Topographia Braunschweig Lüneburg: Hertzberg

Topographia Germaniae
Hertzberg (heute: Herzberg am Harz)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 116–117.
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Hertzberg.

Das Fürstl. Grubenhagische Hauß Hertzberg / hat Graff Warner zum Luttenberg / Herr zu Osterode / auch Edler Vogt zu Pöhlde / anfänglich erbawet. Dann weiln Er zu Osterode seinen Sitz / vnd zum Jagen grosse Lust gehabt / hat Er im Jahr 1029. in der nähe ein Jagthauß gebawet / welches Hertzberg genant worden. Sein Sohn / Graff Burchard von Lüttenberg / hat solch Hauß in vielen gebessert vnd ergrössert / vnd daneben ein schönes Viehhauß angerichtet.

Anno 1510. ist es abgebrant / also / daß der darauff domals residirende Fürst / weyland Illustrissimus Philippus, Hertzog zu Braunschweig Lüneburg / Grubenhagischer Linie / neben Sr. Fürstl. Gn. Gemahlin / vnd einem Jungen Herrlein / eines Jahrs alt / auch Philippus genant / durch ein Fenster in den Hembdern davon kommen seyn. Man hält dafür / es seyn die Alten Vhrkunden damaln mit verbrant / ist hernacher wieder vffgebawet / wie es jetzo stehet / ausserhalb die eine Seite / welche nechst verschiene Jahre abgebrochen / vnd von grund auß gantz new wieder auffgeführet.

Nach dem in anno 1617. das Fürstenthumb Grubenhagen an weyland Herrn Christian / Erwöhlten Bischoffen deß Stiffts Minden / Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / hochlöblicher Gedächtnuß / hinwieder mit Keyserl. Vrthel vnd Recht gelanget / hat Sr. Fürstl. Gn. Herr Bruder / weyland Herr Georg / Hertzog zu Braunschweig Lüneburg / deß Nieder-Sächsischen Craises General / ein thewrer / tapfferer / vnd hochlöblicher Fürst / biß so lang daß S. Fürstl. Gn. dero Calenbergische Landes-Regierung angetretten / sampt dero Fürstl. Gemahlin / auff diesem Hause Hertzberg residiret / vnd den mehrentheil Hoff gehalten / gestalt dann hiebebevor von den letzten regierenden Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / der erloschenen Grubenhagischen Linie gleichfalls geschehen.

Dieses Hauß liget auff einem Berge / für dem Hartz / zwischen der Statt Osterode / vnd dem Hause Schartzfels / daß man auff der einen seiten nichts als hohe Berge vnd Holtz sihet / auff der andern seiten befindet sich Feld vnd Ackerbaw / mit Holtz vnd Buschwerck vermenget. Die Gebäwde vffm Hause an sich betreffend / sind theils mit Stein- vnd Maurwerck / biß ans Dach / theils in die Giebel gantz auß / theils biß auff ein Stenderwerck vnterm Dach auffgeführet / mit behuffigen Gemächern.

Vnten am Berge deß Hauses ligt zu erst das Vorwerck / darnechst hebt sich das Flecken Hertzberg an / welches in die länge hinauff / nach dem Hartz werts / mehrentheils doch in verschiedene Gassen ist gebawet / hat über 200. Fewrstätte / wovon Anno 1647. am Tage Gregorii, den 12. Martii, 69. Wohnhäuser / sampt Scheuren vnd Ställen / abgebrant / aber nunmehr / Gott lob / meist wieder auffgebawet. Die Kirche zu S. Bartholomaei in demselben / ist in gutem Stande / vnd wird der Gottesdienst mit Orgelen / vnd anderen Christlichen Ceremonien darin verrichtet. Die Kirche zu S. Nicolai ist vor Jahren abgebrochen / hat sollen erweitert werden / vnd ist man eben damit im Werck gewesen / als gedachte Fewrsbrunst eingefallen / dadurch es bestecken blieben. Der Thurn aber / worin die Glocken hangen / stehet an demselben Ort / vnd ist der GottesAcker dabey.

Gegen dem Hause vnd Flecken seynd die nechsten Wälder / Lüderholtz / Braackberg / Hoyer / Langfast / Steilewand / Grindelcke / Knollen / etc. die theils hohe Berge seyn / vnd alle am Hartz hangen / Baw- Mast- vnd ander Holtz tragen / vnd man von einem Berge vnd Walde continuè auff- vnd in den andern / den Hartz hinein gehen kan. Auff der anderen seiten sind die nechsten vmb das Hauß herumb / das Eichholtz / Null / Crummenbreiten / Krücker / [117] Ohre / Bercken / vnd darnechst ein groß Holtz / der Rotenberg / worin Glasehütten ligen / zwischen vnd vmb dieselben Gehöltzen / allezeit Feldmarcken vnd Dörffer belegen seynd.

Ein Wasser entspringet am Hartze / heisst die Sieber / hat darin seine Zufälle / daß es Sagemühlen vnd Eisenhüttenwerck treiben kan / fleusst herauß gegen dem Flecken / die länge hinab / das Hauß vorbey / doch daß ein Bach davon am Berge her gehet / auff die Wasserkunst / so das Wasser in eisen Röhren den Berg hinauff / in den Platz vffs Hauß treibet / welches eine zimliche höhe ist.

Die Einwohner im Flecken nehren sich vom Bierbrawen / Cram- vnd Hackenwahren / Ackerbaw / Handwercken / Viehezucht / theils arbeiten in den Wäldern / Eisen- vnd Glasehütten / vnd dergleichen.