Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Die Gründung vom Kloster Reinhardsbrunn

Fische auf Bäumen Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Landgrafenbegräbnis zu Reinhardsbrunn
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144.
Die Gründung vom Kloster Reinhardsbrunn.

Etwas Wunderbares geschahe zu den Zeiten, als Graf Ludwig II. von Thüringen, der Sohn Ludwigs mit dem Barte und der Erbauer der Wartburg regierte. Dieser Graf hatte sein väterliches Erbtheil wesentlich vermehrt, den Pfalzgrafen Friedrich zu Sachsen ermordet, dessen Wittwe geheirathet, war von der Veste Giebichenstein bei Halle entsprungen, und wohnte mit seiner Hausfrau auf der Veste Schauenburg, wo beiden die Reue ankam über das, was sie im Einverständniß schlimmes gegen den Pfalzgrafen gethan. Darauf wallte Graf Ludwig gen Rom, und empfing vom Papste Stephan Vergebung der Sünden unter der Bedingniß, daß er ein Kloster stifte, und in demselben selbst als Mönch seine Sünden abbüße.

Zu derselben Zeit wohnte in dem Waldthale, das sich ohnweit Waltershausen und Tenneberg nach Friedrichrode erstreckt, ein Töpfer, des Namens Reinhard, in der Nähe eines starkfließenden Brunnens. Dieser erblickte plötzlich Nacht um Nacht zwei brennende Lichter, die hellen Glanz verbreiteten, so wie er aber auf dieselben zuging, verschwanden sie, und sobald er sich entfernte, leuchteten sie wieder. Von dieser Erscheinung empfing Graf Ludwig Kunde, ritt selbst an den Ort, und sah die wunderbaren Flämmchen. Und da er die ganze Zeit her sich zersonnen, wohin er das gelobte Kloster erbauen solle? nahm er sie für ein göttliches Zeichen, daß hier und nirgend anderswohin der himmlische Vater das neue Kloster haben wolle. Er ordnete den Bau an und gab dem neuen Hause von dem [279] Töpfer und dem Borne den Namen Reinhardsbrunn. Als das Kloster fertig und geweiht, auch mit Mönchen des Benedictinerordens versehen war, begab sich der Stifter und Gründer selbst in dasselbe, starb darin und ward darin begraben.