Topographia Bavariae: Landshut
Dieses ist ein berühmbte / vnd die andere / vnd zwar vornembste Hauptstatt in NiederBäyern / allda ein Fürstliche Bäyerische Regierung vnnd RentAmpt / dabey sich befinden Vicedom / Cantzler / Räthe / Obrist Forstmeister / Rentmeister / Castner / Ober- vnd VnterRichter / Zöllner / Rentschreiber / Castengegenschreiber / Zollgegenschreiber; von welchen die vntergebene Landgericht / vnd deren Beampte / gubernirt werden / vnd befinden sich bey jedem deren Pfleger / oder deren Verwalter / zum Theil LandRichter / Gerichtschreiber / Castner / Mautner / Zöllner / vnnd deren Gegenschreiber / etc. vnnd gehören hieher die folgende Landgericht / Erding / sampt der Statt / Mospurg / sampt der Statt / Wolnzach / Ratzenhofen / Rotenburg / Kirchberg / Eckmill / Deispach / Dingelfing / sampt der Statt dises Namens / Reispach / Landaw / sampt der Statt / Osterhoven / sampt der Statt / Natternberg / Vilshofen / sampt der Statt / die Graffschafft Hals / Griespach / Pfarrkirchen / Eckenfelden / Ganckhofen / Dorffen / Newmarckt / Vilsbiburg / Geisenhausen; vnnd neben den erzehlten sieben Stättlein / auch viel Märckt / als Wartenberg / Nandelstatt / Wolnzach / Rotenburg / Pfeffenhausen / Geißlhoring / Pfaffenberg / Eckmill / Teispach / Frantenhausen / Ergoldtspach / Pilsting / Reispach / Enchendorff / Simbach / Pladling / Plainting / Hals / Griespach Münster / Köstlern / PfarrKirchen / Trifftern / Eggenfelden / Wurmansquick / Gänckhofen / Masting / Dorffen / Newmarckt / Vilsbiburg / Felden / Ebersbaind / Geisenhausen: Item vierzehn Clöster / vier vnd siebentzig Schlösser / ein hundert sechs vnnd viertzig Adelische Sitz / 325. Hoffmarchen; neben einer grossen Anzahl Landgerichtlicher Dörffer / Ainsichtiger Höff / vnd dergleichen Güter. Es ligt Landshut am Wasser Isar; welche Hertzog Otto in Bäyern / der erste auß dem Wittelspachischen Stammen / nach dem Regenspurg ein Freystatt worden / an dem eintzlichsten vnnd lustigsten Orth / fast mitten in Bäyern /
[T11][39] zu seinem Fürstlichen Gesäß / als ein Wart / Schutz / vnd Hut / (daher auch der Nahme) deß gantzen Landes erbawet hat / wie Aventinus lib. 7. fol. 372. schreibet; der auch sagt / daß die Viltz nicht weit von Landtshut / zu Fronhofen / entspringe. Hertzog Ludwig / deß vorigen Sohn / so hernach / wie obgemelt / zu Kelheim erstochen worden / hat die Statt erweitert / vnd das Schloß (so von einem / in seiner Verzeichnuß / Trauffnitz genant wird) gebawet. Daher auch Theils / als Stero, Arenbeck, Andr. Presb. jhme den Anfang diser Statt in Anno 1204. zu schreiben. Das Land herumb ist fruchtbar von allerley Früchten / auch Weinwachs / vnd sehr lustig; in der Statt aber / allda man sich wol nehren kan / seyn stattliche Gebäw; weiln vor diesem ein lange Zeit ein Fürstliche Hoffhaltung allda gewesen; vnd noch jetzt / wie oben gemeldt / die Fürstl. Regierung / sampt dem RentAmpt / allhie ist; vnd die Stände in NiederBäyern ein Landhauß da haben. Vnder den Kirchen ist die fürnembste die zu S. Martin / so ein Stifft / vnnd daran ein Thurn / den man vnter die höchste in Teutschland zehlet: Die größte Glock darinn solle 90. Centner wegen: Der Meister desselben ist im Jahr 1332. gestorben / dessen Grabschrifft auff dem Kirchhoff; das Wahrzeichen aber dieser Kirchen / ein Todtenkopff am Gang oben vber der Thür.
