / so oberhalb der Statt / und zwischen dem Schloß Belin, und der Stattmauren gelegen. Paulus Merula sagt / es seyen allhie vier Pfarrkirchen / als zu S. Anatolio, Mauritio, Johann dem Täuffer / und der Jungfrauen Marien / drey Spitäl / und zwar zween in der Statt / als Montis Acuti, und deß H. Bernhardi; und das dritte Brachionis, auff einem Felsen / gegen Abend. Obgedachter Gollusius setzet umbs Jahr 1590. diese Kirchen nach einander / als de S. Marie, S. Mauris, S. Magdaleine, l’Hospital de S. Bernhard, la Chapelle Sainct Pierre, le Temple, les Peres Cappucins ausserhalb der Statt / de S. Anathoile, de S. Jean, le Prieuré de la Magdelaine, les Cordeliers, l’Hospital du S. Sepulchre dict de Mont-Aigu, S. Michel, l’Hospital de Bracon, ausserhalb der Statt: und von andern vornehmen Gebäuen les Hasles, le Siege de Justice, und andere mehr. Es ist allhie der H. Hugo, diß Nahmens der erste Ertz Bischoff zu Bisantz / so Anno 1066. oder 67. gestorben / auß einem gar vornehmen Geschlecht gebohren worden / welcher die obgedachte fürnehmbste Kirch / dem Heiligen Anatolio Confessori, & Episcopo, von Nation ein Schottländer / (der allhie ein einsames Leben geführt / und da begraben worden) zu Ehren / ehe er / Hugo, Ertz-Bischoff worden / wieder erbauet / und in solcher Canonicos, oder Chorherren / angeordnet hat. Anno 1479. eroberten die [281] Frantzosen diese Statt. Anno 1492. liessen die von Salins den Käyser Maximilian da ein / welches verursacht / daß sich viel Ort hernach auch an ihn ergeben. In dem nächsten Krieg / ist diese wolbefestigte Statt der Frantzösischen / und Weymarischen Macht entgangen / und beständig Spanisch geblieben; hat aber gedachte ihre Vorstätte abgebrochen. Georgius Engelsüß im 2. Theil Weymarischen Feldzugs sagt / daß die Weymarischen / nach dem sie Mortrant im Freygebürg Anno 1637. erstiegen / auch Salins belagern wollen / sey aber nicht angegangen. Es hätte zwar sich diese Statt hernach zur Neutralität geneigt: als aber Hertzog Bernhard Anno 39. wieder auß dem Lande gezogen / so sey die Tractation auch gefallen.