Topographia Austriacarum: Anhang (Hertzogthum Crain)

Topographia Germaniae
Anhang
<<<Vorheriger
Zeng
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 74–75.
[[| in Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[74]
Anhang.

Es wären zwar noch viel mehrere fürnehme Ort / als Cruppa, Gradez, Freythurn (so Märckt / und Schlösser / und alle drey den Herren von Purgstall gehörig seynd;) Item / Mokricz, und andere in Crain / wie auch in der Nachbarschafft herum / zubeschreiben: Weilen wir aber noch zur Zeit kein eigentlichen Bericht davon / wie auch von den Stättlein Cößtau / Muschkeuiza / Veprinitz / Wersetsch / etc. bekommen; So wollen wir / zum Beschluß / allein der folgenden Ort gedencken; als da seynd

Aglarn / Aquileia, oder Aquilegia, allda das Ertzhauß Oesterreich ein Hauptmannschafft hat; um das Patriarchat selbsten aber mit den Venedigern noch strittig ist / und deßwegen die Lehen / deren solches in den Oesterreichischen Landen viel hat / der Zeit / wie man berichtet / von den Patriarchen zu Venedig nicht empfangen werden. Was wegen Auqileia, der Käiser / den 10. Augusti Anno 1628. dem Pabst / so einen Praelaten von Venedig / mit solchem Patriarchat / den Rechten zuwider / versehen / vor eine Protestation insiniuiren lassen / in tom. 1. theatri Europaei, fol. 1280. Und was von diesem uhralten / der Zeit schlecht gebauten / und ungesunden Ort / im 1. Theil deß Teutschen Räisbuchs / am 337. und im 2. Theil am 177. Blat / ist gesagt worden. Lazius schreibet lib. 12. Reipubl. Rom. sect. 5. cap. 8. fol. 1013. seqq. daß die rudera der weyland hochberühmten / und von dem Attila zerstörten Statt Aglarn / oder Aquileiae, dem Hauß Oesterreich gehörig seye / welches heutige Inwohner zu Gradisca zu Gericht stehen müssen. Es seyen unter dem Patriarchen von Aquileia, die Bischöffe von Concordia, Altino, Padua / Vicentz / Verona / Trient / Brixen / Feltro / Tarvis / Maran / Bellun / Acilia / Julia / Justinopel / Pola / und Parentz. Der Erste Patriarch / so nach Venedig sich begeben / und da gelebt / seye Nicolaus gewesen / welcher den Oesterreichischen Fürsten die Pfarren zu Laybach / Cilly / S. Peters zu Craynburg / Manspurg / und Windischgrätz / geschenckt habe. Siehe / was er von den Patriarchen allhie / und wie offt sie ihren Sitz verändert / daselbst mit mehrerm schreibet; Item / von Aquileia selbsten Cluverium lib. 1. antiq. Ital. cap. 21. und insonderheit Sabellicum in antiquitatibus Aquileiensibus.

Aursperg / Marckt und Schloß / so Lazius lib. 12. Reipubl. Rom. sect. 5. cap. 4. für der Alten Aurupenum, oder Aurupium, hält; daselbst er auch am 1005. Blat / von dem Herkommen der Herren / und Grafen von Auersperg / so unter den vornehmsten in Crain seyn / handelt; von welchen insonderheit Johan. Melchior Maderus in der Vorrede seines Büchleins / Equestria, oder de arte Equitandi tituliret / zu lesen / der sie von der gedachten Statt der Japodum, oder Japygum, Aurupens, oder Aurupono, herführet / welche Käiser Augustus eingenommen / und der Hunnen König Attila, ums Jahr Christi 451. zerstört / an deren statt ein Schloß / gleiches Nahmens / auff dem Berg / 3. Meilen von Laybach erbauet worden; dessen Gemäuer nur noch heutigs Tags gesehen werden; an statt dessen / nicht weit von dannen / Anno 1067. Herr Conrad von Auersperg ein anders erbaut; welches als es An. 1511. durch Erdbidem Schaden gelitten / An. 1520. wieder erbauet worden / und noch verhanden ist. Und dieses meldet gedachter Maderus.

