Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Hofmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Stille Gesellschaft
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 101–102
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[100]

Stille Gesellschaft.

Es war zur Zeit der Rosen, sie blühten in voller Pracht,
Da bebte der deutsche Boden von mancher Bruderschlacht;
Recht zwischen Blumen streute die bleiche Saat der Tod
Und färbte den grünen Rasen so roth, so grausig roth.

5
Heiß ist die Junisonne, noch heißer ist der Kampf,

Die zitternden Sommerlüfte ersticken in Rauch und Dampf.
Vergeblich mahnt das Kirchlein, den Friedhof stürmt der Krieg;
Da feiert im eignen Hause der Tod den großen Sieg.

Vom Brand der tiefen Wunden, von Kampf- und Feuersgluth –

10
Wie ruht sich’s in dem Schatten der Kirchenmauer gut!

Da röchelt es und wimmert zum ew’gen Schlaf sich ein;
Es sehen’s nur Rosen und Flieder im Abendsonnenschein.

Nun schwebt die Nacht darüber, von süßem Duft erfüllt,
Als hielt’ ein Fest der Liebe ihr Mantel zart umhüllt.

15
Des Mondes Blicke strahlen herab durch das Gezweig

Und spielen auf Todtenmalen vom alten Todtenreich.

[101]

Stille Gesellschaft.
Originalzeichnung von E. Oehme.

[102]

Und in der Geisterstunde erwacht ein steinern Kind
Und fragt: Wer wohl die Schläfer auf unsern Gräbern sind?
Der Rosenstrauch giebt Antwort: Die schlafen so wie Du,

20
Der Tod der Schlachten drückte die Heldenaugen zu.


Ein steinern Weib daneben: Wer schlug allhier die Schlacht?
Hielt an des gleiches Marken das Heer so schlechte Wacht?
Antwortet drauf der Flieder: Das that kein fremdes Schwert,
Es haben gegen Deutsche hier Deutsche es gekehrt.

25
Da schüttelt ein Mann sein steinern ergrauet Haupt und spricht:

So giebt’s ein einig Deutschland noch diese Stunde nicht? –
Der Friedhofrasen flüstert: Ich decke im deutschen Land
Mehr Krieger, gefallen von deutscher als fremder Feindeshand!

Die Nacht entweicht. Die Stätte grüßt frischer Morgenhauch.

30
Die Geister schlafen wieder, die Todten schlafen auch. –

Wohl stillere Gesellschaft ist nirgend weit und breit. –
Ist dies die letzte Klage, die so zum Himmel schreit? –

Friedrich Hofmann.