Szenerien am Trollhätta in Schweden. Der obere und der Gullöfall

CCLXX. Der Themse-Tunnel Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band (1839) von Joseph Meyer
CCLXXI. u. CCLXXII. Szenerien am Trollhätta in Schweden. Der obere und der Gullöfall
CCLXXIII. Baden bei Wien
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
[Ξ]

ERSTER TROLLHÄTTA-FALL
(Schweden)

[Ξ]

GULLO FALL
Trollhätta

[101]
CCLXXI. u. CCLXXII. Szenerien am Trollhätta in Schweden.
Der obere und der Gullöfall.




Das kleine Dörfchen Trollhättan (10 Meilen von Gothenburg) ist seit einigen Jahren ein zweites Interlacken geworden und versammelt im Sommer Touristen aller Nationen. Es besteht aus etwa 40 Häuschen, welche in einem engen, waldigen Felsthale zerstreut liegen. Mitten unter diesen kleinen Wohnungen prangen, Schlössern gleich, zwei Gasthöfe, welche den Reisenden alle Bequemlichkeiten gut eingerichteter Hotels gewähren und sie mit schwedischer Reinlichkeit würzen. Die Schauwürdigkeit der Gegend, die Goldinsel, der weltberühmte Göta, die Wasserfälle, Ulrikens Denkmal u. s. w. führen die Fremden in Schaaren herbei, und sie gesehen zu haben ist dem fashionablen Touristen so unentbehrlich, wie der Besuch von Neapel und Athen.

Auf einem schmalen, chauffirten Fahrwege zur Linken des Götastroms gelangt man, ⅓ Stunde von Trolhättan, zum obersten Fall. Es ist ein großartiges Schauspiel, den braufenden Göta durch die wilden, bewaldeten Felsen sich Bahn brechen zu sehen, und man kann sich hier lebhaft vorstellen, wie die kurze, unfahrbare Strecke eines so großen Flusses, dessen Wasserreichthum geeignet ist, Seeschiffe in den hinter ihm liegenden Wenersee, also in das Herz des Landes zu tragen, seit Jahrhunderten den patriotischen Unternehmungsgeist stacheln mußte, einen Kanal seitwärts heraus und unterhalb der Fälle wieder hinein zu führen, wäre es auch noch so schwierig und kostbar.

Imponirender als jener ist der Gullöfall. Hier breitet sich der Strom seeartig aus, und tost über ein Felsenwehr von mehr als 1000 Fuß Länge und ungleicher Höhe herab. Zwei kleine Eilande theilen die Fluthen, das eine mit hohen Tannen, das andere, zwischen den höhern Fällen, mit Säge- und Mahlwerken besetzt. Furchtlos zäumt dort der Mensch die entfesselten Gewalten des starken Elements und zwingt sie, seinen Zwecken zu gehorchen. Ein schmaler Weg führt von jener kühnen Ansiedelung quer über den höchsten der Fälle hinüber an’s jenseitige Ufer.