Stein- und Braunkohlen und Torf

Textdaten
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Autor: Emil Adolf Roßmäßler
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Titel: Stein- und Braunkohlen und Torf
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, 46, S. 577–578, 632–633
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Serie: Stein- und Braunkohlen und Torf
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[577]

Stein- und Braunkohlen und Torf.

Von E. A. Roßmäßler.
(Erster Artikel.)

Der nach edeln und sogenannten unedeln Metallen – unter welchen letzteren doch das edelste von allen, das Eisen, mit begriffen wird – im Schooße der Erde wühlende Bergmann thut nicht etwas so Wichtiges, als derjenige, welcher zum Schutze unserer Wälder vorweltlichen Brennstoff zu Tage fördert.

Täglich werden größere Ansprüche an den Wald gestellt. Die mit jedem Jahre zunehmende Baulust, die immer neuen Eisenbahnlinien verschlingen in Besorgniß erregender Weise ungeheuere Massen von Holz. Und selbst wenn des Waldes ganze Bestimmung in dem Genügen dieser Anforderungen läge, selbst dann müßte man nun endlich daran denken, ihn zu schonen. Er hat aber noch eine viel höhere Bestimmung zu erfüllen: er hat uns die Bewohnbarkeit des heimischen Bodens zu bewahren. Leider denken nur Wenige ernstlich über diese Bedeutung des Waldes nach. Jeder aber, der dies that, aus Grund einer tieferen Kenntniß von den Bedingungen des Klimas eines Landes that, der muß nachgerade ein unheimlichen Grauen empfinden, wenn er jährlich die Ansprüche an den Wald sich mehren sieht. Er stimmt mir bei, wenn ich ein leichtsinniges Niederschlagen der Waldungen für ein gravamen de futuro, für das größte Verbrechen an unseren Nachkommen erkläre. Männer, wie Burgsdorf, Heinrich Cotta, Hartig haben glücklicherweise nicht umsonst gelebt und es ist so sehr zum Dogma eines weisen Staatshaushaltes geworden, der Zukunft Deutschlands Waldungen zu erhalten, daß wir in Beziehung auf die Staatsforsten wenigstens in Deutschland wohl ziemlich allgemein außer Sorge sein dürfen.

Es ist jetzt nicht meine Aufgabe, diese interessante, diese unbeschreiblich wichtige Bedeutung des Waldes näher eingehend zu besprechen; ich wollte nur durch diese wenigen Werte der Bedeutung des „vorweltlichen Brennstoffes“ eine anderweite Begründung geben.

Nichts weniger als ein Bewunderer des halsbrechenden Actienschwindels, dieser Sucht, das Geld zum Arbeiter zu machen und selbsteigenes Thun aus herzklopfendes Wagen zu beschränken, so bin ich doch in eifrigster Werthschätzung des Waldes von Herzen einverstanden mit den überall zu lesenden Anpreisungen von Actienunternehmungen auf Stein- und Braunkohlen! In solchen Action zu speculiren und damit das Nachgraben nach diesen wichtigen Schätzen zu befördern – das ist geradezu ein großes Verdienst, und Derjenige, der sich dabei verspeculirt, ist der einzige Aetienspeculant, den ich bedaure, denn er erscheint mir als Märtyrer im Dienste der kommenden Geschlechter.

Diese Kohlensucherei, der man wünschen möchte, daß die Wünschelruthe eine Wahrheit wäre, hat aller Orten den Mangel an Wissen über ihr Vorkommen fühlbar gemacht. Sachverständige sind mit einem Male aus „gemiedenen Stockgelehrten“ zu gesuchten Rathgebern geworden. Solcherlei Fragegesuchen begegnet für das Königreich Sachsen, wenn dieselben sie nicht geradezu hervorgerufen haben, die eben bei Engelhardt in Freiberg erschienene „Kohlenkarte, aus welcher die Verbreitungsgebiete der Kohlenformationen im Königreich Sachsen dargestellt sind. Herausgegeben von B. Cotta,“ dem Sohne des großen Forstmannes.

