Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Landgrafenbegräbnis zu Reinhardsbrunn

Die Gründung vom Kloster Reinhardsbrunn Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Der fromme Bäcker
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[279]
145.
Landgrafenbegräbniß zu Reinhardsbrunn.

Wie sich Graf Ludwig von Thüringen, zubenamt „der Springer oder Salier“, in dem von ihm gegründeten Kloster hatte begraben lassen, so that auch die Mehrzahl seiner Nachkommen ein Gleiches. Als Ludwig der erste Landgraf, des genannten Sohn, auf Wartburg gestorben war, wurde er gen Reinhardsbrunn geführt und dort beigesetzt, und da Landgraf Ludwig der eiserne auf seiner Neuenburg an der Unstrut im Sterben lag, legte er seinen um ihn versammelten Vasallen noch zur Buße ihrer Aufruhrgelüste auf, ihn im Sarge von Freiburg bis nach Reinhardsbrunn auf ihren Schultern zu tragen, ein schweres Stück Arbeit, auch wenn ihrer viele waren, und oft gewechselt werden mochte, denn die Weglänge betrug mehr denn 10 Meilen, aber sie gelobten es ihm an die Hand bei Treu und Glauben, weil sie gelernt hatten, ihn, seit er vom Schmiede in der Ruhl hart geschmiedet war, mehr als den Teufel selbst zu fürchten; ja sie hatten zu befahren, er möchte etwann sich tod stellen, sein Begräbniß anordnen, und wehe ihnen dann, wenn er noch lebendig war, und sie ihn nicht trugen. So hielten sie denn ihr Gelübde, und trugen ihn, wie unerträglich ihnen auch solch tragen fiel und vorkam. Ludwig [280] der Milde starb in Accon, und seine Gebeine kamen nach Reinhardsbrunn in das landgräfliche Erbbegräbniß. Gleichermaßen die seines Sohnes Ludwig des Heiligen, der ganz besonders Reinhardsbrunn schätzte und schützte, der die von einem Herrn von Salza auf dem Altenberge zum Schaden des Klosters aufgeschlagene Bergfriede brach, und jenem Urfehde abdrang; der um ein den semperdurstigen Mönchen geraubtes Stückfaß Wein bis tief nach Franken hinein eine Heerfahrt that, und den Räuber zur Wiedergabe zwang. Sein Gebein wurde aus Otranto nach der Gruft in der Reinhardsbrunner Klosterkirche geführt.

Der letzte Landgraf dessen irdische Ueberreste im Kloster Reinhardsbrunn ihre Ruhestätte fanden, war Friedrich der Einfache, mit ihm erlosch zugleich das Thüringer Landgrafenthum.