Es schreibet Herr Carl Heinrich von der Oosten / ein gebohrner vom Adel / auß dem vralten Pommerischen Stammhauß von der Oosten / an der Tolensee / vnd zu der Zeit der Hochlöblchen Cron Schweden / bey der HaubtArmee in Teutschland / würcklicher General Quartiermeister / daß er / zur Nachrichtung / solchen Thurn / mit einem Geometrischen Instrument gemessen / vnnd befunden / daß die Höhe desselben / vom Horizont / biß an den Knopff / seye 408. Rheinländische Schuhe / vnnd also 33. Fuß höher / als der Thurn zu Vtrecht. 81. Fuß aber geringer / als der Thurn zu Straßburg / auch zwey vnd neuntzig Schuhe geringer / als der Thurn zu Antorff. Daß aber dieser Thurn so hoch geschätzt worden / (sagt er weiters) komme dahero / weilen auff der breiten Gassen ein Stein / oder Zeichen / gesetzt / vnd die in dieser Sach vnerfahrne Leuthe berichtet werden / daß / wann solcher Thurn darnider lege / selbiger / mit seiner Spitzen / biß an gedachtes Zeichen / oder Stein / reychen wurde / vnd also die Länge vom Zeichen biß an den Thurn / die gewisse Höhe deß Thurn seyn solle. Weilen nun gemeldtes Zeichen vber achthundert Fuß vom Thurn abgelegen / so seye zu wissen / daß dißfals / wegen der Höhe / vmb die Helffte geirret worden. Biß hieher der Herr Autor. Deme seye aber / wie da wolle / so bleibet es doch dabey / daß dieser Thurn / vnter die Höchste in Teutschland gezehlet werde; welches alle / die solchen gesehen / vnd auff denselben gestiegen seyn / bezeugen werden. Daniel Grueber von Eisenstatt / so wol gereißt / sagt in seinem Discursu Historico-Politico, thes. 63. daß / auß den Thürnen / der zu Straßburg / wegen seiner Kunst / vnd Schönheit; der zu Wien / wegen seiner Stärcke / vnd der zu Landshuet / wegen seiner Höhe / den andern vorgehe. Schadaeus aber / der das Münster zu Straßburg mit Fleiß beschrieben / hält dessen Thurn höher / als den allhie zu Landshuet: Dessen Meynung ich nicht zuwider bin: Wie dann auch Herr Carolus Stengelius, zu Augsburg / in seiner Hierologia, pag. 265 also beschreibet. Landishuti stupendae altitudinis Turre Ecclesia conspicua est. Inter totius Universi miracula non immeritò Octavum Argentoratense Templum (ob turrim) obtinet locum. Der Verfasser deß Jahrs 1654. außgangener Beschreibung der Hertzogthümber Braunschweig / vnd Lüneburg / sagt von dem S. Andreas Thurn zu Braunschweig / fol. 59. a. daß er nächst S. Stephans Thurn zu Wien / wie auch dem Thurn zu Landshuet in Bäyern / vnd den hohen Stiffts-Thurn zu Straßburg / der höchste Thurn in Teutschland seye. Stimmet also diser Scribent mit mir übel ein / vnd zehlet den Thurn allhie / zu Landshuet / vnter die Höchste in Teutschland.
Es hat allhie auch eine besondere PfarrKirch zu S. Jobst / die Anno 1403. verbronnen: Item ein stattliches Junfrawen Closter / vnd Abbtey / Cistertzer Ordens / Seligenthal / oder Seeligenthal / von Theils auch Säldenthal / genandt / vnd im Jahr 1232. gestifftet [40] / darinn viel Fürstl. Bäyrische Personen begraben ligen / vnnd darunder Hertzog Ott auß Bäyern / ein Sohn Käyser Ludwigs / so die Marck Brandenburg Käyser Carlen dem Vierten nur vmb 200000. fl. verkaufft hat. Seine Bildnuß stehet vor der Capellen auff dem Freydhoff allhie / auff der rechten Seiten / gegen obgedachter S. Martins Kirchen vber. Es haben in diesem Closter auch die Herren von Preising ein eigne Capell / vnd ihre Begräbnuß. Der Dominicaner / oder Prediger Closter / ist An. 1271. der Barfüsser / oder Franciscaner / An. 1280. gestifftet worden. Es hat auch allhie ein Capuciner Closter / vnd andere Kirchen. Auß den Weltlichen Gebäwen ist sonderlich der Newe Baw / oder der Fürstl. Pallast / wegen seiner trefflichen Zimmer / Gemälde vnd andern Zierden / in der Statt zu sehen / so auf Italianische Form von Hertzog Albrecht erbawet worden. Ist in der Eroberung Anno 1634. vnversehrt geblieben. Es hat auch allhie ein feines Raht Hauß. Ausser der Statt aber ligt auff einem Berglein das oberwehnte Fürstl. schöne Schloß / in welchem der jetzige Herr Churfürst Maximilianus gebohren / vnd vor Zeiten allda der letzte Hertzog in Schwaben Conradinus erzogen worden; vnd welches Hertzog Wilhelm in Bäyern mehrers mit Gebäwen / vnnd schönen Zimmern / auch anderm / was zur Lust dienet / versehen; vnd einen künstlichen Garten / seiner Gemahlin / einer vom Hauß Lothringen / zu Gefallen / anrichten / vnd durch Frantzösische Gärtner hat pflantzen lassen. Es hat in diesem Schloß sonderlich einen sehr tieffen Brunnen / in welchen / wann einer ein kleines Steinlein / oder was anders / fallen läßt / solches gar lang / vnd mit sonderlichem Gedöß / hinab zu fallen hat. Ist gleichwol bey diesen Läufften vbel zugerichtet / vnnd / auß Muthwillen / mit allerhand Sachen angefüllt worden. Der Keller / darinn starcke Säulen / vnd grosse Fässer / ist / wegen der hohen vnd grossen Gewölber / mehrers einer Kirchen zuvergleichen. Als solches Schloß Anno 1634. belägert worden / ist / durch Verwahrlosung Fewer in die Munition kommen / darüber sonderlich die abwärts gelegene Städel vnd Stallungen / in den Brandt gerathen; das ander ist schön geblieben / vnnd vor 2. oder 3. Jahren alles wider sauber vnnd fürstlich zugerichtet worden. Die Statt selbsten belangende / ist dieselbe erstlich den 28. Aprilis Alten Calenders / Anno 1632. von dem König auß Schweden mit Accord eingenommen / vnd ihr / für die Brandschatzung ein hundert tausendt Reichsthaler zu geben / aufferlegt worden; daran man die Helffte bar erlegt / vnd für das vbrige Geysel geben hat. Anno 1634. den 12. 22. Julij / ward diese schöne Statt vom Hertzog Bernharden zu Sachsen / vnd dem Schwedischen FeldMarschallen / Gustav Horn / mit Sturm erobert / darüber viel nieder gemacht; der Käys. General von Altringen / ausser der Heil. Geist Pforten / vnwissend vom weme / erschossen / die Kirchen vnd die Statt / durch die Schwedischen außgeplündert; vnd sonsten mit Mord / Raub / Nothzucht / Zerstörung der Apotecken / Anfüllung der Brunnen mit allerlei Vnfläterey / todten Cörpern / etc. vnd andern insolentien vbel allda / innerhalb 13. Tagen / gehauset / vnd in 3. oder 4. Häuser / vnnd darunter die Probstey / vnd ein Schlössel bey dem Juden Thor / abgebrandt worden. Viel Leuthe seyn im Gedräng vber die Brucken hinunter ins Wasser gefallen / vnd ertruncken. Darauff ein grosser Hunger / vnd fast 4. Monatliche Pest erfolgt; also daß sich gedachter H. FeldMarschall Horn / als man in An. 1640. hiedurch gefangen geführt / verwundert haben solle / daß sich diese Statt so bald wieder hat erholen können. Was jetzo von dieser Eroberung gesagt worden / das ist mir auß Bäyern selbsten / vnd zwar von Freysing / zu kommen / vnnd daher desto sicherer darauff zu gehen: Wiewol andere solche Eroberung zum 10. 20. Julij referiren, vnd wollen / daß der General Altringer / in der Vorstatt / von einem schlechten Mußquetirer erschossen worden sey. Kemnitzius sagt / im zweyten Theil vom Schwedischen Krieg / fol. 480. a. also: Weymar / vnnd Horn / erobern Landshuet / sambt dem Schloß / den 12. Julij (Alt. Calend.) mit Sturm. General Altringer / weil er über die Iserbrucke / wegen deß grossen Gedrängs / nicht kommen können / vnnd daher durchs Wasser zu setzen vermeinte / bekam einen Schuß / wovon er alsobald seinen Geist [41] auffgeben / etc. Als nun beyde Armeen fortgegangen / in Willen / Regenspurg zu entsetzen / kombt ihnen vier Meilen davon Pottschafft / seye schon vbergangen / daher sie sich zurück wider auf Landshuet / vnd Augspurg / begeben; allda sie den sieben vnd zwantzigsten Julij ankamen. Biß hieher dieser. Anno 1646. thate jedermann allhie / auß Forcht vor den Schweden / weichen / vnnd lieffe das Viehe in der Irre herumb. Welches auch von den Leuthen geschehen / ehe die Schweden vnnd Frantzosen / allhie Anno 1648. ankommen seyn; daher diese die Statt einzunehmen keinen sonderlichen Gewalt brauchen dörffen; dieselbe auch eine zimbliche Zeit innen gehabt haben.
Von der Bürger Tapfferkeit / so sie in der Schlacht bey Moßburg wider Herzog Friederichen von Oesterreich Anno 1313. erwiesen / vnnd deßwegen der Statt erlangtem Wappen / ist Brunner. l. 15. Annal. Bojor. pag. 1049. vnnd von ihrer Auffruhr allhie in Anno 1408. Aventinus libro. 8. folio 410. b. von dem Thurnier aber allda gehalten Anno 1439. Munsterus in seiner Welt-Beschreibung; vnnd wie Anno 1546. Käyser Carolus V. sein Kriegsvolck bey dieser Statt wider die Protestierenden gesamblet / Lambertus Hottens. libro 2. vnd von andern hieoben erzehlten Sachen / G. Braun tomo 3. Theatri Urbium, Bertius libro 3. Rerum German. Casp. Ens, in seinen deliciis apodem. pagina 5. die Relationes, vnd verhandene Schrifften / zu lesen. Ein Landshuter Träydmaß / oder Schaff / ist was 2. Menschen deß Jahrs essen mögen.