Stunden der Andacht/Gebet am Neujahrs- und Versöhnungsfeste und vor Alenu

« Am Laubhüttenfest beim Kreisgang mit dem Lulaw und Essrog Stunden der Andacht Challa-Gebet »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[135]
Gebet am Neujahrs- und Versöhnungsfeste und vor Alenu.

Gott, dich seh ich überall,
Wohin auch mein Auge schaut,
Von den Bergen, aus dem Thal
Tönet mir der süße Laut:
„Eines Gottes weise Hand
Hat die Himmel ausgespannt,
Schuf den Engel und den Wurm,
Frühlingshauch und Wintersturm.”
 (Salomo.)

Du hoher, Erhabener! In Demuth und Ehrfurcht beuge ich mich vor dir, dessen Herrschaft durch alle Zeiten, durch alle Welten geht. Mein Herz, von Dank und Liebe erglüht, bringt dir sein Lob- und Preislied dar! Wie groß und hehr bist du! [136] Das All entstand auf deinen Wink. Deine Hand legte die Grundfeste der Erde, spannte darüber aus den sterndurchwirkten, strahlenden Himmelsteppich, deine Hand bildete, dein Hauch belebte, was da athmet und sich regt; deine Liebe einzig und allein ist es, die Alles hegt und trägt, schützt und schirmt! Du einzig und allein im Himmel und auf Erden, – ist es deine Macht allein, die in donnernden Wogen des Meeres Fluten schleudert, und den sengenden Samum durch die Wüste führt – das Sternenheer seine friedliche Bahn leitet, und zur Erde schicket den wohlthätigen Sonnenstrahl. Du einzig und allein, immerdar und überall. Wo ich bin, und wohin ich blicke, finde ich dich, du Einziger, Ewigherrlicher, du Schutz und Hort des Alls!

Drum beugt sich vor dir allein mein Knie, bete ich dich im Staube an; schaut zu dir mein Auge auf in jeder Noth, wie in jeder Freude meines Lebens; trage ich zu dir hinauf alle Wünsche und alle Hoffnungen meines Herzens.

Wie unglückselig sind jene, deren Herz so verstockt ist, dich nicht zu fühlen, deren Geist so blind, dich nicht zu schauen, dich nicht in deinen Werken, dich, den Unsichtbaren, nicht in seiner sichtbaren Natur zu erkennen, in diesem Spiegel und Widerschein deiner Herrlichkeit und Größe. O öffne die Augen denen, die nicht sehen, reinige die Herzen derer, die vom Taumel der Leidenschaft befangen, nur dem Götzen der weltlichen, eitlen Freuden huldigend, von dir sich abgewendet haben! daß alle Weltbewohner zu dir zurückkehren; alle von der Erkenntniß deiner Herrlichkeit beseligt werden; alle Knie vor dir sich beugen, alle Herzen dir zufliegen; alle Lippen in dein Lob und Preis sich ergießen; daß dein Name, du Einziger, Ewiger, Wundervoller gefeiert und gerühmet werde durch alle Zeiten und Räume. Amen.