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Kirchhof „der Hund begraben liege“. Und der Pfarrer wurde vor ein Herzogliches Consistorium nach Gotha gerufen, ihm eine Strafpredigt gehalten und der Text gelesen ganz gehörig, dann wurde der Pfarrer abgesetzt, und der Stutzel ausgegraben, worauf ihn die Frau Jägermeisterin in der alten Schloßruine beisetzen, und ihm einen schönen Grabstein errichten ließ, auf dem Stutzel abgebildet zu sehen ist, wie er leibte und lebte, nicht etwa heraldisch, daß man denken könnte, die Sage sei aus dem Familienwappen abgekünstelt. Darunter steht mit lateinischen Buchstaben folgende Inschrift:

H. V. W. 1650 war der Hund begraben, H. V. W.
 Daß ihn nicht sollen fressen die Raben.
 Stutzel war sein Name genannt,
 Bei Fürsten und Herren wol bekannt,
 Wegen seiner Treu und Munterkeit
 So er seinem Herrn und Frauen geweiht.
 Schickt man ihn hin nach Friedenstein,
 So lief er hurtig ganz allein,
 Gut hat er sein Sach ausgericht’t,
 Drum hat er diesen Stein gekriegt.

126.
Vom Gerberstein.

Wenn man von der Ruhl aus nach Altenstein wandert, hat man beträchtlich zu steigen und kommt nicht weit vom Gerberstein vorüber, den eine zertrümmerte Felsenwelt von kleinkörnigem, wild zerklüfteten Granit schmückt. Dieser Hochgipfel hat außer dem genannten in Büchern,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)