Textdaten
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Autor: O. H.
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Titel: Straußbinden
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 324
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[324] Straußbinden. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus!“ so singt der Dichter. Das Zimmer däucht uns ein Gefängniß jetzt, wenn die Sonne scheint und die laue wonnige Lenzesluft zum geöffneten Fenster hereinströmt. Wir weilen jetzt gar gern im Freien, denn wohin wir blicken, da knospt und blüht es, zarte holde Frühlingsboten schmücken Garten und Flur. Wir pflücken die lang entbehrten Blumen, fügen sie zusammen, damit sie uns auch im Zimmer noch manchen Tag mit ihrem Duft erfreuen mögen. Solch ein Strauß wird am leichtesten gebildet, wenn ein regelmäßig, sagen wir pyramidenförmig geartetes Gestell, wie es der belaubte Stengel der Spargelpflanze mit seinem feinen eleganten Grün giebt, nachdem die Spitze abgenommen, mit der linken Hand gefaßt und durch die Rechte mit Blumen gefüllt wird, mit kleineren im Innern, hervorstehenden größeren mit längeren Stielen nach außen, ohne daß erstere verdeckt würden. Am unteren Rande können hängende Blumen angebracht werden, und das Ganze kann mit einer mehr oder weniger kostbaren Seiden- oder Papierhülle (Manschette) abgeschlossen und zum Handgebrauch mit einem ebensolchen dütenförmigen Bouquethalter versehen sein. Die schönste Form ist die der Kugel, auch die der Halbkugel. Wenn die Spitzen des Spargelgrüns allzusehr hervorstehen, kneipt man sie ab.

Es gehört zur Herstellung eines schönen Straußes ebenso wie zu allen anderen Blumengebilden Geschmack, Geschicklichkeit und Farbensinn. Die Farben müssen harmonisch zusammengestellt und über den ganzen Strauß gleichmäßig vertheilt werden; niemals darf ein ganzer Klumpen einer Blumenart oder einer Farbe sich auf einer Stelle geltend machen. Um einen harmonischen Farbenkontrast hervorzubringen, folgen wir der Farbenlehre von Goethe, nach welcher es nur drei Farben giebt: Roth, Blau, Gelb. Aus Roth und Blau entsteht Violett, aus Blau und Gelb wird Grün, aus Gelb und Roth wird Orange. Man stelle deshalb neben eine Hauptfarbe diejenige Mischfarbe, in welcher jene nicht enthalten ist, also Roth neben Grün, Gelb neben Violett, Blau neben Orange, und wo solche Zusammenstellung nicht oder nur annähernd möglich ist, da verwende man viel Weiß, das jeden Fehler gutmacht. Diese Regel für den harmonischen Kontrast gilt oder sollte gelten für alle Gebilde der Binderei, für die Bepflanzung der Blumenbeete wie für die Zusammenstellung von Blumen überhaupt. O. H.