Topographia Bavariae: Höchstatt

Topographia Germaniae
Höchstatt (heute: Höchstädt an der Donau)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 34.
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Höchstatt.

Diese Pfaltz-Neuburgische Statt / ligt ein MeylWegs vnter Dillingen / vnnd bey anderthalb Meylen oberhalb Thonawwerth / an der Thonaw / so deß Joannis Heroldi Vatterland / welcher dieses Orts Namen von der Römer höherm Lager herführet. Ist ein kleine / aber nehrhaffte Statt / sonderlich mit dem Feldbaw / vnnd dem Viehe / vnnd hat ein feines Schloß am Ende der Statt / gegen der Thonaw herauß; so etwas wenigs verwahrt ist. Nach dem Todte deß wider Käyser Heinrichen den Vierdten aufgeworffenen König Rudolphs / ward von den auffrührischen Ständen Herman von Lützemburg wider besagten Käyser erwöhlet / welcher gleich darauff einen Sieg bey Höchstatt / wider Friedrichen von Hohen Stauffen / den der Käyser in seinem Abwesen / zum Statthalter verordnet hatte / erhalten / vnd darauff Augspurg belägert hat. Ob es nun dieses Höchstatt in der Pfaltz / oder das im Stifft Bamberg gewesen / davon mögen die Geschichten selbiger Zeit erwogen werden. Sonsten ist von der Croaten grawsamen Tyranney / so sie allhie Anno 1634. den 12. 22. Augusti verübt haben / die Franckfurter Relation dieses 34. Jahrs / am 90. vnnd folgenden Blat / weitläufftig zu lesen. Ingleichem die Continuation deß Meterani Historien lib. 52. Vnd der Welsche Graff Bisaccioni lib. 5. pag. 315.

Bogislaff Philipp von Chemnitz schreibet / im 2. Theil Königlich. Schwedischen im Teutschland geführten Kriegs /lib. 4. fol. 521. daß die Käyserischen Partheyen damaln weit vmb sich gegriffen / Gengen / Ahlen / Popfingen / Heidenheim / Leipheim / außgeplündert / vnd Theils in die Asche gelegt; insonderheit aber / den 5. Augusti / Hochstätt vberstiegen / vnd dergestalt erbärmlich darinn gehauset / daß es bey gantzemwehrenden Krieg / fast nie ärger erhöret worden. Gar viel WeibsPersonen / berichtet er / seyn zu todte geschändet / Manns- vnd WeibsPersonen / ohne einigen gehabten Respect, kalt oder heiß Wasser / Essig / Mist- vnd Kothlacken / eingeschüttet / Theils mit Ketten / vnnd Stricken / an den Köpffen / biß auff den todt gerötelt / etlichen Daumenschrauben angeleget / andere bey den [WS 1] Gemächten auffgehencket / vnd darinn mit Nadeln / oder anderem / biß das Blut hernach gelauffen / gestochen / ihnen auff den Schienbeinen mit Sägen hin vnd wider gesäget / mit Scheitern die Füsse / biß auff die Beine / gerieben / die Fußsohlen zerquetschet / vnd so lang zerschlagen / biß sie von den Füssen abgefallen; die Arme auff den Rücken gebunden / vnnd sie also hinder sich auffgehenckt / sehr viel Splitternackendt in der Statt an Stricken hin vnd wider gefühert / mit Beilen / vnd Hämmern / dermassen zerprügelt / zerfetzet / vnd verwundet / daß sie vom Blut nicht anders / als weren sie gantz schwartzrot gefärbet / anzusehen gewesen. In Summa / man ist so grawsam / vnd erschröcklick / mit jedermann / hohes / vnd nidrigen Standes / vmbgesprungen / daß Männiglich / grösser Marter zu entgehen / vnnd abzukommen / nur vmb das Todtschiessen gebeten. Biß hieher dieser.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ben