Theodot
Sichem sei nach Sikimios, dem Sohn des Hermes, benannt worden.
Emmors Sohn sei aber Sichem gewesen.
Von dort, o Fremdling, kam einst Jakob von der Weide
zum ausgedehnten Sichem.
und seiner Rückkehr aus Mesopotamien nach Sichem:
Es ging dann Jakob in das viehreiche Syrien
er war sein Vetter wie auch Syriens Alleinherrscher
dieser habe ihn aufgenommen und ihm etwas Land geschenkt.
seine elf Söhne aber Schafzucht;
seine Schwester Dina aber hätte mit den andern Weibern Wolle verarbeitet.
sich die Stadt anzuschauen.
verbrachte sie mit Gewalt in sein Haus
und schändete sie.
und erbat sie sich zur ehelichen Gemeinschaft.
als bis alle Sichemiten beschnitten und Juden geworden wären.
Jakob erklärt ihnen die Pflicht der Beschneidung also:
von auswärts fremde Schwiegersöhne für die Töchter sich zu holen;
es müssen solche stammesgleichen Ursprungs sein.“
„Der einst den edlen Abraham aus seiner Heimat fortgeführt,
befahl vom Himmel her, er soll mit seinem ganzen Haus
die Vorhaut sich beschneiden, und er tat es.
und forderte alle Untertanen zur Beschneidung auf.
Emmor und Sichem zu töten,
da er die Vergewaltigung der Schwester nicht ruhig hinnehmen wollte.
Er gewann ihn zur Mithilfe und spornte ihn an,
indem er einen Spruch vorbrachte,
wonach Gott den Nachkommen Abrahams
zehn Heidenvölker zur Vernichtung übergäbe.
„Ich kenne einen Gottesspruch:
Zehn Heidenvölker wolle er den Kindern Abrahams geben.“
bei ihnen gab es nur Verbrecher, keine Tugendhaften.
Sie wahrten weder Recht noch Sitte in der Stadt;
es lagen ihnen Schlechtigkeiten nur am Herzen.“
und töteten zuerst jeden, den sie antrafen;
dann ermordeten sie auch den Emmor und den Sichem.
„Da scheuchte Simeon den Emmor auf;
dann schlug er ihm das Haupt ab;
er hob den Rumpf mit seiner linken Hand empor;
dann ließ er ihn noch zuckend fallen.
Der Kampf ward heißer.
Indessen nahm der wilde Levi Sichem, der wie rasend tat
und seine Kniee umfaßte, bei den Haaren
und stieß ihn in das Schlüsselbein.
Das scharfe Schwert drang tief in seine Brust
und so verließ die Seele schnell den Leib.“
zerstörten die Stadt, befreiten ihre Schwester
und brachten sie samt den Gefangenen in ihr väterliches Gehöfte.
Erläuterungen
[1339]
Theodot war ein Samaritaner, der wohl im ersten Jahrhundert n. Chr. lebte. Sein Gedicht, wovon ein längeres Bruchstück bei Euseb Praep. ev. IX 22 mitgeteilt wird, handelt von der Geschichte der Stadt Sichem, die „heilige Stadt“ genannt wird. Es ist in Hexametern abgefaßt. (C. Müller, Fragm. hist. graec. III 207 ff.).
- 1: 1 „Juden“ im weitern Sinn. Hermes geht auf Emmor = Chamor zurück s. 2, 1. 7 Ebal und Garizim.
- 2: 1 Emmor = Chamor, der sichemitische Landesfürst Gen 34, 2.
- 4: 1 s. Gen 20, 16. 2 Lea und Rachel. 4 „seines Bruders“ Esau. 7 Anklang an die Einwanderung der Aramäer nach Syrien. 8 Rachel.
- 5: 9 s. Gen 17, 9. 11 „Gott sprach: .... Ihr sollt beschnitten werden“.
Anmerkungen (Wikisource)
Siehe auch folgenden Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text: