Das ausgehöhlte Brod Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Todenfels bei Zoppoten
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270.
Kümmelbrod.

Im Schallholz, eine Viertelstunde westlich Merkendorf, ohnweit Zeulenrode, hausten ebenfalls Holzmännel und Holzweibel; sie waren den Leuten sehr gerne behülflich und dienstbar, insonderheit beim Heumachen, doch waren sie nicht blöde, und nahmen nicht selten ungefragt Klöse aus den Töpfen und Brode aus den Oefen. Das war endlich den Merkendorfer Leuten nicht recht, sie sannen [140] darauf, diese unlieben Gäste los zu werden, und wendeten die dazu dienlichen Mittel an. Der Müller, dem sie treulich geholfen, Mehl und Mühle gefegt hatten, legte ihnen jetzt neue Kleider hin, und das verdroß die kleinen Hülfswesen aufs höchste; sie zogen ab, und kamen nicht wieder. Andere Leute buken Kümmel unter das Brod, oder bestreuten, wie es noch heute üblich ist, die Rinde damit. Da klagten die Holzweibel unter Thränen:

Kümmelbrod
Unser Tod!

Dann als sie fortzogen, um nimmer wiederzukehren, sagten sie im Weggehen:

Eßt ihr euer Kümmelbrod,
Tragt auch eure schlimme Not!

Und nachher ist es den Nachbarn in Merkendorf auch nie wieder so gut und wohl geworden, wie früher.