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Das All entstand auf deinen Wink. Deine Hand legte die Grundfeste der Erde, spannte darüber aus den sterndurchwirkten, strahlenden Himmelsteppich, deine Hand bildete, dein Hauch belebte, was da athmet und sich regt; deine Liebe einzig und allein ist es, die Alles hegt und trägt, schützt und schirmt! Du einzig und allein im Himmel und auf Erden, – ist es deine Macht allein, die in donnernden Wogen des Meeres Fluten schleudert, und den sengenden Samum durch die Wüste führt – das Sternenheer seine friedliche Bahn leitet, und zur Erde schicket den wohlthätigen Sonnenstrahl. Du einzig und allein, immerdar und überall. Wo ich bin, und wohin ich blicke, finde ich dich, du Einziger, Ewigherrlicher, du Schutz und Hort des Alls!

Drum beugt sich vor dir allein mein Knie, bete ich dich im Staube an; schaut zu dir mein Auge auf in jeder Noth, wie in jeder Freude meines Lebens; trage ich zu dir hinauf alle Wünsche und alle Hoffnungen meines Herzens.

Wie unglückselig sind jene, deren Herz so verstockt ist, dich nicht zu fühlen, deren Geist so blind, dich nicht zu schauen, dich nicht in deinen Werken, dich, den Unsichtbaren, nicht in seiner sichtbaren Natur zu erkennen, in diesem Spiegel und Widerschein deiner Herrlichkeit und Größe. O öffne die Augen denen, die nicht sehen, reinige die Herzen derer, die vom Taumel der Leidenschaft befangen, nur dem Götzen der weltlichen, eitlen Freuden huldigend, von dir sich abgewendet haben! daß alle Weltbewohner zu dir zurückkehren; alle von der Erkenntniß deiner Herrlichkeit beseligt werden; alle Knie vor dir sich beugen, alle Herzen dir zufliegen; alle Lippen in dein Lob und Preis sich ergießen; daß dein Name, du Einziger, Ewiger, Wundervoller gefeiert und gerühmet werde durch alle Zeiten und Räume. Amen.


Challa-Gebet חלה

Vater im Himmel! Nach deinem heiligen Gebot sondere ich die Hebe von meinem Teige ab. Es mahnet mich diese fromme Sitte nicht nur an die Vergangenheit unseres Volkes, wo unsere Vorfahren ihre Erstlinge alle freudigen Herzens auf deinen Altar niederlegten, sie mahnet mich auch, daß wir auch heute noch auf

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)