Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Teufelsbad und Teufelskreise

Die Goldlauter Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Jägerstein
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169.
Teufelsbad und Teufelskreise.

Aus der Goldlauter führen steile Waldpfade hinauf zum Forst- und Gasthaus zur Schmücke und zu dem dieser nahen Schneekopfgipfel, den jetzt ein steinerner Thurm als Lug ins Land ziert. Wie der Brocken des Harzwaldes, gilt der Schneekopf des Thüringerwaldes der Sage als eine der Leibresidenzen des Meister Urian, denn er hat auf dieser Höhe sein Bad, was ihm auf dem Brocken mangelt, wo nur sein Brunnen quillt und seine Kanzel steht, auf der er vor 18 Jahren zum letztenmale gepredigt haben soll. Das Teufelsbad ist ein Moortümpfel, so tief, wie der Schneekopf hoch ist. Wer da hinein fällt, kommt nie wieder heraus. Einem[WS 1] Bergmann aus der Goldlauter begegnete eines Abends in der Dämmerung ein großer Reiter in einem feuerfarbenen Mantel, fragte nach dem Wege zum Schneekopf und nahm ihn zum Führer und Wegweiser an. Als er in die Nähe der Teufelskreise, welches weit und breit verrufene Sumpfstrecken sind, [31] mit dem Bergmann kam, stieg er vom Rosse ab, hieß dasselbe dem Führer halten, und breitete seinen Mantel auf die Erde. Dann stieg er in die Sumpflache hinab und nahm zu seiner Erfrischung ein kaltes Bad; so wie er in den Sumpf stieg, zischte es und es wallten Dämpfe auf, als wenn ein glühendes Eisen in kaltem Wasser gelöscht würde. Als sich der Rothmantel gehörig abgekühlt hatte, stieg er wieder aus dem Bade, und ließ sich sammt seinem Roß wieder auf die Straße geleiten, dabei gebot er dem Bergmann, er solle seinen Kober voll Laub pflücken und dieses mit nach Hause nehmen, das solle sein Führerlohn sein. Innerlich unzufrieden, aber von Furcht überwältigt, that der Bergmann wie ihm geboten war, und wie er das abpflücken des Laubes vollendet hatte, so war sein Reiter verschwunden. Daheim wartete die Frau mit Scheltworten statt mit der Abendsuppe auf, daß er so spät heim komme, und da sie statt etwas mitgebrachtem an Eßwerk nur das Laub im Kober fand, wurde das häusliche Gewitter gar schwer und drohte mit einschlagen. Das Laub schüttete die erzürnte Frau gleich zum Fenster hinaus auf den Mist. Am andern Morgen that sie ihrem Manne, da er wieder an die Arbeit gehen mußte, ein Stück Brod in den Kober, da hingen noch einige Blättchen von dem Laub im Korbgeflechte, und schimmerten so schön grüngoldig, und waren eitel Dukatengold. Jetzt war es an der Zeit, daß der Mann aufbegehrte, gleich solle die Frau gehen und das weggeworfene Laub wieder holen. Sie eilte schon aus eigenem Antrieb danach, es war aber draußen kein Laub mehr vorhanden, wohl aber in ihres Mannes Hand ein dürrer Stecken – o weh!


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Einen