Auf Grund dieser Karte und des dazu gehörenden Heftes: Erläuterung zu der Kohlenkarte von Sachsen ist es nun leichter als bisher, sich über Graben oder Nichtgraben, „Zeichnen oder Nichtzeichnen“ zu entscheiden. Gewißheit, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit sind die drei, durch Schwarzbraun, Schwarz und Rosenroth ausgedrückten, Farben der Karte hinsichtlich der Steinkohlen, während für die Braunkohlensuchenden die Gewißheit durch Dunkel- und die Hoffnung durch Hellbraun ausgedrückt wird und [578] das Rosenroth (eine hohnneckende Anwendung dieser Farbe der Liebe!) auch für sie Hoffnungslosigkeit ausspricht.

Ueberschaut man die Karte, welche das Ergebniß der genauesten geognostischen Kenntniß Sachsens, aber leider kein Meisterstück des lithographischen Farbendrucks ist, so sieht es für die Kohlensuchenden vorwaltend rosig d. h. trost- und hoffnungslos aus. Doch dürfen sich die unermüdlichen Speculanten am Weiß einigermaßen trösten, von welchem die Farbenscala sagt: „zweifelhaftes Gebiet, in welchem möglicherweise Braun- oder Steinkohlen gefunden werden können, in welchem aber kein bestimmter Grund vorliegt, danach zu suchen.“

Ob sich wohl die Actienindustrie durch diese letzten Worte immer wird abhalten lassen, doch zu suchen? Nun, wenn auch wahrscheinlich keine Steinkohlen, so könnten sich doch hier und da vielleicht Braunkohlen finden.

Im Süden des Königreichs ist gar nichts zu hoffen, denn da ist die Braunkohlenfärbung bereits jenseits der Landesgrenze in Böhmen. Es wäre daher der sehr dankenswerthen Karte sehr zu wünschen, daß die Landesgrenzen darauf angegeben wären, damit es nicht etwa Einem, der in derlei Unternehmungen stärker ist als in geographicis, widerfahre, auf ein böhmisches Braunkohlenfeld, die gleich jenseits der Grenze sehr umfänglich sind, ein Actienausschreiben zu machen.

Die Kohlenkarte weist drei große und einige kleine Steinkohlenbecken nach. Das größte von jenen ist das Zwickauer, welches sich nordwestlich breit in das Altenburgische hineinerstreckt und östlich in einem nordwärts gekrümmten Bogen über Chemnitz und Frankenberg bis über Hainichen hinausgeht, wo Steinkohlenwerke im Betriebe sind. Das zweite größere Becken ist das Potschappeler oder das des Plauenschen Grundes. In beiden wird bekanntlich Steinkohle in größtem Maßstabe gefördert. Das dritte blos schwarz gefärbte Becken, wo also Steinkohlen „mit einiger Wahrscheinlichkeit nachzusuchen sind“, liegt um die Stadt Mügeln herum, zwischen Leisnig und Oschatz. Zwei kleine schwarze Stellen finden sich bei Geithain und Kohren, und vier dicht an der böhmischen Grenze bei Olbernhau und Geising.

Das Braunkohlengebiet haben wir mehr in den nördlichen Landestheilen zu suchen, in den Niederungen der Elbe, der Mulde, der Elster und der Pleiße, wo auch an vielen Orten Braunkohlengruben im Gange sind. Dasselbe gilt von der Oberlausitz, wo namentlich bei Zittau eine große Braunkohlenausbeutung stattfindet.

So hätten wir denn für Sachsen eine maßgebende Anleitung für Kohlensucher. Möge in anderen Ländern bald Nachfolge erstehen.