Carlstatt. Es liegt in Crabaten / oder Croatia, ein zimlichen Weg von dem Wasser Mresniza, der Marcktfleck Dabovez, und ob demselben auff einem Hügel ein Schloß gleiches Nahmens / davon bey einer halbenviertel Stund / an dem Ort / wo der Fluß Korana in die Dobra fällt / Ertzhertzog Carl zu Oesterreich / An. 1579. eine Schantz / mit 6. Pasteyen erbauen / und nach sich Carlstatt hat nennen lassen. Die Hochlöbl. Crainerische Landschafft versihet solche; und ist der Obrist der Zeit daselbst der Herr Graff von Tersitz / auß dem Edlen alten Geschlecht der Frangepan / so in dieser Vestung wohnet / darinn auch allein die Soldaten ihre Häußlein; andere Leut aber ihren Auffenthalt zu besagtem Dabovetz (so Theils Außländer Dabratz nennen) haben / so von vielen auch Carlstatt geheissen / und für eine Statt / dem Nahmen nach / gehalten wird. Nicolaus Isthuanfius lib. 25. rer. Ungar. schreibet von diesem Ort / daß er zwischen den Wassern Colapi, Dobra, und Mresnicia gelegen seye. Die Radonia falle erstlich in die Corava, hernach beede in die Mresnitz / und alle miteinander oberhalb Carlstatt in die Kulp / oder Colapim: und seye solche Vestung zwischen den Jahren 1577. und 1579. in der Crainer Nachbarschafft / durch Hülff / Fleiß / und Unkosten / Ertzhertzog Carls von Oesterreich / und der Crainer / auff dem Dubozischen Boden / in der Grafen von Zrin (oder Serin) Gebiet / erbauet / und für das Schloß Dubocia, ihnen baar Geld geben / Johannes Ferenberger zum Obristen allda verordnet / und also Illyrien / Chrovatien / dergestalt besser gerathen worden.

Cervignanoy, ein grosser Oesterreichischer Flecken in Friaul / bey einer kleinen Teutschen Meil von der berühmten Venedischen Vestung Palma gelegen / allda man in einem Canal pflegt zu Schiff zu gehn / auf welchem man auffs Meer / und ferners nach Venedig kompt.

Dragemel, Schloß / und Flecken / Freyherrlich / Lambergisch / nicht weit von der Sau / aber hieherwarts gelegen / so Lazius der Alten Adrantem zu seyn erachtet.

Haydoschena, oder Haydenschafft / an dem Wasser K(?)bel / allda sich das Crainland endet: Wie dann dieser Ort allbereit in die Graffschafft Görtz gehörig / und 3. Meilen von derselben Hauptstatt / nahend dem Byrbaumer Wald (welche grausame Höhe / und bergichte Gelegenheit / davon oben Gerhardus Mercator gar zu weit hinunter zu dem Czircknitzer See setzet) gelegen. Ist ein weitschichtiger Marcktflecken / da etwann / wie Theils vermeinen / vor Zeiten / ein fürnehme Statt solle gestanden seyn. Siehe oben Görtz. [75] Idria, gegen Pontafel / oder Pont à Fella, werts / nahend Clausen Pflitsch / oder Flitsch / (daselbst im Schloß ein Käiserlicher Hauptmann / mit etlichen Soldaten liegt /), allda ein weit berühmtes Quecksilber-Bergwerck ist / dabey die Officirer / und etliche Bürgersleut / ihre Häuser haben. Liegt gar im Gebürg / und ist dem Hauß Oesterreich gehörig. Das Wasser hierum hat gleichen Nahmen. S. oben bey Kärndten Tarvis.

Loitsch oder Logitzium, Dorff / und schönes Schloß / sampt einer Pfarrkirchen / ein Meil Wegs von Ober-Laybach / im Byrbaumer-Wald gelegen / da herum es aber ein schönes Thal hat / so Lazius vor deß Antonini Longatico hält / dardurch die Straß von Görtz auff Laybach gehet. Ist Fürstlich Eggenbergisch.

Nassenfuß in Unter-Crain / ein kleiner beschlossener Ort / von Theils ein Stättlein genant / sampt einem Schloß / so der Zeit einem / Nahmens Machardschitz / gehörig ist.

Neumärcktlein in Ober-Crain / unter dem Leubel gelegen / welches Gebürg Kärndten und Crain scheidet / ein Marcktflecken / halb Paradeiserisch / und halb Jurischizisch; und meistentheils von Schmiden / und Cardovanmachern bewohnt. Es ist dabey das Schloß Neuhauß auff der Höhe.

Ober-Laybach oder Laybach / vier Meilen oberhalb der Statt Laybach / an dem Wasser gleichen Nahmens / nahend dem besagten Byrbaumer-Wald / und eine Tagräise über solchen / biß nach der obgedachten Haydenschafft / oder Heydoschena / gelegen. Lazius nennts / an einem Ort / Iggium Carniolae, und sagt / daß noch Anzeigungen allda von der Alten Hemona seyen; Aber lib. 12. Reipub. Rom. sect 5. cap. 7. schreibet er anders / als in dem 5. Capitel vorher / und sagt / daß zwischen dem Wasser Laybach / und dem Gebürg / Item / Ober- und Unter-Laybach / ein Ort / den die Inwohner Igg nennen / gesehen werde / allda unzahlbare Römische Schrifften / und andere Antiquitäten / zu finden / welches Lager mit der Alten Hemona eigentlich zutreffe. Es ist Ober-Laybach ein feiner Marcktflecken / dem Herrn Hertzogen von Crumau / Fürsten zu Eggenberg / etc. gehörig / allda viel Außspannens ist. Und nimpt man allhie gemeinlich die Saumroß / mit denen viel sicherer / als mit andern Pferden über dieses grausame Gebürg / den obgedachten Byrbaumer-Wald / nach Görtz / und ferners in Italiam kommen ist. Und allhie werden die Wippacher / und andere gute Wein; wie auch die Italianische Güter / zu Schiff geladen / und hinunter nach Laybach geführt. Die Windischen heissen diesen Ort Wernick. Besihe das Teutsche Räisbuch part. 1. fol. 334.

