Sommer (Gartenlaube 1888)
[466]
Sommer.
Wenn draußen lastet die Sommergluth,
In Wipfeln schlafen die Winde:
Wo ist die Liebe behütet gut?
Unter der blühenden Linde.
Das wölbt sich so klug,
5
Und dämmert genug,Daß die laute Welt sie nicht finde.
Hoch oben summt es, und hier ist’s still;
Grasmückchen hascht mit dem Gatten –
Da fragen die Lichter, wer küssen will?
10
Ins Herz tief duften die Schatten. Im Aug’ ein Stern –
Und ein Kuckuck fern –
O wunderselig Ermatten!
Viktor Blüthgen.