Wie die Vertheilung der Steinkohlenformation in ganz Deutschland sich zeige, soll in einem zweiten Artikel mitgetheilt werden, welchem sich dann noch einige weitere anreihen sollen über die Steinkohlenformation im Allgemeinen, über das Vorkommen der Steinkohlen, über ihre Entstehung und über ihre Gewinnung. Mit der Braunkohlenformation, die einer viel neueren Epoche angehört, und mit der Torfbildung soll dann der Kreis der vorweltlichen Brennstoffe geschlossen werden. Wir hoffen dadurch vielen unserer Leser einen nicht unnützlichen Dienst zu erweisen, wenigstens scheint es ganz angemessen, daß diese wichtige Tagesfrage, ja eine Lebensfrage unserer Zukunft, in der Gartenlaube einmal mit einiger Ausführlichkeit behandelt werde.



[632]
Die Vertheilung derselben in Deutschland.

Man mag sich die Entstehungsweise der die Erdrinde bildenden Gesteinsschichten in vulcanistischem oder in neptunistischem Sinne, als das Werk schnell verlaufender Katastrophen oder langsam und ununterbrochen wirkender Vorgänge denken, so bleibt Eins unter allen Verhältnissen in Geltung, nämlich daß jene Gesteinsschichten sich nicht auf der ganzen Erdoberfläche gleichmäßig ausbildeten und daher die Erde keineswegs das Bild einer von Schalen rings umhüllten Zwiebel darbietet. Wenn dem so wäre, würden uns die Steinkohlen der nach ihnen vorzugsweise benannten Formation unerreichbar sein; denn wenn dann auch überall in einer gewissen Tiefe eine steinkohlenhaltige Schale liegen würde, so würde diese von den nach ihr abgelagerten Schalen so hoch bedeckt sein, daß eine Erbohrung derselben für unsere schwachen Kräfte eine Unmöglichkeit sein würde.

Nach der Bildung der Steinkohlenformation haben sich die Permische, die Trias-, die Jura-, die Wealden-, die Kreide-, die sogenannten Tertiär-Formationen und das Diluvium abgelagert; die zum Theil mehre Tausend Fuß mächtige Schichten bilden, so daß also, wenn diese Formationen alle über der Steinkohlenformation sich überall gleichmäßig gebildet hätten, diese überall viele Tausende von Fußen tief liegen würde. Dies ist aber zu unserm Vortheil nicht der Fall, sondern oft blieb die Steinkohlenformation ohne Ueberlagerung oder wurde nur wenig von anderen Formationen überlagert, oder auch ein hoch überlagertes Gebiet der Steinkohlenformation wurde später durch vulcanische Kräfte empor gehoben und durch Zerbrechen der darüber lagernden Formationen der Oberfläche der Erde näher gerückt. Für einen späteren Artikel behalte ich mir hierüber einige nähere Mittheilungen vor.

Die Steinkohlen kommen aber nicht blos in der vorzugsweise sogenannten Steinkohlenformation vor, welche zu den ältesten versteinerungführenden (den sogenannten paläozoischen) Formationen gehört, sondern auch in jüngern und zuletzt noch in der Kreideformation. Es findet sich aber Steinkohle sogar hier und da auch in solchen Schichten, welche noch älter als die Steinkohlenformation sind. Man kann daher die Vertheilung der Steinkohlen in Deutschland nicht einfach aus einer geognostischen Karte an der entsprechenden schwarzen Färbung der Gebiete der Steinkohlenformation ersehen. Dennoch ist und bleibt die eigentliche Steinkohlenformation die Hauptlieferantin dieses unentbehrlich gewordenen Brennmaterials, sowohl was dessen Menge als Güte betrifft; wir wollen daher zuerst diejenigen Gebiete Deutschlands aufzählen, in denen die Steinkohlenformation die Kohlenspenderin ist.

