Topographia Bavariae: Laugingen

Topographia Germaniae
Laugingen (heute: Lauingen)
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Lautershofen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 42–43.
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Laugingen.

Ist nach Newburg / die fürnemmste Statt / im Fürstenthumb Newburg / so Theils / als Johannes Heroldus, schon zu der Römer Zeit gestanden zu seyn vermeynen. Zwar / daß es ein alte Statt seye / erscheinet nicht allein auß den Gebäwen / sondern auch auß vielen Römischen alten Sachen / deren Theils noch gantz / Theils etwas verderbet / da herumb / sonderlich zu Fenningen / nahend dabey gelegen / seyn gefunden worden; davon man Marcum Welserum de rebus August. Vindelic. fol. 246. seqq. et fol. 254. vnd Jacobum Schopperum cap. 10. Chorographiae Germaniae fol. 188. lesen mag. P. Bertius, in Beschreibung dieser Statt / sagt / Käyser Friederich der Vierte / habe sie dem Abbt zu Fulda im Jar 1458. geschencket; der solche aber bald hernach der Hertzogin auß Bäyern wider / zu einem Hochzeit Geschenck / doch mit dem Beding / gegeben / daß die Bürger daselbst jährlich nicht mehr / als 300. Gülden Steuer / vnd Vfflagen zu reichen schuldig seyn solten / daher sich viel vom Adel dahin begeben; sagt aber nicht / wie diese Statt an höchstermeldten Käyser gelanget / müste vielleicht in dem Fürsten- vnnd StättKrieg / wider Bäyern / geschehen seyn. Christophorus Brouuerus libro quarto Fuldens. Antiquitatum pagina 323. sagt / daß Käyser Ludovicus auß Bäyern Anno 1324. Laugingen belägert / eingenommen / vnd zur selbigen Zeit der Kirchen zu Fulda genommen habe. Daß sie aber vorhin zu Schwaben gehöret / vnd von dem letzten Hertzogen in Schwaben / Conradino, dem Hauß Bäyern verkaufft worden / vnd hernach Anno 1505. an die Pfaltz gelangt / davon ist oben in dem gemeinen Eingang dieses Tractats Meldung geschehen; vnnd wie sie vmb jetzt angeregte Freyheit wider kommen / davon thut Matthaeus Dresserus, in seinem Stätt-Buch / Bericht / welche dieser Sachen bessern Grund haben / die wollen vnbeschwärt solches an das Tagliecht geben. Dann besagter Brouuerus, meines Wissens / hievon weiters nichts hat; wiewol er es billich haben solte. Es ist allhie Albertus Magnus auß einem Adelichen Geschlecht von Bolstatt / oder Fäymingen / gebohren worden; wie dann seine Gedächtnuß noch allda in hohen Ehren gehalten wirdt; vnnd von seinem Leben auch Andreas Brunner part. 3. Annal. Boicor. p. 797. seqq. zu lesen ist. Zu seiner Zeit hat auch ein wunder schöne Gräfliche Jungfraw / oder Fräwlein / Nahmens Geislina / allhie gelebt. So wird auch ein Schuster gerümbt / welcher in einem sonderlichen Kampff / einen tollen vnnd wilden Vngarn vberwunden / vnd deßwegen einen Mohren / mit einer Cron vnnd gülden Ketten / zum Wappen / von Käyser Ottone I. neben andern Sachen / bekommen / welches Wappen die Statt noch führet. Er hat auch erhalten / daß sie / die Statt forthin mit rothem Wachs sieglen dorffte; wie solches alles / neben einem grossen Pferdt / so 15. Schuh lang gewesen / vnd vmbs Jahr 1260. geworffen worden seyn / vnd zwey Hertz gehabt haben solle / auff einem schönen Thurn allhie / der Hoffthurn genant / so Anno 1571. ernewert worden / zu sehen / vnd artige Schrifften / die Nicolaus Reusnerus gemacht / darbey zu lesen. Die PfarrKirchen ist ein feines Gebäw / daran ein Thurn 301. Schuh / vnnd 242. Staffel hoch. Ist Anno 1518. zu erbawen angefangen / vnd Anno 1576. vollendet worden. Hat ein Küpffern Dach / vnnd darauff einen grossen Küpffern vbergülten Knopff; wie Crusius in seiner Schwäbischen Chronik part. 3. libro tertio capite quinto meldet; der auch am 338. Blat saget; daß allhie / an der Brüder Kirche / im Stein / also gelesen werde: Als man zalt nach

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[43] Christi Geburt 1413. Jahr / hat Hertzog Ludwig / Hertzog in Bäyern / vnd Graff zu Mortany / der Königin zu Franckreich Bruder / angefangen / die Statt Laugingen erweitern zu lassen / Stattmawer zu bessern / vnd auch die Gräbern / darzu den Weg vber das Mos / machen zu lassen / vnnd viel andere nutzliche Bäw an der Statt. Bitt GOtt für seine Seel. Es hatten die H. Pfaltzgraffen vorhin allhie jhr Begräbnuß: Aber nunmehr haben sie solche in der newen Grufft zu Newburg. Pfaltzgraf Wolffgang / der in Franckreich blieben / hat allhie ein Gymnasium auffgericht / welches sein H. Sohn / Pfaltzgraf Philips Ludwig fleissig vnderhalten / vnd hat man bey solcher Schul gelehrte Leuth erzogen / vnd seyn von weiten Orten gar vil / studirens halber / hieher kommen; dahero die Gewerb vnd Kauffmanschafften gewaltig zugenommen / vnd die Statt mit schönen Häusern vnd Gebäwen gezieret / auch dieselbe gar Volckreich vnd vermöglich worden: Aber als folgendts Jh. F. Durchl. H. Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelm / etc. die Religion geändert / vnnd in die Regirung kommen / haben sie solche berümbte Schul wider abgeschafft / vnnd die Röm. Cathol. Religion allhie eingeführet; deßwegen viel vornehme vnd wolbegüterte Leuth / sich von dannen begeben; daß dahero / vnd wegen deß jetzigen verderblichen Kriegswesens / so diese Statt / zu vnderschiedlichen malen / wol innen worden / diese schöne unnd wolerbawte Statt / in etwas Abnehmen gerathen. Hat ein Fürstliches Schloß / vnd eine Brücken vber die Thonaw / daran die Mühlen seyn / so man auffziehen kan / wann Schif von Vlm / oder deren Orten herab / kommen. Ist An. 1632. von dem König in Schweden eingenommen / mit Schantzen vmbgeben vnnd fortificirt / doch nicht gäntzlich vollzogen / worden.

Als aber deß Jahrs 1646. sich die Statt den Frantzosen ergeben / so hat man sie hernach zimblich verwahret / vnd mit Realwercken versehen / damit beyde Cronen / Franckreich / vnd Schweden / jederzeit / an der Thonaw / so lang der Teutsche Krieg wären möchte / einen festen Fuß setzen könten.