Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Die Hunde von Wenkheim

Burgsagen um Altenstein Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Bergschätzesagen um Altenstein, Steinbach und Liebenstein
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[246]
131.
Die Hunde von Wenkheim.

Die Burg Altenstein war zur Zeit, als sie bereits Markgrafenstein hieß, im Besitz der Dynasten von Frankenstein; von diesen ging sie durch Verschwägerung an ein thüringisches Rittergeschlecht, die Herren von Salza über. Von einem derselben, Friedrich von Salza, wurde sie im Jahre 1346 an Friedrich den Ernsthaften, Landgrafen von Thüringen verkauft. Deren Nachkommen, Kurfürst Friedrich der Weise und sein Bruder, Herzog Johann der Beständige, belehnten einen Burgmann, Hans Hund von Wenkheim für treu geleistete Dienste mit Burg und Gericht Altenstein. Von dem Geschlechte der Hund von Wenkheim geht auch hier die gleiche Stammsage, wie vom Geschlechte der Welfen, und so vielen Geschlechtern des Namens Hund. Eine der Ritterfrauen beschuldigte eine arme Frau, die mit Drillingen niedergekommen war, deshalb des Ehebruchs und ließ sie hinrichten. Auf der Richtstätte verwünschte die Arme die Edelfrau, daß sie statt 3, 13 Kinder zugleich gebären solle, die Unglückszahl, und bald darauf gebar die [247] Herrin 13 Knäblein auf einmal, welche eine Dienerin aus Furcht vor dem strengen Eheherrn, bis auf einen, ins Wasser tragen sollte. Der Ritter begegnete dieser Dienerin, fragte was sie trage, und die Erschrockene stammelte: Herr! Junge Hunde. Aber der Herr deckte den Korb auf und fand die kleinen Junker in demselben. Heimlich ließ der Ritter sie in einer entlegenen Mühle aufziehen, und als sie insgesammt zu hübschen Knaben erwachsen waren, fragte er die unnatürliche Mutter: welcher Strafe ein Weib verfalle, die ihr neugeborenes Knäblein gleich einem jungen Hunde ertränke? und sie antwortete: Was sie mit Wasser verschuldet, muß sie mit Feuer büßen. Wohlan denn Weib! zürnte da der Ritter: so muß man Dich nach Deinem eigenen Richterspruch zwölfmal verbrennen! Siehe hier Deine Hunde! – und ließ die Thüre öffnen und die zwölf Knaben eintreten. Die Edelfrau erwartete ihre selbstauferlegte Strafe, aber der Gemahl vollzog diese nicht – er ließ sie blos in einem Kloster ihre beabsichtigte Unthat abbüßen, dann fügte er den 12 Söhnen den Namen Hund zu ihrem Familiennamen bei, worauf das Geschlecht sich weit verbreitete. Der auserwählte aber, der zurückbehalten worden war, und den Namen Hund nicht führte, soll erbenlos gestorben sein. „Burckardt Hund, Ambtmann zu Gota vnd Rentmeister“ wie er sich schrieb, erhielt von seinem Herrn dem Kurfürsten zu Sachsen, nebst Hans von Berlepsch, Hauptmann und Amtmann auf Wartburg, den Befehl, Doctor Luther auf seiner Reise über Altenstein durch den Wald gefangen zu nehmen, und führte diesen Auftrag auch in Verbindung mit dem genannten treulichst aus, so daß noch immer sein Name unvergessen ist, und in Ehren genannt wird. Im Jahre 1722 erlosch mit [248] Ehrhard Friedrich Hund von Wenkheim, dessen Andenken durch fromme Stiftungen in Segen lebt, dieses edle Geschlecht, das 2 Jahrhunderte auf Altenstein geboten hatte, und Helm und Schild wurden zerbrochen mit in die Gruft gesenkt.