Topographia Braunschweig Lüneburg: Ebstorff
Ist ein Fürstlich Lüneburgisches Ampthauß / vnd Jungfräwliches Kloster dabey / drey Meilen von der Statt Lüneburg / an einem / wegen der anligenden Höltzung / Wiesen / vnd nebenfliessenden Stroms / die Schweinau genant / sehr lustigen Orte gelegen. Das Ampthauß ist dem Ansehen nach vor etlichen hundert Jahren erbawet / aber vngewiß von wem.
Das Jungfräwliche Kloster daselbst ist (wie Bünting in seiner Chronicke im andern Buch schreibet) zu Zeiten Hertzog Ludwigen von Lüneburg / Bischoffen zu Minden / welcher Hertzog Otten / deß Strengen oder Gülen genant / Sohn gewesen / gestifftet / vnd hat Er selbst es eingeweihet.
Zu Stifftung dieses Klosters mag wol Anlaß vnd Vrsach geben haben die Geschichte / so sich etliche hundert Jahr vorher daselbst zugetragen / vnd so wol von verschiedenen Historienschreibern auffgezeichnet / als auch in schrifftlichen bey dem Kloster verhandenen Vhrkunden zu befinden. Nemblich im Jahr Christi 876. (oder wie die Annales Fuldenses wollen 880.) als den Nordmannen oder Dänen / Keyser Ludwigs Todt zu Ohren kommen / haben sie sich mit einem grossen Hauffen auffgemachet / anfänglich Hamburg gantz verwüstet vnd zerstöret / sich hernacher über die Elbe gesetzet / vnd in Sachsenland mit Fewr vnd Schwert alles verherget. Da hat Hertzog Bruno zu Sachsen / der Erbawer der Statt Braunschweig / seines Ampts ermessen / zu Verthedigung der Christenheit / diesen Barbaren / so viel möglich / Widerstand zu thun / vnd was er gekont / von Kriegsvolck zusammen bracht. Bey Ihm seyn gewesen Bischoff Dieterich zu Minden / vnd Bischoff Marquard zu Hildesheim / (andere schreiben noch von mehren) eilff Grafen / vnd achtzehen Hauptleute / welche von den Annalibus Fuldensibus satellites regii genant / vnd ihre Nahmen / so wol auch der Grafen / erzehlet werden. Mit diesem Kriegsheer ist Hertzog Bruno dem Feinde entgegen gangen / hat ihn bey Ebstorff angetroffen / vnd sich in ein Treffen mit ihm eingelassen. Welches aber an seiner Seiten gar übel abgangen / dann die Nordmänner ihn mit den seinigen gantz vmbringet / vnd an Seen vnd sümpftige Oerter getrieben / also / daß er / sampt den beyden Bischoffen / Grafen / vnd Hauptleuten / auch fast dem gantzen Kriegsheer / theils durch deß Feindes Schwert / theils im Wasser / welches damals hoch angelauffen gewesen / jämmerlich vmbkommen / vnd auff dem Platze todt blieben / sollen auch daselbst mit einander begraben seyn. Dann ob wol die Kirchen zu Minden vnd Hildesheim dahin geschicket / vnd ihre Bischoffe zum Begräbnuß abholen lassen wollen / hat man doch die Leichnam nicht mehr von einander erkennen / vnd vnterscheiden können.
Es werden noch heutiges Tages in diesem Kloster so wol Adeliche / als andere Jungfrawen vnterhalten / welche zu gewöhnlichen Stunden den Gottesdienst mit singen vnd beten verrichten.