Zunächst ist das südlich vom 49° N. Br. liegende Land auszuschließen, weil in ihm nur geringe Spuren der Steinkohlenformation vorkommen, und die wenigen daselbst gefundenen Steinkohlen theils älteren theils jüngeren Formationen angehören. Eben so sind in Nordeutschland, namentlich in dessen östlicher Hälfte noch keine Steinkohlen gefunden worden. Dort sind die Formationen fast durchweg von den Ablagerungen des Diluviums und des Alluviums bedeckt. Die ältere Steinkohle, — wie wir die der Steinkohlenformation in der Kürze nennen wollen — ist in Deutschland an 13 Punkte vertheilt.

1. Nordwestlich begegnen wir den ersten Steinkohlen bei Ibbenbühren in dem preuß. Regierungsbezirk Münster, ein kleines abgerundetes Gebiet einnehmend.

2. Südlich unter diesem und ein wenig mehr westlich kommt zunächst das westphälische Steinkohlenbecken im Gebiete der Ruhr. Es hat im allgemeinen die Gestalt eines flachen Dreiecks, dessen nordwärts gekehrte Grundfläche ziemlich horizontal von W. nach O. verläuft und das seine Spitze gegen Elberfeld kehrt. Die durch Schleußen schiffbar gemachte Ruhr führt die Kohlen bei Ruhrort in den Rhein, wo sie als „Ruhrkohlen“ durch Schleppschiffe den Rhein auf- und abwärts weit verführt werden.

3. Am linken Rheinufer begegnen wir einem ausgedehnten Steinkohlengebiet, welches nur zum kleinen Theil Deutschland, zum größten Theil Belgien angehört. Es beginnt südlich von Jülich zwischen Düren und Aachen und erstreckt sich längs dem Nordrande der Ardennen in westsüdwestlicher Richtung über Namur und Charleroi durch Belgien, dann über Balenciennes nach Frankreich hinein und ist das bedeutendste Steinkohlengebiet des europäischen Festlandes. Der uns zufallende Theil führt den Namen des Aachener Steinkohlenbeckens.

Diese drei Kohlengebiete stehen ohne Zweifel in unterirdischem Zusammenhang, welcher aber an den zwei Unterbrechungsstellen von jüngeren Schichten überlagert ist.

4. Gehen wir aus der Landkarte noch weiter südlich und mehr östlich, so stoßen wir aus das große Pfälzisch-Saarbrücker Steinkohlenbecken, durch welches der westlichste Theil der Ludwigshafen-Bexbacher Eisenbahn mitten hindurchführt, deren wesentliche Fracht die Steinkohle bildet. Es nimmt einen Flächenraum von 60 Quadratmeilen[WS 1] ein, und es sind darin schon mehr als 100 einzelne Kohlenflötze übereinander gezählt worden. Die Eisenbahn geht eine lange Strecke in einem tiefen Durchstiche durch das Schichtensystem der Steinkohlenformation hin, so daß man an den hohen Böschungen die breiten schwarzen Streifen der Kohlenflötze mit den wechsellagernden grauen Schieferthon- und Sandsteinschichten abwechseln sieht. Dieses reiche, gut abgerundete Steinkohlenfeld hat an der nordwestlichen Seite seines Gebietes einige abgetrennte kleinere Kohlenlager und über diesen, jenseits der Nahe, eine lange schmale Erstreckung, auf welcher die Oldenburgische Enclave Birkenfeld liegt.

5. Es folgt nun nach Osten zu eine breite Fläche, wo nirgends die Steintohlenformation vertreten ist und erst auf dem Thüringer Walde, zwischen Schmalkalden und Ilmenau finden wir sie als ein fünftes Kohlengebiet wieder, welches aus mehreren Parcellen besteht.

6. Weiter östlich treffen wir in der Länge von Halle bei Wettin und Löbejün auf ein sechstes Kohlengebiet, jedoch in ziemlich beschränkter Ausdehnung.

