Stille Gesellschaft
Stille Gesellschaft.
Es war zur Zeit der Rosen, sie blühten in voller Pracht,
Da bebte der deutsche Boden von mancher Bruderschlacht;
Recht zwischen Blumen streute die bleiche Saat der Tod
Und färbte den grünen Rasen so roth, so grausig roth.
Die zitternden Sommerlüfte ersticken in Rauch und Dampf.
Vergeblich mahnt das Kirchlein, den Friedhof stürmt der Krieg;
Da feiert im eignen Hause der Tod den großen Sieg.
Vom Brand der tiefen Wunden, von Kampf- und Feuersgluth –
Da röchelt es und wimmert zum ew’gen Schlaf sich ein;
Es sehen’s nur Rosen und Flieder im Abendsonnenschein.
Nun schwebt die Nacht darüber, von süßem Duft erfüllt,
Als hielt’ ein Fest der Liebe ihr Mantel zart umhüllt.
Und spielen auf Todtenmalen vom alten Todtenreich.
Und in der Geisterstunde erwacht ein steinern Kind
Und fragt: Wer wohl die Schläfer auf unsern Gräbern sind?
Der Rosenstrauch giebt Antwort: Die schlafen so wie Du,
Ein steinern Weib daneben: Wer schlug allhier die Schlacht?
Hielt an des gleiches Marken das Heer so schlechte Wacht?
Antwortet drauf der Flieder: Das that kein fremdes Schwert,
Es haben gegen Deutsche hier Deutsche es gekehrt.
So giebt’s ein einig Deutschland noch diese Stunde nicht? –
Der Friedhofrasen flüstert: Ich decke im deutschen Land
Mehr Krieger, gefallen von deutscher als fremder Feindeshand!
Die Nacht entweicht. Die Stätte grüßt frischer Morgenhauch.
Wohl stillere Gesellschaft ist nirgend weit und breit. –
Ist dies die letzte Klage, die so zum Himmel schreit? –