Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Todenfels bei Zoppoten

Kümmelbrod Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Das Männel aus dem Ranzen
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271.
Der Todenfels bei Zoppoten.

Nicht weit von dem Dorfe Zoppoten zwischen Saalburg und Ebersdorf führt ein einsamer Pfad zu einem waldbewachsenen Berge, dieser Pfad heißt der Phireweg, welche dunkle Benennung schwer zu enträthseln ist, wenn man sie nicht mit dem slavischen Worte Biritz, welches ein Scherge heißt, in Verbindung bringen oder ganz ungesucht sie für deutsch nehmen will, Vierweg, für Kreuzweg. Der Pfad aber leitet zum Berggipfel empor, darauf sich ein schroffer Felsen erhebt, der zum Theil dräuend überhängt über den dunkeln Bergfluß, der in jener Gegend [141] sein Bette mit Ungestüm durch enge Thalrinnen wühlte. Man nennt jenen Felsen den Todenfels, und die Sage kündet, daß in den Heidenzeiten von ihm die dem Tode geweihten Verbrecher in die Stromtiefe hinabgestürzt worden seien.

So soll auch das Dorf Plothen unterhalb Schleiz und der dort fließende Bach eigentlich Bluten und Blutenbach früher geheißen haben, weil dort eine heidnische Opferstätte gewesen, und das Blut der Geopferten in den Bach geflossen wäre, so daß seine Farbe ganz roth geworden. Zudem heißt ein in der Nähe liegendes Thal das Mordthal, in welchem eine Druden- oder Druidenschlacht stattgefunden haben soll. – Zwischen den Dörfern Plothen und Linden liegt ein Hillen- oder Hollenteich. Die Leute sagen: unter dieses Teiches schwarzem Gewässer ruhe ein versunkenes Dorf, und Niemand geht gern zur Nachtzeit dort vorüber.