Textdaten
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Autor: Robert Eduard Prutz
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Titel: Tanzlied
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 145–146
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
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[145]

Tanzlied.

Klinget der Flöten süsser Klang
     Hell durch die Abendkühle,
Schwinget sich rasch das Thal entlang
     Lustiges Tanzgewühle:

5
Eine nur ist’s von allen hier,

     Welche mein Herz kann rühren,
Meine nur ist’s! sie winket mir,
     Rasch sie zum Tanz zu führen!

Heftiger wirbeln der Schalmei’n

10
     Schmetternde Jubellieder,

Kräftiger schliesst mein Arm sie ein,
     Fest um das volle Mieder!
Sprühende Blicke locken, droh’n,
     Suchen zugleich und meiden,

15
Glühende Küsse schweben schon

     Heiss um den Mund uns Beiden.

Flimmernde Aeuglein, süss und weh,
     Brennet mich fast zu Kohlen!
Schimmernde Brüstlein, weiss wie Schnee,

20
     Habt mir das Herz gestohlen!

Prächtiger strahlt die Sonne nicht
     Hoch an dem Himmelsbogen,
Mächtiger hat des Mondes Licht
     Nimmer mich angezogen!

25
Staunende Blicke rings im Kreis!

     Jünglinge schauen lüstern,
Raunende Dirnen, laut und leis’,
     Horch, wie sie stehen und flüstern!

[146]

Fasse du fest und halte mich,

30
     Zärtlicher mich umschlungen,

Lasse die Welt! was kümmern dich
     Neidische Lästerzungen?

Siehe, hier hält uns, plötzlich hier
     Hält uns der Wald umfangen:

35
Fliehe mir nicht! Nicht wehre mir

     Busen und Mund und Wangen!
Ferne nur hör’ ich durch die Nacht
     Leise Musik noch hallen,
Sterne nur über uns und sacht

40
Girrende Nachtigallen!
R. E. Prutz.