Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die Goldlauter
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Die Goldlauter.
Der Ort: Die Goldlauter, eine Stunde über Suhl, dankt seinen Ursprung wie seinen Namen dem Bergbau, der vor Zeiten in dieser Gegend schwunghaft betrieben wurde. Davon zeugen noch häufige Halden, und die Namen der Stollen, wie die Ueberlieferungen von reichen Funden an edlen Erzen. An der Hohenleite, am Rosenberg, an der Hirschzunge, lauter Namen von Bergdistrikten, in denen sich Gruben befanden, fand man reichlich Silber. Dort an der Hirschzunge war der „tiefe Stollen,“ am Rosenberge der Stollen, genannt „die weiße Lilie,“ an der Hohenleite der Stollen „die güldene Rose.“ Man fand gediegenes Silber und goldene Nierlein, hat auch Nachricht von alten Ruthengängern, daß die erzhaltigen Flötze vom Rosenberge sich bis hinauf zum Schneekopf, unter die Teufelskreise ziehen, und durch den Schneekopf hindurch bis in den Gräfenröder Grund.
Ein Handelsmann von Willersdorf traf außerhalb Thüringen einen Mönch, der, als er erfahren, daß der Mann in dieser Gegend zu Hause sei, nach der Goldlauter fragte, und nach deren Bergwerken. Da nun jener klagte, daß der Bergbau zum erliegen gekommen sei, so antwortete der Mönch, er glaube das gern; das Bergwerk könne nicht in die Höhe kommen, weil dasselbe versetzt sei mit dem linken Fuße einer Stute, in welchen 3 Nägel geschlagen seien. Würde der Zauber gehoben, so würde man nicht mehr sagen „Goldlauter,“ sondern „Lauter Gold.“ Wie der Reisende heim kam, wurden ihm Vorwürfe gemacht, daß er nicht tiefer in den Mönch gedrungen [30] habe, um von demselben zu erfahren, wie denn jener Zauberbann vom Bergwerk zu heben und zu lösen sei? – Jener versprach nun, bei seiner nächsten Reise dem Mönche nachzuforschen, allein er kehrte nicht wieder heim, denn er hatte das Unglück, in der Elbe zu ertrinken. Noch heißt eine Felswand nahe der Goldlauter „die Hoffnungswand,“ und heißt die Vertrauenden hoffen, und in der Hirschzunge steht ein ganzer goldener Hirsch, der einst erschlossen werden wird.