Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Vom Gerberstein

Wo der Hund begraben liegt Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Luthersfuß, Luthersborn und Luthersbuche
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[237]
126.
Vom Gerberstein.

Wenn man von der Ruhl aus nach Altenstein wandert, hat man beträchtlich zu steigen und kommt nicht weit vom Gerberstein vorüber, den eine zertrümmerte Felsenwelt von kleinkörnigem, wild zerklüfteten Granit schmückt. Dieser Hochgipfel hat außer dem genannten in Büchern, [238] nicht im Volksmund, noch mehrere Namen, die ihn mehr erläutern sollten, z. B. Gebirgsstein, als wenn nicht jeder Felsblock auf Höhen ein Gebirgsstein wäre, oder Gräberstein, wahrscheinlich weil man droben keine Spur von Gräbern findet; oder Gervinstein, woher? Ja die niemals blöde aber unfruchtbare Grubelforschung wollte in ihm den Mons Gabreta erblicken, sie, die stets in ihrer, Ueberstudirtheit erblickt und lehrt, was nicht wahr ist.

Der ächte altdeutsche Name ist Gervuenestein, so kommt er schon im Jahre 933 urkundlich vor. –

Auch vom Gerbersteine geht die Sage vom hüthenden Schäfer, der ein Liedlein auf der Schalmeie bläßt, dann die Wunderblume findet, dann eine Thüre in das zertrümmerte Felsenschloß sich öffnet, darin große Fässer voll Gold, aber auch voll Wein im Gewölbe sieht, den Hut, darauf er die Blume gesteckt, abthut, tüchtig zecht, und beim wiederaufsetzen des Hutes die Blume verliert. Auch hier der warnende Zuruf: Vergiß das Beste nicht! und das entzweischlagen der Ferse durch die Thüre. Nachher hat gar mancher droben auf dem Gerberstein sein Glück mit dem finden der Wunderblume versucht, aber stets fruchtlos.