Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Leutomyssl

Topographia Germaniae
Leutomyssl (heute: Litomyšl)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 44.
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Leutomyssl / Litomisl / Lytomysl.

Eine Stadt / nahend bey den Mährischen Gräntzen / im Chrudimer Cräiß / bey einem Walde / unfern von Lands-Cron / Maut oder Hohemauth / und der Böhmischen Trieba / oder Trzebowa Czeska / gelegen. Zu deß Königs Uladislai in Böheim Zeiten / bauete Bischoff Heinrich von Olmütz allhie ein Closter / wie er dergleichen in Orient gesehen hatte / und nennete es / weil es mit der Gelegenheit deß Oelbergs im Morgenland überein traff / den Oelberg / wie Boregk am 150. Blat meldet: der auch am 440. Blat saget / daß / im Hussiten Krieg / die Thaboriten die Stadt Litomißl angriffen / welche die Prager dem Bischoff allhie genommen / und dieselbe unter ihren Gehorsam gebracht hätten. Theobaldus aber schreibet im I. Theil / am 58. Capitel / und 233. Blat / von diesem Handel also: Die Prager werden mit den Waysen uneins. Die Waysen ruckten Anno 1425. vor Litomißl / welche Stadt die Prager besetzt hatten / und sich solcher angemast / weil sie vorzeiten zu dem Prager Bisthum gehört. Da sie frühe vor die Stadt kamen / stürmeten sie von stund an / und ob sich wol die Bürgerschafft / neben der Besatzung / mannlich wehrete / wurden sie doch übermannet / und gezwungen / daß sie die Stadt auffgaben / welche die Waysen gantz geschleifft haben. Von dannen zogen sie ihren Brüdern den Thaboriten zu Hülff / so die Stadt Swietla belägert / gewonnen und vebrant: und so viel sagt Theobaldus. Käiser Carl der Vierte hat allhie ein Bisthum auß dem Prämonstratenser Closter / Anno 1344. gemacht / so Episcopatus Luthomislensis genant / und dem Ertz-Bischoff zu Prag unterwürffig gemacht / auch Anno 1348. bestätiget worden ist. Seinen Sitz hatte der Bischoff allhie im Schloß / und gehörten ihme die Städte Luthomislia, oder dieses Leutomyssl und Tauchowitz / oder Tochowitz / in der Mährischen Nachbarschafft. Der erste Bischoff hieß Johannes, deß Käisers Reichs-Hof-Canzlar. Es hat aber solches Bisthum nicht gantzer 80. Jahr gewähret. Dann vom Procopio Minore, (der Waysen Obristen) Schloß und Stadt / Anno 1425. (wie oben gesagt) eingenommen / und das Bisthum abgethan worden ist / schreibet Melchior Goldastus lib. 5. de Bohemiae Regni, incorporatarumque Provinciarum Juribus ac Privilegiis, etc. cap. 7. Es mag aber wol in Neulichkeit dieses Bisthum wieder allhie auffgerichtet worden seyn; weiln Käiser Ferdinand der Ander / zu Auffrichtung vier Bisthümer in Böheim / die Notturfft verordnet hat; wie Lamormaini, von dieses Käisers Tugenden / am 25. Capitel schreibet. Siehe aber unten das Ende der Beschreibung Prag. Anno 1645. nahm der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn / von Brinn auß Mähren / seinen Weg auff Stein / Wustig und Meißlin / welche Plätze / wie der Autor deß Tomi 5. Theatri Europaei, fol. 922. berichtet / am Gebürg gelegen; und ferners hieher auff Leutmissel und Pardowitz.