Topographia Austriacarum: Beschreibung
Das Schloß Windhaag ligt im Machland Viertel / deß Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich ob der Enß / in der Altenburger Pfaar / 3. Stund von der Donaw / zwischen Mauthausen vnd Greinburg / auch zwischen dem Markt Berg / vnd dem Closter Baumgartenberg / fünff Meil vnter Lintz / auch 5. Meil von der Landsfürstlichen Statt / Freistatt / auch fast eben so weit von Steyer / hat seinen Nahmen vermuthlich von denen Winden (welchen es zimblich starck vnterworffen / sonsten aber eines reinen vnd gesunden Luffts ist /) vnd dann von denen dabey vor Alters gelegenen Gehägen / oder auch vielleicht dahero bekommen / daß man zu demselben Schloß / vmb einen Berg vnnd Gehäg / gleichsamb in einer Windten oder Circul fahren / vnd kommen muß. Die Zeit der Erbawung ist vnwissend / doch gibts der Augenschein zuerkennen / daß es ein vhraltes Schloß / vnd Veste ist / so nicht auff einmahl / sondern nach vnd nach durch vnterschiedliche Inhaber erbawet / vnd immerzu erweitert worden / diß aber ist gewiß / daß selbiges alte Schloß im 1300. Jahr / zum halben Theil / ein Geschlecht Freind genant / so sich von Windthaag vnd Freyherstorff geschrieben / vnd zum andern halben Theil / das Geschlecht der Lasperger / ingehabt / vnd daß hernacher im 1379. Jahr / Otto der Freind / ermelten halben Theil / seinem Oheim / dem Erbarn Knecht Hannßen von Aw / vnnd dann im 1380. Jahr / Weyland Henrichen deß Laspergers hinterlassene drey Söhn / Bastel / Vlrich vnd Hannß / ihren erblich angefallenen halben Theil / gleichfalls dem erstgedachten Hannßen von Aw / verkaufft haben; Hierauff ist Windhaag vngefehrlich im 1400. Jahr / auff Leopold Drockendorffern / alß weyland Hertzogens Leopoldi von Oesterreich grossen Schencken / vnwissend / quo titulo, kommen / der es doch bald hernacher im 1407. Jahr / Thomae von Tanbecken verkaufft hat; Bey diesem Geschlecht der Tanbecken / ist Windhaag biß auffs 1485. Jahr verblieben / allda sich Herr Laßla von Prag / zur selben Zeit Keysers Friderichen Diener vnd Cämmerer / auch Erb-Marschall in Kärnten / zu Hansen Tanbeckens Tochter Regina / verehelicht / vnd folgends dasselbe Schloß Windhaag / mit seinen damahligen Zugehörungen / durch Keyserliche Gnad / auch darüber mit seinem Schwager getroffenen Vergleich / an sich gebracht / vnd mit etlichen Gülten vermehret / insonderheit aber das Land-Gericht / vnnd ein guten Theil deß Wildbahns / noch im 1491. Jahr von Allerhöchstgedachtem Keyser Friderichen hochlobseeligsten Andenckens / auß der Herrschafft Mitterberg / für frayß-eygen bekommen / vnd so viel erlangt / daß Windhaag zu einer Formal-Herrschafft erhebt vnd benennet worden ist. Dieser Herr Laßla Prager / ist hernacher von Weyland [4] Keyser Maximilian dem Ersten / im 1505. Jahr / in den Freyherrn-Stand gesetzet / vnnd nicht allein Er selbst / sondern auch sein gantze Posterität / die Herrn von Prag / Freyherrn zu Windhaag / genennet vnd geschrieben worden / der hat nach seinem Tod / neben seiner Gemahlin Anna / Weyland Daxen Fuchsens von Fuchsberg / Keysers Maximilian Raths / vnd Saltzmäyers zu Hall / Ehelichen Tochter / Ihrer Mayest. der Keyserin Annae / Obristen Hoffmeisterin / vier Söhn / Heern Hansen / Christophen / Laßla / vnd Andream hinterlassen / welche Fraw Anna / alß Gehrhabin / erstermelter ihrer vier Söhn / diese Herrschafft viel Jahr trefflich wol administrirt, vnnd darzu noch viel mehr Gülten vnd Güter / fürnemlich aber die Herrschafft vnd Ampt Saxenegg / von weyland Herrn Julio Graffen von Hardeck / noch im 1525. Jahr / erkaufft hat. Hierauff ist mehrermeldte Herrschafft Windhaag / in der Brüderlichen Theilung / auff obgedachten Herrn Andreen von Prag / alß auff den jüngsten Brudern / vnnd nach desselben Todtsfall / abermahln auff den Jüngsten Sohn / Herrn Friderichen von Prag / kommen / derselbe hat die gantze Herrschafft / noch im 1597. Jahr / Weyland Herrn Lorentzen Schütter von Klingenberg dem Eltern verkaufft / welcher bald hernacher im 1599. Jahr todts verblichen / vnd zween Söhn Herrn Georgen vnd Lorentzen hinterlassen; ist also mehrermelte Herrschafft / biß auff annum 1600. durch die Fraw Wittib / Weyland Frawen Barbaram Schütterin / hernacher Eißlerin / eine gebohrne Prunnerin / vnd dero zugeordnete Herrn Gerhaben verwaltet; Folgends vom erstgedachten Herrn Georgen angetretten / vnd biß auff annum 1629. würcklich possedirt, darüber aber denen gesampten Schütterischen Herren vnd Frawen Befreundten / alß darbey starck interessirten Creditorn Gerichtlich in solutum cedirt, vnnd ferner von denenselben noch sub dato 17. Aprilis, ann. 1636. dem jetzigen Herrn Inhaber verkaufft worden. Darbey nun zu mercken ist / daß nicht allein die meiste vnnd fürnehmste Stück / Gült vnnd Vnterthanen / die sich anjetzo bey dieser Herrschafft befunden / obberührter massen erst durch die Herrn vnd Frawen von Prag / nach vnd nach darzu gebracht worden / sondern es hat auch mehrermeldtes alte Schloß Windhaag zur selben Zeit / vnd noch biß zu Antrettung deß jetzigen Herrn Inhabers / kein anders Gebäw oder Weithe gehabt / alß wie es noch anjetzo in seinem Grundriß zusehen / vnnd mit dem Graben vmbfangen ist; Das newe Schloß aber / mit allen seinen angehörigen Gebäwen / wie auch dem absonderlichen Meyerhoff / Lustgarten vnd Kirchel Portiuncula, ist erst seither anno 1636. durch mehrermeldten jetzigen Herrn Inhaber erbawet vnd zugerichtet / insonderheit aber der Platz vor dem newen Schloß / mit Außhawung eines Felsichten Bergs / vnd Außschüttung eines nechst daran gelegenen Thals / mit grosser langwüriger Müh vnd Arbeit / in die jetzige Form erweitert worden.