Prosegg / liegt nahend Trieste, und beym Meer / da die gute Rainfal / oder Prosegger-Wein / wachsen / und ein anders Prosegg / als daß in Crain / ist. Dieses ist ein Marcktflecken / und Berg / so die Alten Pucinum geheissen haben / dem Hauß Oesterreich gehörig / so ab dem Wein ein grosses Einkommen hierum hat. Und diesen Prosecker Reinfal / oder Rifolium (den man viel Jahr lang behalten kan / und der deß Menschen Leben / wie man glaubt / verlängern solle) hat Livia, deß Käisers Augusti Gemahlin / so über die 70. Jahr alt worden / zu trincken gepflegt / von welchem Wein Plinius lib. 14. cap. 6. zu lesen ist.

Ratschach / ein Unter-Crainerischer Marcktflecken / an der Sau / und oberhalb deß Steyrischen Marckts Liechtenwald gelegen / und den Herren Mosconischen gehörig; so Lazius lib. 12. Reip. Rom. sect. 5. cap. 3. vor der Alten Romula hält.

Reiffnitz / vom Mercatore Reiffnick genant / liegt nahend Gottschee / in dem Theil deß Crainlands / so von ihme Mercatore die Windisch Marck geheissen wird. Sonsten wird die Gelegenheit herum im mittern Viertel deß Landes Crain (welches / wie oben gesagt / in 3. Viertel getheilet wird /) und der Reiffnitzer Boden genant / allda die Landschafft das Landvolck / oder das Auffbott dieses Viertels / zu mustern pfleget. Hat ein Schloß / und ist vorhin Herrn Graff Kißl gewesen / jetzt aber Herren Trigler zuständig; und hat einen Ertz-Priester. Die Türcken seyn An. 1480. biß hieher kommen / und haben allda mit Mord und Brand grossen Schaden gethan.

Seisenberg / oder Seusenburg / liegt in Unter-Crain / oder eigentlich in deß Landes Crain mittern Viertel / so Mercator, wie gesagt / die Windische Marck nennet / oberhalb Neustätel an der Gurck. Megiserus schreibet / daß bey 2. Meilen von Laybach diß Wasser Corcoras, oder die Gurggen / entspringe / und für Seiseburg / Rudolphswert / oder Neustätl / und Landstraß rinne / und zwischen Gurckfeld / und Rain / (bey Mokritz / da sich Crain endet;) in die Sau falle. In Herrn Joseph von Lamberg / und Niclas Jurischitz / Räise / von Laybach auff Constantinopel / stehet / daß dieses Wasser Gurck auß zweyen grossen Löchern entspringe. Von dem zerstörten Schloß Ober-Gurck an / dabey es seinen Ursprung hat / biß auffs Neustätlein / findet man darinn herrliche Fisch / als sehr schöne rote grosse Ferchen / oder Fohren / Aesch / etc. unterhalb aber grosse Hecht; bey Landstraß andere gute Fisch / und allenthalben wolgeschmackte gute Krebs. Es gehört der Zeit dieser Marcktflecken / Schloß / und Herrschafft / dem Herren Grafen von Auersperg zu.

Wippach / Vipao, auch ein Marcktflecken / am Karst / daherum an dem Fluß Frigido, oder Wipach / ein köstlicher Wein wächst / so von diesem Ort den Nahmen hat / und nach Crain / und an andere Ort / über die obgemeldte hohe / bürgicht / und steinicht unfruchtbare Gegend / den Byrbaumer Wald / auff Saumrossen geführet wird / so eine starcke Tagräise von Ober-Laybach liegt. Es trägt solcher Wein dem Hauß Oesterreich einen statlichen Zoll / und vermeinen die Leute / daß dieser Wein zur Fruchtbarkeit dienlich seye. Es werden auch auff dem Gebürg hierum gute tauerhaffte Pferd gezogen. Es gehörte dieser Ort in An. 1642. dem H. Grafen Landthery / Landshauptmann der Graffschafft Görtz / so ein schönes Hauß zu Wippach hat: Die Burg aber daselbst / die Burg Wippach genant / ist dem Herrn von Edling zuständig gewesen.

Ein halbe Meil von Wippach liegt S. Veit / ein ander Marcktfleck / so schön / und in die Graffschafft Görtz gehörig ist. Und so viel auch von dem Hochlöbl. Hertzogthum Crain / und anstossenden Landen.