7. Einige Stunden südlich vom Brocken bei Ilefeld liegt das kleine Harzer Steinkohlenbecken.

Noch weiter östlich, um einen Grad südlicher, kommen wir in ein großes Steinkohlengebiet, welches sich in zahlreichen getrennten, zum Theil ziemlich ausgedehnten Parcellen über das Königreich Sachsen, zum größten Theil jedoch auf Böhmen vertheilt. Auf Sachsen kommen

8. das sogenannte erzgebirgische Becken zwischen Flöha und Zwickau und

9. das kleine, aber reiche Becken von Potschappel. Zwischen beiden liegt das der ältesten Bildungszeit der Steinkohlenformation angehörige und mit dem Zwickauer unterirdisch vielleicht zusammenhängende Hainichener Becken und weiter südöstlich liegen die sehr kleinen Gebiete im obern Erzgebirge von Brandau bei Olbernhau, von Zaunhaus, Schönfeld, Bärenburg und Altenberg.

An dem Sübabhange des Erzgebirges erheben sich aus einem wellenförmigen Tertiärlande die malerischen Klingstein- und Basaltkegel des Mittelgebirges, an welche noch weiter südlich über Theresienstadt und Raudnitz ganz flaches Schwemmland grenzt, welches die Eger und Elbe durchfließen. Hieran stößt

10. das bedeutende vielfach getheilte und aus zwei größern und mehren kleineren Abtheilungen bestehende Böhmische Steinkohlengebiet. Es liegt in dem Winkel, den die Beraun mit der Moldau bildet, westlich und südwestlich von Prag. Das böhmische Steinkohlengebiet ist insofern ein klassisches, als von ihm aus durch den Grafen Caspar von Sternberg die wissenschaftliche Erforschung „der Flora der Vorwelt“ durch dessen berühmtes Werk dieses Namens ausgegangen ist.

11. Indem wir die kohlenführenden Schichten der eigentlichen Steinkohlenformation in Deutschland weiter aufsuchen, finden wir sie erst wieder zwischen dem Riesengebirge und den Sudeten in der schlesischen Grafschaft Schweidnitz bei Waldenburg, [633] Neurode, Landshut, Charlottenbrunn u. s. w. Der südliche Bogen dieses beinahe eine Kreislinie bildenden Gebietes fällt Böhmen anheim.

12. Das östlichste zusammenhängende größere Gebiet findet sich zwischen Tarnowitz und Krakau, zu dem noch einige kleine südwestlich vertheilte Abtheilungen gehören.

13. Endlich erscheint die Steinkohlenformation noch einmal zugänglich unweit Brünn in Mähren in einem kleinen Gebiete.

Was nun die jüngere Steinkohle betrifft, d. h. diejenige, welche in jüngeren Gebirgsformationen eingelagert ist, so steht diese der älteren an Bedeutsamkeit nach und nur an einigen Orten gibt sie Gelegenheit zu einer beträchtlichen Gewinnung.

Die zunächst über der Steinkohlenformation folgende Permische Formation ist in der unteren Abtheilung des Zechsteines, der die in Rußland sehr entwickelte Formation in Deutschland vertritt, zwar immer mit Bitumen durchdrungen, aber zu Kohlen bringt er es nicht, ausgenommen ¼ bis ½ Zoll dicke Pechkohlenflötzchen.

Die über dem Zechstein kommende Formation des Rothliegenden, obgleich mit der Steinkohlenformation in Deutschland unmittelbar (ohne den dazwischen tretenden Zechstein) vergesellschaftet und lange Zeit als ein oberes Glied derselben betrachtet, findet sich wenigstens auf deutschem Boden ohne Steinkohlen, obgleich man dies in neuerer Zeit bei Baireuth vermuthet.

Der Buntsandstein und der Muschelkalk, die beiden unteren Glieder der nun aufwärts folgenden Trias-Formation enthalten keine Steinkohle, wohl aber das dritte, oberste, Glied: der Keuper. Man nennt die Steinkohle des Keupers, die namentlich in Baden und Württemberg weit verbreitet ist, Lettenkohle. Sie hat sich aber noch nirgends recht bauwürdig gezeigt.

