Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Männel aus dem Ranzen
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Das Männel aus dem Ranzen.
Ein Bauer aus Borstendorf kehrte von einem Geschäftsgang nach Hause, da lag ein guter neuer Ranzen auf dem Wege, und erfreut über den schönen Fund hob er ihn auf und trug ihn nach Hause. Der Ranzen schien leer zu sein, obschon er zugeschnürt war, und so öffnete der Mann ihn erst zu Hause. Aber siehe, da regte sichs mit einemmale drin und es kroch ein kleines graues Männel heraus, das sprang auf die Höllenmauer, und zog den Leuten, die es anstaunten, scheußliche und entsetzliche [142] Fratzen. Wollte man es fassen und wegtreiben, so hatte es sich sehr ungebehrlich und warf mit großen Steinen um sich, ohne daß man sah woher es die Steine nahm. Es blieb nichts übrig, als den bösen Kobold, den der Hausherr selbst in’s Haus getragen, eine Weile zu dulden, und sich den Unfug, den er trieb, gefallen zu lassen. Bald aber ging der Mann zu einem klugen Manne, der ihn fortschaffen sollte. Erst nach dreimaligem scharfen Bann gelang es, sich des scheuslichen Ungethüms zu entledigen.