Toast auf Kaiser Wilhelm
Am 11. November (25jähriges Bestehen der Schillerstiftung) 1884.
An uns vorüber zog ein festlich Spiel,
Wir sahen Freundschaft, Liebe hülfreich walten
Und folgten gern der Dichtung schönem Ziel:
Uns der Erkenntniß Spiegel vorzuhalten;
Erschien im Kranz erst werdender Gestalten
Der Dichter-Fürst. Ihn schmückten Lorbeer-Reiser, –
Der erste Trinkspruch aber unsrem Kaiser!
Dem Kaiser, ihm, der unser Schirm und Schild,
Am Fenster steht er, grüßt uns freundlich mild,
Und jeden trifft’s, als träf ihn Heil und Segen;
Ein Talisman wird uns sein hehres Bild,
Ein Hoffnungskeim, den wir im Herzen hegen,
Ein Theil der Göttergnade, die sein eigen.
Ja, in der Horen wechselvollem Tanz –
Er sprach es selbst – erfuhr er viel der Gnaden,
Doch der ihm vorbestimmte Siegeskranz
Mit Zwangeskraft, weil Pflicht sein Leben ganz,
Hat er das Glück an seinen Tisch geladen,
Das Glück auch ihn, – doch wozu theilen, scheiden,
Er war zu groß, um Größe zu beneiden.
Krönt Demuth ihn als seine hellste Zier,
Ob Höchstes oder Tiefstes er erfahren,
Er weiß es wohl, der Urquell quillt nicht hier;
Wie ruhmbegleitet seine Wege waren,
Uns aber ziemt das Wort zu dieser Frist:
Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!