Ueber der Trias folgt die Juragruppe, aus der (unteren) Liasformation (sprich Leias) und aus der (oberen) Juraformation bestehend, welche letztere wieder in den braunen und den weißen Jura zerfällt. Im Lias kommen außer einzelnen Stücken und Brocken von Pechkohle in dessen Kalksteinen auch förmliche, wenn auch nicht sehr mächtige, Kohlenflötze in dem Liassandsteine vor, z. B. bei Helmstedt im Herzogthume Braunschweig und bei Hildesheim im Hannöverschen. Die Liaskohle ist hier und da ein Gegenstand des Bergbaues. Der in manchen anderen Ländern kohlenreiche braune Jura (auch Dogger genannt) zeigt sich in Deutschland arm daran. Dasselbe gilt von dem weissen Jura, der bei Boltigen im Canton Bern vier Kohlenflötze enthält.

Einzig und allein im nördlichen Westphalen tritt für Deutschland die Wealdenformation auf, wo sie namentlich im Schaumburgischen und Bückeburgischen sehr reich an Steinkohle ist, welche der besten englischen an Güte gleichkommt.

In der nun folgenden Kreideformation kommen in Wenig-Rackwitz in Schlesien und bei Grünbach in Oesterreich bauwürdige Steinkohlenflötze vor. Bei Quedlinburg baut man ein schwaches Kohlenflötz in den bunten Thonen eines der zahlreichen Glieder ab, aus denen die Kreideformation zusammengesetzt ist.

Steigen wir noch höher in der Reihe der Gebirgsformationen empor, so treten wir in das Gebiet der sogenannten Tertiärformationen. Wenn wir den großen Unterschied zwischen den Stein- und Braunkohlen — welchen letzteren wir nun begegnen — im Auge behalten, so müssen wir geneigt sein, zwischen der Ablagerung der Kreideformation und der der ältesten Tertiärschichten eine lange Zwischenzeit anzunehmen. Der Zeitraum, während welches die Tertiärschichten auf Deutschlands Boden abgelagert wurden, ist ohne Zweifel ein sehr langer gewesen und es scheinen dieselben zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen beschränkteren Oertlichkeiten unabhängig von einander abgelagert worden zu sein. Daher findet man auch die diesen Schichten zukommenden Braunkohlenlager sehr verbreitet und von den verschiedensten Graden der Umwandlung aus Holz in kohlige Substanz, so daß die Braunkohlen oft dem lebendigen Holz noch ganz nahe stehen oder der echten Steinkohle schon sehr nahe kommen. Der berühmte Geolog Leopold von Buch hat die zahlreichen Braunkohlenlager Mittel- und Norddeutschlands in sieben Becken gruppirt:

1. Das Oberrheinische Becken, zwischen dem Schwarzwald und den Vogesen.

2. Das Rheinisch-Hessische Becken, zwischen dem Taunus, dem Westphälischen Sauerlande und dem Thüringer Walde.

3. Das Niederrheinische Becken, von Bonn bis über Aachen und Düsseldorf.

4. Das Thüringisch-Sächsische Becken; es begreift Thüringen und die sämmtlichen sächsischen Lande.

5. Das Böhmische Becken, das nördliche Böhmen.

6. Das Schlesische Becken, vom Bober bis tief nach Oberschlesien; es hängt mit den galizischen und polnischen Braunkohlenbildungen zusammen.

7. Das Norddeutsche Becken, umfaßt den ganzen Norden Deutschlands, bis Preußen, Posen und Polen.

Die Vertheilung des Torfes ist nicht mehr, wenigstens nicht mehr allein von vorweltlichen Anlässen abhängig. Wir wissen, das die Torflager sich am häufigsten auf rauhen, teilweise bewaldeten Hochebenen finden und noch fortwährend im „Wachsen“ begriffen sind. Wir werden dem Torfe später eine besondere Besprechung widmen. (Im nächsten Artikel folgt eine Schilderung des Vorkommens und der Entstehung der Steinkohle.)



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ouadratmeilen